Fiaker-Gate: Der Tierschützer als Menschenfeind
Manches, denkt man sich, gibt es wirklich nur in Wien.
Wie einen Fiaker, der seinen ganz persönlichen Ibiza-Moment erlebt, als er heimlich dabei gefilmt wird, wie er - im Scherz? - davon erzählt, dass die Pferde in Wien gerne mal zu Leberkäse verarbeitet werden, wenn sie nicht für ihr Futter arbeiten.
Was dann - in dieser Reihenfolge - passierte, war vorerst ziemlich erwartbar: Große Empörung bei den Tierschützern von "Vier Pfoten", die sich als Aufdecker betätigt hatten. Aufregung bei Tierfreunden. Erheiterung im Netz. Zerknirschte Entschuldigungen und Rechtfertigungen des Fiaker.
Man könnte meinen, die Sache sei damit ausgestanden. Ist sie nicht.
Der Fiaker überlegt rechtliche Schritte. Die Tierfreunde von "Vier Pfoten" wiederum lassen es sich nicht nehmen, nachzulegen. Und gingen nun erneut mit einer längeren Sequenz aus dem inkriminierenden Video an die Öffentlichkeit. (Der Fiaker hatte zuvor behauptet, seine Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Auch das kennen wir aus Ibiza.)
Kampf gegen Traditionsgewerbe
Spätestens an dieser Stelle beginnt die an sich ganz amüsante Geschichte unlustig zu werden: Weil sich - wieder einmal - zeigt, dass Tierschützer in ihrer Tierliebe gerne über Menschenleichen gehen. Nur bildlich gesprochen, natürlich.
Einen einfachen Fiakerfahrer wegen seines (zugegeben etwas missglückten bis sehr dummen) Witzes ein zweites Mal durch die Social-Media-Arena zu treiben, ist würdelos. Das nehmen die Tierschützer in Kauf. Weil es ihnen natürlich längst nicht mehr um den Einzelfall geht. Sie wollen an dem Fiaker ein Exempel statuieren und führen ihren Kampf gegen das Traditionsgewerbe auf dem Rücken eines Einzelnen. Daraus entsteht gerade ein PR-Krieg, den sie nur verlieren können.
Was lernen wir?
Nicht nur, dass Humor in Zeiten der Empörungsgesellschaft sehr gefährlich sein kann. Sondern auch, dass die Unversehrtheit von Rosmarin wichtiger ist als die von Fiakerfahrern.
Man darf in dieser Stadt nämlich durchaus auch ganz ernsthaft gegen Tiere sein - aber nur, wenn sie Pflanzen zu schaden bringen.
So wie jene Biber, die man - wie berichtet - nun von der Alten Donau verbannen will. Die Tiere hatten Rosmarinbüsche angeknabbert. (Und Salbei.)
Wahrscheinlich gibt es auch das nur in Wien.
Ab sofort kommentieren Christoph Schwarz und Julia Schrenk an dieser Stelle regelmäßig Amüstantes, Skurriles und manchmal auch Nachdenkliches, das (wahrscheinlich) nur in dieser Stadt passiert.
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