"Feldversuch" fürs Klima: 32 Wiener Firmen stellen auf E-Mobilität um

ÖAMTC versorgt NÖ Wirtschaftsagentur ecoplus mit E-Ladestationen: Das Industriezentrum NÖ-Süd und Donau Gewerbepark Krems bekommen 18 neue ÖAMTC ePower-Ladepunkte für E-Driver.
Stadt Wien und WK arbeiten mit 32 Unternehmen daran, bald CO₂-frei unterwegs zu sein. Für die Firmen ist das eine finanzielle Herausforderung, die aber unumgänglich scheint.

Die berühmte „letzte Meile“ – also kurze Wege der Transport- und Logistikbranche in der Stadt – werden von 32 Wiener Unternehmen bald CO₂-frei gefahren. Am Dienstag fiel der Startschuss für das Projekt „Zero Emission Transport“, das von der Stadt Wien gemeinsam mit der Wirtschaftskammer (WK) organisiert wird.

Bis 2040 will Wien klimaneutral werden, mit diesem „Feldversuch“, wie WK Wien-Präsident Walter Ruck das Projekt bezeichnet, soll nun ausgelotet werden, was es denn alles braucht, um Unternehmen komplett auf E-Flotten umzustellen.

Insgesamt wird drei Jahre gemeinsam mit der Fachhochschule des BFI evaluiert und je nach Ergebnissen laufend nachgebessert. Ein wichtiger Teil des Projekts ist die Installation von E-Ladestationen an Standorten, an denen es die Betriebe benötigen – zum Beispiel in Ladezonen. So kann etwa die Zeit während Ladetätigkeiten zum Stromtanken genutzt werden.

Wo genau diese Ladestationen errichtet werden, ist bisher noch nicht sicher, denn jedes Unternehmen hat ganz individuelle Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität zu stemmen. Aufgrund der Diversität der Firmen könne gleichzeitig aber auch eine Vielzahl an Erkenntnissen gewonnen werden.

Zwei bekannte Teilnehmer sind  die Österreichische Post und Hel-Wacht. Beide Firmen sind bereits jetzt emissionssparend unterwegs. HEL-Wacht hat schon 95 Prozent der Autos auf Elektro umgestellt, bei der Post sind österreichweit schon 4.000 E-Autos unterwegs. In Graz, Innsbruck und Linz werden Briefe und Pakete schon jetzt allesamt ohne schädliche Abgase zugestellt. 

Wien als Wirtschaftsmotor der Nation

Das soll nun auch in Wien umgesetzt werden. Mit dem neuen Projekt will man seitens der Stadt den Unternehmen entgegenkommen und auf ihre Bedürfnisse eingehen. 

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betonte bei der Vorstellung von Zero Emission Transport, dass Wien nicht nur eine der lebenswertesten Städte ist, sondern auch Wirtschaftsmotor der Nation: „Das verdanken wir den Unternehmen, die mit uns gemeinsam die notwendigen Schritte hin zur Klimaneutralität gehen.“ Neben der zukünftig guten Luft dürfte auch die Laune der Wienerinnen und Wiener steigen, denn natürlich bedeute E-Mobilität auch eine Reduzierung von Verkehrslärm in der Stadt, wie der Bürgermeister anmerkt. 

Freiwillig verpflichtet

Das Projekt wird nun vorerst in zwei Wiener Bezirken umgesetzt, nämlich der Inneren Stadt und der Leopoldstadt. Alle 32 Unternehmen verpflichten sich freiwillig dazu, dort nur noch emissionsfrei unterwegs zu sein. Die Post hat dieses Ziel im 1. Bezirk jetzt schon erreicht. Bis in drei Jahren sollen dann alle Teilnehmer zu 100 Prozent CO₂-frei unterwegs sein, um das Projekt ausweiten zu können. 

  • 2040 klimaneutral – das ist das Ziel, dass sich die Stadt Wien selbst im Sinne des Klimaschutzes gesetzt hat
  • 56 Millionen Euro investiert die Stadt Wien, um ihren Fuhrpark nach und nach auf E-Fahrzeuge umzurüsten
  • 20 Jahre ist es her, seit Wien erste konkrete Klimaziele gesetzt hat. Das Ergebnis ist, dass die Bundeshauptstadt nur die Hälfte des CO2-Pro-Kopf-Verbrauchs hat, wie der Durchschnitt Österreichs
  • 2.700 E-Ladestationen gibt es derzeit schon in der Stadt 

Finanzielle Herausforderung

Betriebswirtschaftlich ist die Umstellung auf E-Mobilität für die Firmen eine finanzielle Herausforderung und in manchen Belangen nicht sinnvoll, wie Peter Umundum von der Post zugibt: „Bei Fahrten in der Stadt können wir schon den Break-even Point, also die Gewinnschwelle, erreichen. Im Schwerverkehr ist das noch nicht so einfach. Da sind neue Technologien derzeit zu teuer, man muss auf Innovationen hoffen“.  

Bei Hel-Wacht will man sich laut Geschäftsführerin Margarete Landertshammer nicht von den möglichen Mehrkosten abschrecken lassen: „Es bleibt uns nichts anderes übrig. Wir müssen jetzt schon daran denken, dass die Reparaturen, die wir später für einen vernachlässigten Klimaschutz zahlen müssen, teurer sind als die Investitionen jetzt.“

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