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Ein Toter nach Hausexplosion in Hernals
Detonation ereignete sich am Tag der Delogierung eines 55-Jährigen. Der Mieter wurde im Krankenhaus festgenommen.
Der Hausverwalter ist tot, drei Schwerverletzte – darunter ein 13 Tage altes Baby – und neun Leichtverletzte wurden ins Spital eingeliefert: So präsentiert sich die Bilanz einer Gasexplosion von Donnerstagfrüh in der Hernalser Hauptstraße 210.
Durch die Druckwelle kam der vor der verschlossenen Wohnungstüre stehende Hausverwalter und Jurist, Hermann S., 64, ums Leben. Der Schlossermeister Wolfgang S., 48, (er öffnete die Wohnungstüre) und der in der Wohnung verschanzte Mieter Anton S., 55, erlitten bei der Explosion innere Verletzungen und Knochenbrüche.

Bereits um 7.45 Uhr läutete der Gerichtsvollzieher bei der Hinterhofwohnung des Gründerzeithauses an. Da niemand reagierte, wurde die Türöffnung eingeleitet. Sekunden-Bruchteile später kam es zur Explosion eines Gas-Luft-Gemisches. Wenn der Mieter das Inferno bewusst herbeigeführt hatte, stellt sich die Frage nach einem erweiterten Suizid oder ob sich der Mann gegen die Delogierung wehren wollte. Das Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen.
Chaos im Haus
Die Explosion sorgte jedenfalls für ein Chaos im gesamten Haus. Durch die Wucht barsten Fenster und Türen. Eine Pensionistin, die seit vielen Jahren in dem Haus lebt, aber lieber anonym bleiben möchte, lag noch im Bett, als es den ohrenbetäubenden Knall gab. „In der nächsten Sekunde ist das Küchenfenster durch die Wohnung gesaust“, erzählt sie mit bedächtiger Stimme. „Normalerweise sitze ich um die Zeit bereits am Esstisch. Wäre ich wie immer zu diesem Zeitpunkt dort gesessen, könnte ich vielleicht schon tot sein.“
Der Knall ließ Donnerstagfrüh auch die gesamte Nachbarschaft aufschrecken. Unternehmer Herbert Hahn befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits in seinem Zoofachgeschäft ein paar Häuser entfernt. Wenige Minuten nach der Explosion kamen zwei Familien ins Geschäft gelaufen. „Sie trugen teilweise noch ihre Pyjamas unter den dicken Jacken. Die Kinder konnten nicht aufhören, zu weinen“, erzählt Hahn und schüttelt den Kopf.

Evakuierung Das Haus sowie das Nachbargebäude mussten evakuiert werden. 14 Personen dürfen bis auf Weiteres ihre Wohnungen nicht mehr betreten. Sie wurden vom Katastrophenzug der Berufsrettung versorgt. Laut Feuerwehrsprecher Michael Wagner wurden die Bewohner am Morgen zwischenzeitlich in Bussen untergebracht. Danach bezogen sie Übergangswohnungen der Stadt Wien.
Im Laufe des Tages nahmen Experten der Spurensicherung sowie der Brand-Gruppe ihre Ermittlungen auf, um die Ursache der tödlichen Explosion zu klären. Das Haus wurde von der Feuerwehr gesichert, es gilt aber nicht als einsturzgefährdet.
Am Nachmittag erreichte der KURIER den noch geschockten Gerichtsvollzieher Helmut P.: „Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Aber ich kann noch nicht über das Erlebte sprechen. Vielleicht bin ich am Montag dazu in der Lage.“
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