Nach 107 Jahren: Das Bellaria-Kino in Wien muss zusperren
Erich Hemmelmayer ist nicht wehmütig. Zumindest nicht sonderlich. "Ich hab' mir immer gesagt, in dem Moment, wo ich Geld reinbuttern muss, hör' ich auf."
Und der Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Am 17. Dezember wird das Bellaria Kino, eines der ältesten Kinos Wiens und eine echte Institution, zum letzten Mal aufsperren.
"Es geht sich einfach wirtschaftlich nicht mehr aus", sagt Hemmelmayer. Die alten Leute sterben weg, die Jungen kommen nicht nach. Dazu kommen die Mieten: für die Räumlichkeiten, für die Filme. Und Nebenkosten, die nicht zu unterschätzen sind. Verdient habe Hemmelmayer mit dem Kino ohnehin nie etwas. Es war sein Hobby, nicht mehr.
Die Entscheidung ist fix. "Daran gibt's nix zu rütteln", sagt Hemmelmayer. Anfang Oktober hat er sich erstmals überlegt, sein Kino zuzusperren. Anfang November fiel die Entscheidung. Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gibt es nicht.
Früher, als man um 16 Uhr, um 18 und um 20 Uhr Filme gezeigt hat, sei schon um 16 Uhr der Saal voll gewesen. "Wenn Sie heute einen Film um 16 Uhr zeigen, haben Sie Glück, wenn ein paar Leute drinnen sitzen."
Erich Hemmelmayer (50) betreibt das Bellaria in der dritten Generation. Vor etwas mehr als zehn Jahren hat er es von seinem Vater übernommen und der wiederum von seinem Cousin. Eröffnet wurde das Kino 1912.
Die Familie hat auch Wiens ältestes Kino, das Erika-Kino in der Kaiserstraße (Neubau), betrieben. Eröffnet wurde es im Jahr 1900, geschlossen im Jahr 1999.
Als er das erzählt, wird Erich Hemmelmayer doch ein bisserl wehmütig. "Um meine Kunden tut's mir leid", sagt er. Und um seine zwei Angestellten.
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