Die ÖVP-Klubchefin, die sich mehr grüne Politik wünscht
Manchmal wissen Politiker doch noch zu überraschen – so etwa die ÖVP-Klubobfrau Elisabeth Olischar. Sie wünscht sich für Wien nämlich nicht weniger, sondern eher mehr grüne Politik, wie Olischar im KURIER-Interview sagt.
Gemeint ist das freilich nicht als Friedensangebot an die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein. Sondern vielmehr als Kritik: „Ich hätte mir von grüner Politik viel mehr erwartet“, sagt Olischar.
Warum eigentlich, Elisabeth Olischar
Hebeins jüngste Pop-up-Projekte seien „weder Corona-Maßnahmen noch klimapolitische Maßnahmen, um der Hitze in der Stadt zu begegnen“, sondern „Klientelpolitik“.
Die Vizebürgermeisterin habe sich „den wirklich großen Themen nicht gewidmet“, so Olischar. Etwa mit Blick auf den Öffi-Verkehr: „Die Wiener Außenbezirke sind bis heute öffentlich nicht gut erschlossen, man wird als Bewohner regelrecht gezwungen, auf das Auto umzusteigen.“
U4 bis nach Auhof
Die türkise Klubobfrau spricht sich daher für einen raschen Öffi-Ausbau in den Randbezirken aus. „Die Grünen denken leider immer nur bis zur Gürtelgrenze, die Außenbezirke werden links liegen gelassen.“
Ein konkretes Projekt, das Olischar vorschwebt, ist die Verlängerung der U-Bahn-Linie U4 über die Endstation Hütteldorf hinaus bis nach Auhof.
Sinnvoll sei das nicht zuletzt deshalb, weil Wien der Pendlerproblematik Herr werden müsse: Jene Pendler, die mit dem Auto kommen, „müssen wir rechtzeitig abfangen und dürfen sie nicht in die Stadt locken“.
Kritik übt Olischar hingegen an einem anderen großen Öffi-Projekt, und zwar am derzeit laufenden Bau der neuen U-Bahn-Linie U5 sowie der U2-Verlängerung. Die SPÖ habe das Projekt „verbummelt“. Laufend gebe es Verzögerungen und Kostenüberschreitungen. „Es braucht mehr Tempo und mehr Kostentransparenz“, sagt Olischar.
„Keine Vision“
Bei der Wien-Wahl kandidiert die 32-jährige Döblingerin auf Platz 6 der türkisen Landesliste. In der Vergangenheit wurde sie immer wieder als mögliche Planungsstadträtin genannt, falls die ÖVP wieder in die Wiener Stadtregierung kommt.
An der rot-grünen Stadtplanung hat Olischar einiges auszusetzen: „Es fehlt eine Vision, wie sich die Stadt baulich weiterentwickeln soll.“ In den Randbezirken „poppen Neubauten wie die Schwammerl aus dem Boden, die Projekte sind aber völlig unkoordiniert.“ Das führe zu Problemen, etwa mit der Verkehrsinfrastruktur in den Stadtentwicklungsgebieten.
Rot-Grün arbeite in der Stadtplanung „wie mit dem Keksausstecher“: „Es wird nur bis zur Grenze des jeweiligen Projekts gedacht, das Umfeld wird nicht einbezogen.“
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