Nach dem Ibiza-Skandal 2019 hat Dominik Nepp interimistisch die Wiener FPÖ übernommen. Ein Jahr später setzte es das Debakel bei der Gemeinderatswahl, bei der die FPÖ von knapp 31 auf 7 Prozent abstürzte. Doch niemand in der FPÖ gab Nepp dafür die Schuld. Am Sonntag wird er als einziger Kandidat auch formal zum Wiener FPÖ-Chef gewählt, der innerparteilich eine mächtige Stellung hat.
KURIER: Willkommen in unserem Studio im Kochamt. Wer ist denn in der FPÖ derzeit der Chefkoch? Hofer oder Kickl?
Nepp: Es ist wichtig, dass alle am gleichen Rezept arbeiten, das heißt Freiheit und Normalität für die Bevölkerung. Da gibt es auch bei uns unterschiedliche Zugänge, auch in der Tonalität. Aber wir alle in der FPÖ sind gegen jeden Zwang zum Testen oder Impfen und wollen, dass alle Maßnahmen nachvollziehbar sind und aus Motivation der Bürger geschehen, nicht durch Zwang und Strafe.
Aber es ging doch nicht nur um Tonalität. Im Parlamentsklub gibt es Stimmen, die eine Trennung von Norbert Hofer als Parteichef wollen. Ist da schon ein Obmannwechsel im Gang?
Wir haben einen Parteiobmann Norbert Hofer und einen Klubobmann Herbert Kickl und lassen uns wegen einer Maskendebatte nicht von der ÖVP einen Streit hinein tragen. Das war ja nur eine Ablenkung von den eigenen Skandalen in der ÖVP.
Sie werden dem Hofer-Lager zugerechnet. Stimmt das?
Ich bin weder ein Hofer-Mann noch ein Kickl-Mann, sondern ein FPÖ-Mann. Wir haben bei der Wien-Wahl gesehen, dass interner Zank und Hader von den Wählern nicht honoriert wird. Damals ist ja sogar ein ehemaliger Obmann gegen uns angetreten.
HC Strache würde gerne in der FPÖ zurück. Stehen die Türen offen, wenn er einen Antrag stellt?
Der würde vom Vorstand mit 100 Prozent negativ beschieden. Für mich ist das Kapitel abgehakt.
Im Ibiza-Video gab es, wie sich erst jetzt herausstellte, auch entlastende Aussagen Straches. Hat ihn das nicht ein wenig rehabilitiert?
Wir haben noch nicht alles gesehen. Ich habe immer gesagt, dass das Video enorm peinlich ist, aber vermutlich nicht strafrechtlich relevant. Der Grund der Trennung war ja sein Verhalten nachher, als er seine eigene Partei gegründet hat. Daher gibt es auch keinen Weg zurück.
Wie viel Geld verlangt die FPÖ von ihm zurück?
Das kann ich noch nicht sagen. Die Sache liegt beim Kriminalamt. Wir müssen warten, wie hoch der Schaden ist, der festgestellt wird.
FPÖ Wien Parteichef Dominik Nepp zu Gast im Checkpoint bei Richard Grasl
Kommen wir zur Corona-Politik: Fast ganze Welt sagt, dass Lockdowns, Kontaktreduktion, Maskentragen und Impfen die Lösung sind. Nur die FPÖ ist anderer Meinung. Warum?
Ich möchte alles faktenbasiert betrachten. FFP2-Maskenpflicht gibt es in Deutschland zum Beispiel nur noch in Bayern. In den USA gibt es in 22 Bundesstaaten überhaupt keine Corona-Maßnahmen mehr, und die Zahlen verändern sich dort auch nicht abweichend. Man muss sich immer fragen, ob eine Maßnahme auch wirkt. Und wenn man sie wie in Österreich mit Zwang durchsetzt, führt das dazu, dass sich Menschen im Geheimen treffen, und dann wirkt auch der Lockdown nicht mehr sondern schädigt nur noch die Wirtschaft.
Was würden Sie als Gesundheitsminister machen?
Jedenfalls nicht mit Angst- und Panikmache dafür sorgen, dass Menschen gar nicht mehr zum Arzt gehen und Vorsorgeuntersuchungen unterlassen. Wir hätten ein eigenes Corona-Spital errichtet. Außerdem: geregelt aufsperren im Handel, den Schulen und in der Gastronomie, zum Beispiel mit Mindestabständen. Es gibt aus dem Handel und der Gastronomie keinen einzigen Corona-Cluster.
Sie waren in der Opposition unter Rot-Grün, jetzt wieder unter Rot-Pink. Was hat sich geändert?
Nur dass Birgit Hebein weg ist. Sonst ist die rote Vormachtstellung und Alleinregierung gleichgeblieben, und jetzt sind halt die NEOS voll im Sozialismus aufgegangen. Sie nicken alles ab, die Kontrolle üben alleine wir aus.
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