Kommentatoren finden ungewohnt lobende Worte, Mediziner sehen den Wiener Weg als Vorbild, ja selbst aus der Opposition (mit Ausnahme der FPÖ natürlich) kommt Zustimmung für die Corona-Politik von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Seit dem Frühjahr setzt er auf schärfere Maßnahmen für Wien. Kombiniert mit einer engmaschig ausgebauten Test- und Impf-Infrastruktur sowie österreichweit einzigartigen Programmen wie der Kinder-Impfstraße.
All das führte dazu, dass Wien bis dato deutlich besser durch die vierte Welle gekommen ist als andere Bundesländer. Und das alles verbunden mit einer klaren Kommunikation im Vergleich zum zuletzt chaotischen Auftreten der Bundesregierung.
Dabei hat auch in Wien das Management der Pandemie nicht immer ganz reibungslos funktioniert. Noch nicht vergessen sind etwa die in der Öffentlichkeit ausgetragenen Auf-fassungsunterschiede zwischen Ludwig und seinem Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der lange für einen deutlich lockereren Kurs stand.
Noch im heurigen März plädierte Hacker gegen den Willen des Bundes für eine Öffnung der Schanigärten, ehe die Stadt mit dem „Osterlockdown“ einen schärferen Kurs einschlug, der bis heute beibehalten wird. Seitdem treten Ludwig und Hacker – zumindest nach außen hin – mit einer Stimme auf.
Sanierung überfällig
Weniger gut sieht die Bilanz in anderen Bereichen des Wiener Gesundheitssystems aus: Noch immer unklar ist etwa, wie das schon längst fällige Bau- und Sanierungskonzept für die Gemeindespitäler aussehen soll.
Das mag zwar der Pandemie geschuldet sein, führt aber dazu, dass der Handlungsdruck – und damit wohl auch die Kosten – immer höher werden. So hätten einzelne Bauvorhaben schon heuer beginnen sollen. Bis dato sind noch nicht einmal konkrete Pläne bekannt.
Immer noch nicht ab-geschlossen ist auch die Ausgestaltung der neuen Rechtsform für die Gemeindespitäler, mit denen sie Finanz- und Personalhoheit bekommen sollen. Ein Projekt, das (wie auch das Bauprogramm) schon unter Ludwigs Amtsvorgänger Michael Häupl gestartet wurde.
Schleppend voran gehen auch die Projekte in der niedergelassenen medizinischen Versorgung: Von den bis zum Jahr 2025 geplanten 36 Primärversorgungseinheiten gibt es erst fünf. Um einzelne Standorte wird zäh gerungen.
Kleiner machen sich im Vergleich die bisher umgesetzten Projekte aus: In der Klinik Favoriten und im AKH wurden die beiden ersten geplanten Erstversorgungsambulanzen eröffnet – Anlaufstellen für Menschen mit leichteren Beschwerden, die die Spitalsambulanzen entlasten sollen.
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