Estibaliz C. garantiert für nichts

Der Doppelmord-Prozess gegen die einstige Eissalon-Betreiberin beginnt in zwei Wochen.

Was soll man mit der des Doppelmordes verdächtigen Estibaliz Carranza-Zabala tun? Es sei eventuell besser, wenn sie in Haft bleibe, sagt die 34-Jährige in Mexiko geborene Spanierin. Nachdem sie zwei ihrer Männer erschossen, zerstückelt und im Keller unter ihrem Wiener Eissalon „Schleckeria“ einbetoniert haben soll, könne sie nämlich nicht garantieren, was sie ihrem aktuellen Ehemann – dem Vater ihres zehn Monate alten Sohnes – in einer ähnlichen Konstellation antun könnte. Wenn es jemanden gäbe, der bei ihr völlig sicher sei, dann nur das Kind. Dem könne sie nie etwas antun.

Der 47-jährige Roland R. ist sich sicher, dass ihm nichts passieren könnte. Er glaubt, dass seine Frau krank ist und geheilt werden muss. Allerdings denkt er, dass man aus dem Gefängnis eher herauskäme, als aus der Psychiatrie. Sogar die Lainzer Schwestern, die serienweise Patienten umgebracht haben, seien entlassen worden.

Wenn Estibaliz Carranza in zwei Wochen, am 19. November, im Wiener Landesgericht vor die Geschworenen tritt, könnte sie sich selbst ihr größter Feind sein. Zwar stehen ihr mit Rudolf Mayer und Werner Tomanek sowie Karl Bernhauser im Hintergrund drei prominente Strafverteidiger zur Seite. Aber was sie der Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner anvertraut hat, lässt einen erschaudern.

Abgetrennter Kopf

Schon gegenüber ihrem Vater habe es eine, wie sie das nennt, „Welle“ gegeben. Sie habe furchtbare Gedanken gegen ihn gewälzt und seinen abgetrennten Kopf gesehen. Die nächste Welle kam 2004, damals arbeitete Carranza in einem Eissalon in Berlin. Die Arbeitsbedingungen seien so schlecht gewesen, dass sie geplant habe, ihrem Chef das Geschäft anzuzünden. Sie habe im Internet schon recherchiert, wie man einen Kabelbrand legt. Aber dann übersiedelte sie gemeinsam mit ihrem deutsche Ehemann Holger Holz, 32, nach Wien und eröffnete den Eissalon „Schleckeria“. Der lief so schlecht wie ihre Ehe. 2007 lernte Carranza den 47-jährigen Eisvertreter Manfred Hinterberger kennen – und Holz musste verschwinden. Am 27. April 2008 erschoss sie Holz laut Anklage von hinten, mit seiner eigenen Pistole, und erzählte in ihrem Umfeld, er sei nach Deutschland zurückgegangen. Damals hatte sie Fantasien, vielleicht komme der Holger jetzt bei der Tür herein und sage: „Schau, was du mir angetan hast.“

In einem Baumarkt erwarb Carranza eine Kettensäge und trennte der Leiche „kreuz und quer einzelne Gliedmaßen ab. Die Körperteile verstaute sie in der Tiefkühltruhe ihrer Wohnung. Nach ,getaner Arbeit‘ begann die Angeklagte mit den Putzarbeiten, die sich über mehrere Tage erstreckten, zumal sich – neben penetrantem Verwesungsgeruch – überall im Raum Fettgewebe, Körperflüssigkeiten, Blut und Fleischreste des Holger Holz befanden.“ So steht das in der Anklageschrift, die an ein Drehbuch von Stephen King erinnert.

Wenige Monate später musste Carranza die Wohnung räumen. Sie schaffte Leichenteile in den Keller und betonierte sie dort ein. „Da jedoch der abgetrennte Schädel im unteren Bereich der Tiefkühltruhe angefroren war, und sie nicht auf das Auftauen warten wollte, betonierte sie diesen Leichenteil noch in der Wohnung in der Tiefkühltruhe ein.“

Einbetoniert

2009 zog sie mit Hinterberger zusammen in eine neue Wohnung, schon ein Jahr später plante sie, ihn bei einem Urlaub in den Bergen in den Abgrund zu stoßen oder sonst irgendwie „aus dem Weg zu räumen“. Am 21. November erschoss sie ihn laut Anklage im Schlaf. Vorher hatte sie rund ums Bett alles mit Plastikfolie ausgelegt. Auch diese Leiche zerteilte sie, diesmal hatte sie sich die Bedienung der Kettensäge im Baumarkt genau zeigen lassen und „führte gleichmäßige Schnitte“ (Anklage). Zwischen den Treffen mit ihrem neuen Freund, ihrem nunmehrigen Ehemann Roland R., betonierte sie die Leichenteile im Keller unter dem Eisgeschäft ein.

Sie hätte sich nicht von den Leichen trennen können, sagt Carranza. Sie hätte sie auch bei einer Übersiedlung mitgenommen, das Problem sei nur das Gewicht gewesen. Im Juni 2011 wurden die Leichenteile im Keller entdeckt und es flog alles auf. „Ich habe ein rotes Teil im Hirn“, sagt Carranza. Wenn es sich einschalte, würde sie womöglich wieder so etwas machen, „ich kann für nichts garantieren“.

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