Rätsel um nicht ausbezahltes Honorar

Fahndungsplakat verschwundener Arzt Matthäus W.
Ein seltsam aufgeräumter Schreibtisch und noch weitere Ungereimtheiten.

Ein seltsam aufgeräumter Schreibtisch und noch weitere Ungereimtheiten.Am 18. Jänner stattete eine Mordermittlerin des Landeskriminalamtes Wien dem Rudolfinerhaus einen überraschenden Besuch ab. Ziel war es, die zwischenmenschliche Beziehung zwischen dem ärztlichen Direktor und dem abgängigen Dr. Wegmann zu erläutern.

So steht es im anschließend angefertigten Polizeiprotokoll, das dem KURIER zugespielt wurde. Im Beisein des Direktors wurde Wegmanns Dienstzimmer betreten. Dieses wirkte aufgeräumt und ordentlich.

„Der Schreibtisch war praktisch leer“, ergänzt der Bruder des Wiener Top-Mediziners. „Das passt so gar nicht zu meinem Bruder, der war eigentlich sehr unordentlich.“ Damit stellt sich die Frage, ob jemand das Dienstzimmer von Matthäus Wegmann betreten und vielleicht Unterlagen beseitigt hatte?

Wie berichtet, sind die Umstände des Suizids des im Rudolfinerhaus arbeitenden Allgemeinmediziners Wegmann mehr als mysteriös. Die Familie wirft dem Spital „eine Beteiligung an seinem Selbstmord“ vor und meint, der Arzt habe zuletzt sogar Angst vor dem Krankenhaus gehabt. Das „Rudihaus“, wie es intern genannt wird, weist derartige Vorwürfe aber vehement zurück.

Fix ist, dass Wegmann rund 166.000 Euro offenes Gehalt nicht ausbezahlt wurde und er deshalb unter Geldschwierigkeiten litt – was für seinen Bruder das Motiv für den Freitod im vergangenen Dezember darstellt (der KURIER berichtete ausführlich). Einen Grund, warum Wegmann rund 80 Prozent seines Jahreseinkommens einfach nicht ausbezahlt wurde, konnte das Rudolfinerhaus gegenüber dem KURIER bisher nicht nennen.

In einem Mail an den Bruder des Toten gibt der Geschäftsführer Paul Aiginger an, dass Wegmann seine Arztbriefe immer verspätet abgegeben habe. Allerdings, so schreibt Aiginger, hatte er dies im Dezember ohnehin nachgereicht. Er betont auch: „Ich war zwar der direkte Vorgesetze Ihres Bruders, ich habe aber keineswegs Ihrem Bruder die Arbeit im Rudolfinerhaus schwer gemacht. Ein tiefergehendes Gespräch über die Probleme seiner Tätigkeit haben wir leider nichtgeschafft.“ Für eine genaue Stellungnahme ist Aiginger derzeit nicht verfügbar, er urlaubt derzeit im Ausland.

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