Flüchtlinge in der Akademie: „Werden nicht aufgeben“

Pressekonferenz in der Aula: Flüchtlinge wollen weiterkämpfen.
Flüchtlinge fühlen sich im Stich gelassen und besetzen weiter die Kunst-Universität.

Es ist eine schier unendliche Geschichte. Vor gut einem Jahr besetzten Flüchtlinge den Votivpark. Nach dem Umzug ins Servitenkloster ist jetzt die Kunst-Uni an der Reihe.

Am Mittwoch luden die mittlerweile verbliebenen 24 Flüchtlinge einmal mehr zur Pressekonferenz: „Wir wollen zusammenbleiben. Wir brauchen eure Hilfe“, betonten Vertreter in der Akademie der bildenden Künste. Die Universität wollen sie vorerst nicht verlassen und als neuen Austragungsort für ihre Proteste nützen – bis sie ein geeignetes Quartier gefunden haben. Denn im Servitenkloster können die Asylwerber aufgrund von Renovierungsarbeiten nicht länger bleiben.

Flüchtlinge in der Akademie: „Werden nicht aufgeben“
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Wie berichtet, suchten die Flüchtlinge Dienstagabend nach einer Diskussionsrunde Schutz in der Kunst-Uni. Der Grund für die Ortswahl: „Wir haben sonst keine Möglichkeit“, erklärt Mir Jahangir. Zudem hätten Studenten wie Lehrpersonal der Akademie von Anfang an ihre Unterstützung gezeigt. Rund 200 „Supporter“ blieben mit den Asylanten in der Uni. Mir Jahangir stellt klar: „Wir werden nicht aufgeben, solange es keine Lösung gibt.“

Friedliches Leben

Die Flüchtlinge fühlen sich von Staat, Kirche und Caritas im Stich gelassen. Sie äußerten bei der Konferenz ihre Kritik an der Asylpolitik Europas und Österreichs.

„Wir wollen eine Aufenthaltsgenehmigung“, erklärt Khan Adalat. Bei 17 der 24 Flüchtlinge laufen die Asylverfahren immer noch. Ein Flüchtling ergänzt: „Wir wollen nur ein friedliches Leben führen – so wie die anderen Bürger in Österreich auch.“

Der Grundversorgungsauftrag der Caritas im Servitenkloster endete am Mittwoch. Die Caritas betont, dass keiner der Flüchtlinge unversorgt auf der Straße landen würde. Einzig ein gemeinsamer Wohnraum wäre nicht aufzutreiben gewesen, wohl aber ein Veranstaltungsraum (siehe Interview).

Wie lange die Uni-Räume genutzt werden können, ist unklar. Rektorin Eva Blimlinger lässt die Aula einstweilen noch nicht räumen. Das Wissenschaftsministerium hält sich zurück. „Die Universitäten sind autonom. Wir haben damit nichts zu tun“, so eine Sprecherin.

Pläne nach einem etwaigen Rausschmiss gibt es nicht. Khan Adalat: „Vielleicht gehen wir wieder in den Votivpark.“

Schützenhilfe haben die Servitenkloster-Flüchtlinge aus Niederösterreich erhalten. Der Schwechater Dechant Gerald Gump bietet den „Refugees“ an, einen Versammlungsraum der Pfarre für Veranstaltungen und Pressekonferenzen zu nutzen.

„Schwechat ist von Wien aus leicht erreichbar, unsere Türen stehen immer offen“, sagt Gump im KURIER-Gespräch. Mehr als 1000 Menschen aus 50 Nationen haben in den vergangenen Jahren spontane Unterstützung durch den engagierten Gottesmann erhalten. Die Caritas kam zuletzt auf Gump zu, er willigte sofort ein. Warum?

„Es gibt ein Buch, das über 2000 Jahre alt ist. Es nennt sich Bibel. Danach lebe ich. Es zählt zum christlichen Grundauftrag, Menschen in Not zu helfen“, hält Gump fest.

Für ihn liegt das Asylrecht im Argen. „Nicht das Leben soll sich ändern, sondern das Recht soll sich ändern“, fordert Gerald Gump. „Österreich kürzt die Entwicklungshilfe, in Lampedusa sterben fast täglich Flüchtlinge. Hier muss ein Umdenken stattfinden“, fordert Gump.

Ob die 24 Flüchtlinge das Angebot annehmen, ist unsicher. Sie wollen laut letzten Informationen lieber in Wien bleiben.

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