Zweifel an den Zahlen aus dem Rathaus gibt es von mehreren Seiten. So hat etwa die Initiative Radlobby das rot-pinke Regierungsprogramm analysiert und errechnet, dass nur 11 Kilometer – und nicht, wie behauptet, 20 Kilometer – an baulich neuen Radwegen errichtet werden.
Weitere 3,5 Kilometer entfallen laut Radlobby nicht auf echte Radwege, sondern auf sogenannte „Fahrradstraßen“. Diese werden von vielen Fahrradaktivisten kritisch gesehen, weil sich hier Radler die Fahrbahn auch mit Autos teilen müssen. Die Unfallgefahr ist höher als auf baulich getrennten Radwegen.
Noch ein Kritikpunkt: Miteinberechnet in die „neuen Kilometer“ werden von der Stadt auch Bestandsverbesserungen an bereits existierender Radinfrastruktur.
Schlechte Bilanzen
Ein besonderer Kniff, mit dem die Stadtregierung ihre Bilanz verbessert, ist aber die doppelte Zählung von Kilometern: Ein-Richtungs-Radwege, die zu beiden Seiten einer Straße liegen, werden doppelt gezählt. Die Stadt rechnet also die Kilometer pro Fahrtrichtung, stadteinwärts und stadtauswärts.
Das bestätig auf KURIER-Anfrage auch die Mobilitätsagentur. Wie lange das schon so gemacht wird, könne man „nicht mit Sicherheit“ sagen. Die Radlobby hält dieses Vorgehen für nicht adäquat.
Die Initiative „Radeln for Future“ wiederum veröffentlichte im Jänner eine Analyse des Programms 2022. Von angekündigten 17 Kilometern blieben 11 übrig, herausgerechnet wurden Verbesserungen an bestehenden Radverkehrsanlagen. Am Ende habe die Stadt gerade einmal 3,2 Kilometer geschafft, der Rest sei noch nicht fertiggestellt.
Radweg am Grünstreifen
Wo aber baut die Stadt wirklich? Im Vergleich zu anderen Bezirken sind im 22. Bezirk mit zwölf Stück die mit Abstand die meisten Projekte geplant. Doppelt gezählte beidseitige Einrichtungsradwege sind an zwei Strecken in der Donaustadt vorgesehen: Am Rennbahnweg (zwei Mal 935 Meter) sowie auf der gesamten Länge der Ludwig-Reindl-Gasse (zwei Mal 210 Meter).
„Highlight“ soll der 2,5 Kilometer lange Zweirichtungsradweg in der Donaustadtstraße werden. Dieser soll laut ersten Bauplänen teilweise dort entstehen, wo derzeit stadtauswärts ein Grünstreifen verläuft. Weichen muss auch ein Kebab-Stand.
Viele freie Parkplätze
Dass der Radweg ausgerechnet auf Kosten von Grünflächen gebaut, sorgt bei den Grünen für Unverständnis: „Das widerspricht allen Zielen, die sich die Stadt selbst gesetzt hat“, kritisiert Mobilitätssprecher Kilian Stark. Es gebe durch die Ausweitung des Parkpickerls außerdem genug frei gewordene Parkplätze.
Tatsächlich zeigt das auch eine Stellplatzanalyse, bei der die Auslastung am Tag und Abend gemessen wurde. Die Donaustadtstraße ist in dem Papier grün eingezeichnet, die Parkplätze sind demnach nur gering ausgelastet.
Die MA 28 (Straßenbau) erklärt auf KURIER-Anfrage: „Es werden unterschiedliche Bereiche beansprucht. Dabei werden versiegelte Flächen genutzt, dazu zählt auch die Umorganisation von Nebenfahrbahnen und die Verwendung bisheriger Stellplätze.“ Auch wenn „in Teilen baumlose Grünstreifen aufgelassen werden“, würde man anderswo entsiegeln. Man setze 60 neue Bäume sowie 30 Sträucher.
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