Fehlalarm: Gesuchter Terrorverdächtiger war nicht in Wien, sondern in Ungarn

Der terrorverdächtige Salah Abdeslam wurde auf der Innkreisautobahn gesichtet.
Österreich war ein oft genutztes Transitland für mutmaßlichen Terror-Logistiker.

Sämtliche Spekulationen über die angebliche "Drehscheibe Wien" im Zusammenhang mit den Terroranschlägen von Paris können verworfen werden. Freitag bestätigte der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, dem KURIER, dass der terrorverdächtige Salah Abdeslam nicht in Wien Urlaub machen wollte – wie er bei einer Verkehrskontrolle behauptete – sondern tatsächlich aus Ungarn kam.

Nach Abdeslam wird international gefahndet. Die Pariser Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dass er jene drei Attentäter zum Stade de France fuhr, die sich vor dem dortigen Stadion in die Luft sprengten. Im Zuge dieser Fahndung wurde bekannt, dass der Verdächtige am 9. September auf der Raststation Aistersheim, OÖ, einer routinemäßigen Verkehrskontrolle unterzogen wurde. Damals gaben er und seine zwei Begleiter an, in Wien ein wenig Urlaub machen zu wollen.

Großfahndung

Der Verfassungsschutz versuchte nun mit riesigem Aufwand die Frage zu klären, was Abdeslam in Wien nur wenige Wochen vor den Pariser Attentaten getrieben hatte. Vor allem ging es um die Frage, ob in Wien noch eventuelle Komplizen leben. Manche Medien spekulierten über einen angeblichen "Ruheraum" der Terrormiliz IS und eine Logistikbasis für Terroristen in Wien.

Wie sich aber im Zuge der Fahndung herausstellte, hatte Abdeslam bei der Verkehrskontrolle gelogen. Auf die Raststation kann man von beiden Fahrtrichtungen der Innkreis-Autobahn zufahren. Tatsächlich war er nicht aus Deutschland gekommen, sondern aus Ungarn.

Der 26-jährige Belgier soll vorher schon mehrere Ungarn-Reisen unternommen haben. Über den Zweck der Ungarn-Reisen ist noch wenig bekannt. Der ungarische Kanzleramtsminister Janos Lazar hatte zwar erklärt, der Mann habe am Budapester Ostbahnhof Keleti gestrandete Flüchtlinge "rekrutiert". Gemeint sind jene Flüchtlinge, die während der Budapester Flüchtlingskrise von Ende August und Anfang September am Ostbahnhof der Hauptstadt kampierten. Bestätigt wird aber das von sonst niemanden. Auch bei den zwei Begleitern, die der Verdächtige bei der Kontrolle auf der Raststätte Aistersheim bei sich hatte, soll es sich um bisher unauffällige Personen handeln.

Kommentare