Es ist kurz nach 21 Uhr, als sich vor dem DJ-Pult Unmut regt. Ein Mann sei auf der Tanzfläche gesichtet worden, beschweren sich mehrere Frauen.
Die Security – lange blonde Zöpfe, die Augen dunkel geschminkt – fischt die Person aus der Menge. Die Veranstalterin – Glitzer auf den Wangenknochen, silbernes Paillettentop – sucht das klärende Gespräch.
Ein Mann auf der Tanzfläche, das ist eigentlich nichts Außergewöhnliches, an jenem Freitag im Wiener Kultclub U4 aber schon. Denn: Bei „Early Eve“ sind nur Frauen erlaubt, Männer haben zum Event keinen Zutritt.
Party ab 17 Uhr
Partys speziell für Frauen boomen. Einige Veranstalter machen Specials mit Musik einer bestimmten Künstlerin (Taylor Swift, Beyoncé und Co.) und ziehen damit vor allem ein weibliches Publikum an. Andere Events tragen die Zielgruppe im Namen („Mama geht tanzen“), viele beginnen bereits am Nachmittag.
Auch bei „Early Eve“ (dt. „früher Abend“) geht die Feier schon um 17 Uhr los. „Wohlfühlen und dabei so richtig Party machen ist unsere Vision“, erklärt Verena Schneider, die den Frauenclub gemeinsam mit Lisa Prutscher und Stella Saghy einmal im Monat organisiert. „Wenn Frauen sexy tanzen wollen, ohne begrapscht oder von Männern beobachtet zu werden, soll das hier möglich sein“, sagt Prutscher.
Bis 23 Uhr können die Frauen unter sich feiern, dann öffnet das U4 seine Türen für alle. „Theoretisch kann man bis zum Morgengrauen feiern, wenn man will“, sagt Saghy. „Man darf aber nicht vergessen, dass die Zeitspanne genauso lang ist, wie wenn man von 23 bis 5 Uhr im Club ist, nur starten wir eben früher“, so Schneider. Mit der richtigen Musik und Atmosphäre spiele die Uhrzeit ohnehin keine Rolle, sind sich die drei einig.
Das Publikum ist an diesem Abend bunt gemischt. Eine Gruppe junger Frauen betritt den Club mit Strickmützen und Jutebeuteln. Vor der Glitzerstation bildet sich eine Schlange. Auf der Tanzfläche, die schon kurz nach dem Einlass brechend voll ist, wechseln sich lange Abendkleider, Pullover und viel Bling-Bling ab.
So manche Gästin ist alleine gekommen, wippt zunächst zögerlich mit den Knien, beginnt mit schüchternen, steifen Bewegungen. Andere legen von Anfang an los: reißen die Hände in die Luft und erobern mit großen, ausladenden Bewegungen die Tanzfläche für sich. Ein paar Frauen feuern vom Rand aus an.
Das Alter spiele hier keine Rolle, betonen die Organisatorinnen. „Die Durchschnittsgästin ist um die 35, aber auch alles darüber und darunter gibt es“, so Saghy. „Beim letzten Mal war zum Beispiel eine 73-jährige Frau dabei.“
Schneider ergänzt: „Das Schöne ist, dass Generationen miteinander feiern. Es kommen zum Beispiel Mütter mit ihren Töchtern, die zum ersten Mal in einen Club gehen.“
Svitlana und Uliana, 26 und 28 Jahre alt, sind zum ersten Mal dabei. Was ihnen am besten gefällt? „Es ist ein sicherer Raum für Frauen und man wird nicht ungewollt angeflirtet“ sagt Uliana. Ihre Getränke haben die Freundinnen während des Tanzens auf einem Stehtisch gelassen.
„Man muss keine Angst vor K.O.-Tropfen haben. Man fühlt sich sicher“, sagt auch Bettina, die mit ihrer Freundin Sonja (beide 53) zum ersten Mal dabei ist. Und: „Wenn es erst um 23 Uhr losgehen würde, wäre ich schon dreimal eingeschlafen.“
Besucherin Clarissa pflichtet ihr bei: „So muss man am nächsten Tag nicht bis mittags ausschlafen, was mit Kindern schwierig ist.“ Wie die 35-Jährige die Veranstaltung beschreiben würde? Clarissa zeigt auf ihr Outfit – ein Ballkleid mit tiefem Ausschnitt: „Erst wollte ich so etwas Gewagtes nicht anziehen. Aber dann habe ich mir gedacht: Unter uns Frauen ist es zum Glück egal, falls mal was verrutscht.“
Freitag, 13. Dezember 2024 (Christmas Special)
Freitag, 17. Jänner 2025
Freitag, 28. Februar 2025
(jeweils 17 bis 23 Uhr im U4 (Schönbrunner Strasse 222, 1120 Wien))
„Glitzeroutfit oder Pyjama-Style, jede Frau kommt so angezogen, wie sie sich wohlfühlt“, betont Prutscher. Männer, die an der Tür abgewiesen werden, hätten meist Verständnis, erzählen die Veranstalterinnen.
„Manche machen den ’Gag’, dass sie sich heute als Frau fühlen“, sagt Schneider. Das Personal sei aber für solche Situationen geschult. Auch die eingangs beschriebene Szene war schnell geklärt. Es sei das erste Mal gewesen, dass die Security – wenn auch nur mit einem Gespräch – eingreifen musste.
Streitereien oder Komasaufen habe es überhaupt noch nie gegeben. Und auch der Umsatz stimme: „Wir waren anfangs nervös, ob das Budget hält, weil Frauen angeblich weniger trinken als Männer, aber das Gegenteil ist der Fall. Sie greifen nur häufiger zu Alkoholfreiem.“
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