Die Auferstehung des Wiener Bellaria Kinos

Das Bellaria Kino hat schon das erste Kinosterben überlebt. Damals, in den 1960er-Jahren, begann man, Filmschlager aus der Vor- und Nachkriegszeit zu spielen.

Das Bellaria Kino hat auch die zweite Phase des Kinosterbens übertaucht. Damals, zu Beginn der Nullerjahre, begann man, auch aktuelle Filme zu zeigen. (Allerdings nicht, weil das Kino durch die aufkommenden Multiplexe bedroht war, sondern schlicht, weil das Publikum weggestorben ist.)

Und seit dem Wochenende ist nun fix: Der Tod des Bellaria Kinos, das 2019 unter viel Aufsehen geschlossen wurde, ist nur von kurzer Dauer. Bald wird das 1911 eröffnete Kino von den Toten auferstanden sein: Die Crowdfunding-Aktion, die die neuen Betreiber ins Leben gerufen haben, ist geglückt.

Wie berichtet, haben sich die Betreiber von Votiv Kino und Café Liebling des Traditionskinos angenommen und wollen es – wenn alles nach Plan läuft – im Herbst wieder eröffnen. Programmiert als Arthouse-Kino und inklusive Café-Bar, die auch abseits des Spielbetriebs geöffnet ist.

Damit das finanziell überhaupt möglich ist, wurde eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Liebhaber des Kinos und solche, die es noch werden wollen, waren aufgefordert, Geld zu spenden. Als freie Spende oder mit der Buchung von Gegenleistungen wie Kinotickets samt Popcorn und Softdrink (29 Euro) oder einem Gin-Tonic-Abend für Zwei (69 Euro).

Seit dem Start am 22. Februar haben mehr als 1.000 Personen die Rettungsaktion unterstützt. Die ersten 95.000 Euro sind damit eingespielt, die für den Kinobetrieb notwendige neue Kinotechnik finanziert. „Wir sind sehr froh“, sagt Michael Stejskal, Chef des Votiv Kinos und bald auch des Bellaria Kinos. „Das zeigt, wie vielen Menschen etwas am Bellaria Kino liegt.“

Öffentliches Interesse

Denn ob die Sympathie für das altehrwürdige Kino tatsächlich so weit geht, dass Menschen für dessen Wiederbetrieb bereit sind, Geld zu spenden oder ob es – wie oft – bei der lautstarken Empörung nach Bekanntwerden einer Schließung bleibt, das war die größte Herausforderung für die neuen Betreiber.

Aber: Sie ist gemeistert. „Weil das öffentliche Interesse so groß ist“, sagt Moritz Baier vom Café Liebling.

Und vielleicht auch, weil es viel Unterstützung für die Wiederöffnung gab: Eine Reihe von Prominenten hatte sich für den Erhalt des Kinos ausgesprochen. Darunter nicht nur Menschen aus der Kulturszene (Josef Hader, Verena Altenberger), sondern auch Bundeskanzlerin a. D. Brigitte Bierlein.

Die Pläne dürften jedenfalls auch das „alte“ Bellaria-Publikum nicht abgeschreckt haben. Zwar wusste manch ehemaliger Stammgast nichts mit einer Online-Spendensammlung anzufangen, man schickte stattdessen aber einfach Bargeld im Kuvert.

Schützenswert

Was nach dem geglückten Auftakt der Rettungsaktion folgt, sind die Planungen für den Umbau. Ein bisschen Veränderung, sagt Moritz Baier, brauche das Bellaria Kino schon.

Freilich nicht am Portal außen, denn das steht seit 2007 unter Denkmalschutz. Genauso wie der Portalbereich innen – samt Treppe und Wandverkleidung –, das Buffet und die Garderobe.

Auch das berühmte Kassahäuschen aus den Jahren 1920 bis 1930 ist denkmalgeschützt und darf daher baulich nicht verändert werden.

In Zukunft soll es aber nicht mehr als Kassahäuschen genutzt werden, sondern eher als Séparée für den Gastro-Bereich.

Beendet ist die Crowdfunding-Aktion übrigens noch nicht. Die Organisatoren gehen nach einem Stufenplan vor. Kommen 135.000 Euro zusammen, soll damit eine neue Lüftung angeschafft werden.

Werden 165.000 Euro gespendet, können auch die Stühle im Kinosaal neu gepolstert werden. Geldspenden sind bis 1. April online unter www.bellariakino.at möglich.