Elternsprechtage als Pflicht: Breite Mehrheit ist dafür
Um die Integrationsarbeit an den Schulen zu verbessern, will Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) verpflichtende Elternsprechtage einführen. Und – wie er im KURIER-Interview erklärt – Sanktionen verhängen, falls sich Eltern nicht anderweitig überzeugen lassen. Bei den anderen Parteien stößt der Vorstoß überwiegend auf Zustimmung.
Eine entsprechende Koalitionsvereinbarung gebe es zwar nicht, heißt es aus der SPÖ. Prinzipiell signalisiert man aber Bereitschaft, Wiederkehr zu unterstützen.
"Sozialleistungen kürzen"
Man habe „im Zuge der Fortschrittskoalition ein Bildungsversprechen gegeben“, so SPÖ-Bildungssprecherin Nicole Berger-Krotsch – und dieses beziehe auch die Eltern mit ein. „Ich kann der Idee etwas abgewinnen“, erklärt die Landtagsabgeordnete. „Wobei Sanktionen natürlich immer das letzte Mittel sind.“
Zustimmung zum pinken Vorhaben signalisieren auch die Oppositionsparteien ÖVP und FPÖ. Beide Fraktionen fühlen sich in ihren jeweiligen Forderungen bestätigt.
Würden Eltern im Falle von Schulpflichtverletzungen nicht entschieden handeln, müsse die Stadt Wien Sozialleistungen kürzen, meint man etwa bei der Volkspartei.
In dieselbe Kerbe schlägt FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss. Wiederkehrs Vorstoß sei „ein erster Schritt in die richtige Richtung“, die Sanktionen gehen den Blauen aber nicht weit genug. „Man muss Sozialleistungen wie Familienbeihilfe und Kindergeld kürzen, wenn sich Eltern unkooperativ zeigen“, meint er.
Thema Sprachbarriere
Für den falschen Weg hält man Strafen dagegen bei den Grünen und bei der hauptsächlich von migrantischen Wählern unterstützten Kleinpartei SÖZ. Mit Sanktionen erreiche man die Zielgruppe nicht, heißt es etwa von den Grünen.
„Viele Eltern aus der migrantischen Community scheuen Elternsprechtage aufgrund eigener sprachlicher Defizite“, sagt SÖZ-Obmann Hakan Gördü. Diese Barrieren könnten durch mehrsprachige Pädagogen überwunden werden.
Für den ÖVP-nahen Bildungsexperten Andreas Salcher ist die Sprachbarriere kein Argument – sei diese beim Abholen von Sozialleistungen auf diversen Ämtern doch auch kein Problem.
"Zielgruppe sind nicht nur Migranten"
Salcher unterstützt Wiederkehrs Vorstoß zur Gänze. „Es gibt eine Mitwirkungspflicht der Eltern am Schulerfolg im Rahmen ihrer Möglichkeiten“, meint der Experte. Und diese solle – vergleichbar mit dem Modell des Mutter-Kind-Passes – an Sozialleistungen gekoppelt sein. Salcher betont aber, dass die Zielgruppe nicht nur migrantische Eltern seien: „Zielgruppe sind die bildungsfernen Schichten – und dazu gehören auch genug in Österreich Geborene.“
Als Baustelle nimmt Integrationsexperte Kenan Güngör die Elternarbeit an Wiener Schulen wahr. Obwohl die Androhung von Strafen („als letztes Mittel“) Wirkung erzielen könne, plädiert der Soziologe primär für eine Studie, die die Motive von Eltern, nicht zu Elternsprechtagen zu erscheinen, untersucht. „Erst mit diesen Daten können zielgerichtete Maßnahmen ergriffen werden.“
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