Neben diplomatischen Verhandlern bilden bestausgebildete Antiterrorkämpfer die Speerspitze, wenn es darum geht entführte Österreicher aus den Fängen von Terroristen zu befreien. Bestes Beispiel dafür war der Fall der beiden Salzburger Abenteuerurlauber, die 2008 in der Wüste von Mali von Terroristen der Al-Kaida verschleppt wurden.
Erinnerungen an die Mali-Mission
Federführend bei der Befreiung des Paares nach acht Monaten in der Geiselhaft war ein Team der Cobra unter der Führung von Hannes Gulnbrein. Als der ehemalige Leiter der Spezialeinheit heuer nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet wurde, kamen die Erinnerungen an die heikle Lage in Mali im KURIER-Interview im Februar nochmals hoch.
Gulnbrein war mit dem Krisenteam viereinhalb Monate permanent in Bamako, der Hauptstadt Malis. Es habe gefühlt eine Ewigkeit gedauert, bis man das Paar tatsächlich aufspüren und mit der Al-Kaida-Gruppe in Verhandlungen treten konnte. „Es war unglaublich, was sich da abgespielt hat. Wir wurden von den Geiselnehmern selbst im Hotel angerufen“, erinnert sich Gulnbrein. Es folgten wochenlange zermürbende Verhandlungen und Gespräche.
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Diese zeigten Erfolg und gipfelten am 31. Oktober 2008 schließlich in der Freilassung. Auch für einen gestandenen Antiterror-Kämpfer, der bis dahin zig Schusswechsel, Geiselnahmen und Amoklagen erlebt hatte, ein bewegender Moment. „Das war sehr spektakulär. Wir wurden von den Tuaregs in Geländewagen zu den Geiseln gebracht um uns zu überzeugen, dass die beiden Salzburger auch tatsächlich transportfähig sind“, schilderte Gulnbrein im Interview.
Um den Standort des Al-Kaida-Verstecks nicht zu verraten, wurde das österreichische Krisenteam mit verbundenen Augen eineinhalb Stunden lang kreuz und quer durch die Wüste chauffiert, bis man schließlich die Geiseln zu Gesicht bekam.
Paar konvertierte zum Islam, um zu überleben
Damit das Paar in der Gefangenschaft überhaupt überleben konnte, mussten die Salzburger zum Islam konvertieren. Andrea K. war auf Grund der hygienischen Zustände wochenlang schwer krank, ihr Leben stand auf Messers Schneide. Für Gulnbrein war die Befreiung ein sehr bewegender Moment in seiner Karriere. „Eines der beeindruckendsten Erlebnisse in meiner Laufbahn“.
Aber auch an anderer Stelle waren das Jagdkommando und die Cobra in lebensrettender Mission unterwegs. Der berüchtigte Chaiber-Pass zwischen Afghanistan und Pakistan war im Sommer 2021 Schauplatz eines heiklen Auslandseinsatzes. Die Mudschahedin, die Taliban und Kämpfer des Islamischen Staat (IS) nutzten die unzugängliche Gebirgsgegend als Rückzugsort. Mitten in dieser unwirtlichen Gegend hatten Cobra-Beamte die Aufgabe, gestrandete Österreicher über Umwege Heim zu holen.
Nach dem Ende der humanitären Luftbrücke von Kabul über Usbekistan nach Europa galt es, österreichische Staatsbürger über den gefährlichen Landweg sicher nach Islamabad zu bringen. Neben dem Jagdkommando, dass am Flughafen Kabul bei der Evakuierung der österreichischen Staatsbürger half, wurde die Cobra für einen Spezialauftrag ins Krisengebiet entsandt.
Es kam die dringende Anforderung als Krisenunterstützungsteam die Botschaft im benachbarten Islamabad in Pakistan zu unterstützen. Es gab gesicherte Informationen, wonach Österreicher den waghalsigen Versuch unternommen hatten, Afghanistan über den Landweg zu verlassen. „Eine Art Himmelfahrtskommando“, hieß es damals.
Bei der Wahl der Route über den Chaiber-Pass nach Pakistan läuteten bei der Antiterroreinheit alle Alarmglocken. Cobra-Beamte fuhren deshalb von Islamabad mit einem Geländefahrzeug in die Grenzregion. Kurz davor starben bei einem Feuergefecht auf der Strecke sechs Menschen.
"Alle Hebel in Bewegung setzen"
Die Cobra schlug sich durch das Paschtunengebiet bis an den Grenzübergang vor und nahm die Österreicher dort in Empfang. „Wir trainieren genau für solche heiklen Fälle und haben auch entsprechende Auslandserfahrung durch die Krisen in Mali oder den Libanon. Trotzdem besteht immer ein gewisses Risiko“, heißt es bei der Spezialeinheit.
Sollte es für die drei Österreicher in Israel noch Hoffnung geben, werde man alle Hebel in Bewegung setzen um auch sie zu retten. „Es wird kein Österreicher im Ausland im Stich gelassen, das ist sicher“, erklärt der Direktor für Spezialeinheiten im Innenministerium, Bernhard Treibenreif.
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