Bellaria-Kino: Wo einst Hans Mosers Spielfilme liefen

Sperrte nach 107 Jahren zu: das Bellaria-Kino.
Georg Markus mit drei kleinen Anekdoten aus der großen Zeit der Wiener Lichtspielhäuser.

Es stammt aus einer anderen Zeit, das Bellaria-Kino. Es war die Zeit des Schwarz-Weiß-Films, der großen Filmpremieren und der Stars, die von ihrem Publikum uneingeschränkt geliebt wurden. In seiner jetzigen Form sperrt das Bellaria-Kino in der Wiener Museumstraße heute, Donnerstag, für immer zu, Genaueres über die Zukunft weiß man noch nicht. Ich kann Ihnen hier nur drei kleine Anekdoten aus der großen Zeit des Bellaria-Kinos und ähnlicher Lichtspielhäuser erzählen.

Über Hans Moser ist bekannt, dass er extrem sparsam war. Man stellte im Premierenkino einen neuen Moser-Film vor, und danach gab’s eine Premierenfeier. Als der Hauptdarsteller schon zum dritten Mal zum gratis zur Verfügung gestellten Buffet stürmte, sprach ihn seine Kollegin Marte Harell offen darauf an: „Sag, Hans, ist es dir nicht peinlich, dreimal Essen zu holen?“

Darauf Moser: „Überhaupt nicht! Ich sag den Leuten jedes Mal, ich hol´s für die Frau Harell!“

Bellaria-Kino: Wo einst Hans Mosers Spielfilme liefen

Zum Gratisbuffet nach der Kinopremiere: Hans Moser

Johanna Matz stand 1951 in dem Film „Asphalt“ zum ersten Mal vor der Kamera. Die 19-jährige Schauspielerin sah damals noch wesentlich jünger aus als sie war. Als sie sich diesen, ihren ersten Film – in dem sie eine jugendliche Prostituierte spielte – im Kino ansehen wollte, wurde sie von der Kassiererin zurückgewiesen: „Nein Mäderl, des is nix für dich, da kannst net reingehen, der Film is Jugendverbot.“

Johannes Heesters war schon über 90, als er eines Tages als große Sensation ins Bellaria-Kino kam, in dem man eine Woche lang seine beliebtesten Filme spielte, die in den 30er- bis 50er-Jahren gedreht worden waren. Eine „Seitenblicke“-Redakteurin befragte aus Anlass seines Besuchs einige der eher betagten Fans, die ins Bellaria gekommen waren, um den Publikumsliebling aus nächster Nähe persönlich erleben zu können.

„Welcher ist Ihr liebster Heesters-Film?“

„Wie oft haben Sie ihn schon gesehen?“

„Sehen Sie Joopie lieber als Danilo oder als Eisenstein?“ usw.

Zu guter Letzt wandte sich die Journalistin an eine weitere alte Dame, die wie gebannt auf das Eintreffen des Stars wartete, um sie zu fragen: „Na, sind Sie schon gespannt?“

Worauf die Befragte vor laufender Kamera entrüstet erwiderte: „Also, was erlauben Sie sich?!“

Erst bei näherer Betrachtung erkannte die Gesellschaftsreporterin, dass die Dame schon mehrere Gesichtsmanipulationen hinter sich gebracht hatte.

Es ist ewig schad um das Bellaria-Kino, dessen große Zeit von der Monarchie bis in die Tage der „Seitenblicke“ hineinreichte.

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