Die U-Bahn als möglicher Störenfried

2018 startet der Ausbau der U2/U5-Ausbau
Bau und Betrieb könnten sensible technische Geräte beeinträchtigen.

Der Bau der neuen U5 wird vielen Wienern Vorteile bringen. Manche befürchten allerdings auch Nachteile. So etwa Markus Arndt, Professor für Quanten-Nanophysik an der Fakultät für Physik der Universität Wien. Durch die Grabungen, aber auch durch den späteren Betrieb könnten Vibrationen auftreten, die Arndts sensible Interferometer stören könnten. Dabei betreibt der Physiker Forschungsprojekte, die es so weltweit nur in Wien gibt.

"Ich habe das Gefühl, dass wir lange von den Wiener Linien nicht wahrgenommen worden sind", sagt Arndt. Neben den Vibrationen können elektromagnetische Felder vor allem die Elektronenmikroskope der Materialphysik stören. "Sowohl Vibrationen als auch Magnetfelder kann man im U-Bahn-Tunnel dämpfen oder abschirmen. Es muss aber eingeplant sein und es bleiben noch einige technische Fragen", sagt Arndt. In einigen Wochen werde es Gespräche mit den Wiener Linien geben, um gute Lösungen zu finden.

Die Wiener Linien kalmieren: "Theoretisch gibt es die Möglichkeit, elektromagnetische Abschirmungen einzurichten", sagt ein Sprecher. Auch könne man Schallschutz-Verkleidungen an den Wänden anbringen und das Gleisbett so bauen, dass Vibrationen gedämpft werden.

Problemzone Spitäler

Es gibt aber noch andere sensible Gebäude entlang der U5-Trasse. Allen voran das AKH, wo nach derzeitigem Planungsstand eine Umsteige-Station zur U6 entstehen wird. Das Großspital ist mit zahlreichen Hightech-Diagnosegeräten ausgestattet, die empfindlich auf Vibrationen und elektromagnetische Felder reagieren könnten. "Wir sind in die Planungsgespräche mit der zuständigen MA18 involviert", sagt eine Sprecherin. Ob der Bau und Betrieb der U-Bahn tatsächlich zu Problemen für das AKH führe, könne man zu diesem frühen Zeitpunkt aber noch nicht sagen.

Zuletzt wurden Abschirmungsmaßnahmen beim Ausbau der U2 in Richtung Seestadt diskutiert. Der Streckenteil wurde 2010 eröffnet und führt direkt am Donauspital vorbei. "Letztlich haben die Messungen aber ergeben, dass keine besonderen Maßnahmen notwendig sind", sagt der Sprecher der Wiener Linien.

Anders war das ein Stück weiter stadteinwärts: Erst einige Zeit nach Eröffnung des dortigen Teilstücks der U2 stellte sich heraus, dass es durch den Fahrbetrieb in einer Erdgeschoß-Wohnung zu lästigen Vibrationen kommt. Deshalb gibt es auf diesem Abschnitt ein Tempolimit. Tagsüber dürfen die Züge nur 60 km/h, in der Nacht nur 40 km/h fahren. "Derartige Fälle sind aber eine große Ausnahme", heißt es bei den Wiener Linien.

Das wohl prominenteste Beispiel ist der Musikverein beim Karlsplatz. Als dort seinerzeit die U-Bahn errichtet wurde, drohten Lärm und Erschütterungen die Musik-Aufführungen zu beeinträchtigen. Damit die Besucher ungestört den klassischen Klängen lauschen konnten, wurde ausschließlich während der aufführungsfreien Zeiten gebaut. Weiters wurde bei der Errichtung der Gleisanlagen spezielles Material verwendet, um auch während des Betriebs der U-Bahn Erschütterungen zu verhindern.

Nicht möglich ist das bei der U6, die auf der alten Stadtbahn-Hochtrasse direkt an der Volksoper vorbeirumpelt – was während der Aufführungen oft deutlich zu hören ist.

Campus-Wünsche

So eine Situation wäre am Physikinstitut ein ernstes Problem. Falls die angedachten Dämpfungs- und Abschirm-Maßnahmen nichts bringen, müssten die empfindlichen Experimente übersiedelt werden. In diesem Fall schlägt Arndt vor, gleich einen modernen universitären Technologie-Campus zu bauen. Geschätzte Kosten: 50 Millionen Euro.

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