Ein Kommen und Gehen
Am ersten Dezember-Wochenende war es wieder so weit. „Es war ein Kommen und Gehen von Leuten“, beschreibt der Staatsanwalt. Und das über Tage. Das spätere Opfer – bis zu diesem Zeitpunkt kannte der Angeklagte Melanie nicht – kam am Sonntag in die Wohnung. Ein gemeinsamer Freund hatte sie hergebracht. Konkret einer der Brüder T. „Beide waren schon sehr zu, als sie gekommen sind“, erinnert sich ein Zeuge. In der Wohnung habe Melanie noch eine Tablette auf einem Löffel verflüssigt und das dann getrunken. „Dann ist sie am Boden eingeschlafen.“
Der Angeklagte war zu diesem Zeitpunkt äußerst munter. „Alle 15 Minuten hat er irgendeine Tablette genommen. Dann hat er eine Alk-Mische gemacht. Mit Kräutern und Zucker. Das war leider nicht genüsslich (sic!)“, erinnert sich der Zeuge. Er sei dann gegangen. Allerdings nicht, ohne vorher den Puls von Melanie zu messen.
Eine Erinnerung, die die Richterin hellhörig macht. „Hatten Sie den Eindruck, dass es ihr schlecht geht?“ – „Sie war ja so zu. Sicher ist sicher. Das macht man halt. Aber sie hat eh Puls gehabt.“
Verletzt
Eine weitere Zeugin beschreibt, dass sie Sonntagabend in die Wohnung kam – um ihren Freund T. zur Rede zu stellen. Dieser hatte ihr ein gemeinsames Foto mit Melanie geschickt. „Er wollte mich provokant verletzen.“ Als sie in der Wohnung auftauchte, habe T. mit Melanie im Arm geschlafen. „Ich habe angefangen zu schreien. Sie hat mich verwirrt angeschaut und weitergeschlafen“, erinnert sie sich.
Zuletzt dürften noch der Angeklagte und Melanie in der Wohnung gewesen sein. Was dann noch konsumiert wurde, ist unklar. Ebenso, wann Melanie starb. Fest steht nur, dass Melanie Dienstagfrüh im Stiegenhaus gefunden wurde. Als die Polizei beim Verdächtigen klingelte, bestritt der zuerst, das Mädchen zu kennen. Später sagte er zu einem Polizisten: „Sie hat geröchelt.“
Als Zeugen in dem Prozess sind auch die Brüder T. geladen. Doch sie erscheinen nicht. „Ich habe ihnen gesagt, was hier abgeht. Aber sie sind aktuell im Ausland und bleiben länger dort. Ich hoffe, die kommen wieder. Das wäre schon feig“, sagt ein Zeuge. „Er wusste, dass er aussagen soll, aber er hat den Zettel zerrissen“, schildert die Ex-Freundin eines Bruders. Prozess vertagt.
Der Fall Klemens K.
Auch rund um den Tod des 19-jährigen Klemens K. spielen die Brüder T. eine entscheidende Rolle. Klemens starb am 21. Jänner 2022 in der Wohnung der Brüder in Döbling. In Klemens’ Blut wurden Heroin und Amphetamine festgestellt. Um 14 Uhr, so wird es später im Ermittlungsakt stehen, hätte Klemens zu röcheln begonnen und ein anwesendes Mädchen die Brüder um Hilfe gebeten. Doch diese hätten keine Probleme bekommen wollen und Klemens im Stiegenhaus abgelegt. Erst um 15.30 Uhr setzten sie einen Notruf ab: Ein Fremder liege leblos im Haus.
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Der Gerichtsmediziner kam zum Schluss, dass man Klemens hätte retten können – wäre der Notruf um 14 Uhr gewählt worden. Ein zweites Gutachten kam zum Schluss, dass ein Laie nicht den Ernst der Lage erkennen kann. Im Vorfeld hatte einer der Brüder allerdings angegeben, ausgebildeter Rettungssanitäter zu sein ... Das Verfahren wurde eingestellt.
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