Ihre Partei schürt Impfskepsis, ist gegen Lockdowns, Testen und Beschränkungen. Soll man denn die Pandemie einfach durchlaufen lassen?
Wir müssen wie andere Länder jetzt zurück zur Normalität. Studien beweisen, dass Lockdowns nicht helfen. Die FPÖ war immer gegen Maßnahmen, die nie evidenzbasiert waren, sondern immer nur von irgendwelchen Beratern der Bundesregierung oder der Stadt kamen. Jetzt stellt sich heraus, dass diese Berater auch im Sold der Pharmalobby stehen. Daher fordern wir von Ludwig, dass er die Namen und Hintergründe seiner Experten offenlegt.
Aus Ihrer Sicht steckt also die Pharmalobby hinter den Corona-Maßnahmen?
Ich sage, dass Experten nicht objektiv, frei und unabhängig sein können, wenn sie zugleich für Pharmakonzerne tätig sind. Das hat einen schlechten Beigeschmack.
Wie würde denn Ihre neue Normalität aussehen?
Keine Masken, keine 3-G-Regeln – und wieder krank sein wie früher. Wer krank ist, bleibt daheim. Wer gesund ist, geht auf die Straße.
Dass das für vulnerable Gruppen gefährlich ist und es die Spitäler und ihr Personal an die Grenzen bringt, würden Sie in Kauf nehmen?
Wiens Spitäler waren laut Anfragebeantwortung von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker nie an der Belastungsgrenze. Die Mitarbeiter sind überlastet, weil die Politik es in zwei Jahren Pandemie nicht geschafft hat, das Personal aufzustocken.
Der FPÖ-Bundesrat Andreas Spanring hat den Gesundheitsminister in die Nähe von NS-Ärzten gerückt.
Ich halte alle NS-Vergleiche für unpassend. Übrigens auch Judensterne bei Demos. Das ist unappetitlich.
Die FPÖ war immer für Demo-Zonen – etwa auf der Donauinsel. Wäre das ein guter Ort für die Corona-Demos?
Ich fände den Heldenplatz passend. Wir appellieren auch an die Anmelder der Demos, Unternehmern auf Einkaufsstraßen nicht zu schaden.
Bei der Wiener FPÖ gab es wegen der schrillen Corona-Kritik von Herbert Kickl zuletzt Parteiaustritte.
Es gibt zu allen Zeiten Parteiaustritte und Eintritte. Wichtig ist, dass mehr Mitglieder kommen als gehen.
Sind Sie mit der Corona-Politik von Kickl hundertprozentig zufrieden?
Ich bin nie völlig zufrieden. Das wäre langweilig. Uns eint, dass wir für Freiheit und Bürgerrechte eintreten.
In der Klimapolitik der Stadt gibt es einen rot-pink-türkisen Schulterschluss. Ist die FPÖ auch an Bord?
Nein. Wir machen Oppositionspolitik. Die ÖVP biedert sich seit der Übernahme durch Karl Mahrer an die SPÖ an – nach dem Motto „Mache alles, öffne nackt“. Man mascherlt sich für eine Koalition auf, weil es bei Rot-Pink kriselt.
War Gernot Blümel ein besserer ÖVP-Wien-Chef?
Blümel war gar kein ÖVP-Chef. Er hat das Rathaus keine Sekunde von innen gesehen.
Wäre Norbert Hofer ein guter Kandidat für die Bundespräsidentschaftswahl?
Das ist seine persönliche Entscheidung. Er hat bewiesen, dass er das höchst erfolgreich kann. Wir werden uns aber nicht wie andere Parteien, die keine Kandidaten finden, hinter Alexander Van der Bellen verstecken. Für die SPÖ hätte ich einen Tipp: Sie könnte Heinz Fischer nominieren. Er darf wieder und wirkt fitter als Van der Bellen.
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