Wie die Wiener ihre Kinos retten

Wie die Wiener ihre Kinos retten
Der Wirbel um das Ende des Bellaria spült nun auch anderen Kinos Geld in die Kassen

Beim ersten Mal hat es Michaela Englert nicht gleich verstanden. Die Person am anderen Ende der Leitung wollte ihre Kontonummer wissen. Genauer gesagt: Die des Admiralkinos, das Englert betreibt.

Aber wieso denn?

Die Anruferin würde gerne Geld überweisen, erklärte sie. Um zu helfen.

Tatsächlich dürfte die aktuelle Debatte um das Schließen des Bellaria Kinos eine positive Wirkung haben. Und zwar nicht nur für das Bellaria selbst.

Kurz von vorne: Wie der KURIER berichtete, hatte Bellaria-Chef Erich Hemmelmayer vergangene Woche bekannt gegeben, das Kino in Neubau am 17. Dezember schließen zu müssen. Es ginge sich wirtschaftlich nicht mehr aus.

Daraufhin haben sich nicht nur Interessenten gemeldet, die das Kino (vielleicht zwar in anderer Form, aber dennoch) weiterführen möchten. Gleichzeitig haben sich auch wieder mehr Besucher eingefunden.

Unverhoffte Hilfe

Auch der Überlebenskampf des Admiralkinos, eine weitere Kino-Insitution in Neubau, kam so in den Fokus. „Mit den aktuellen Ticketerlösen kann ich nicht einmal die Vorführer zahlen“, meinte Chefin Michaela Englert vergangene Woche noch zum KURIER.

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Diese Woche traut sie sich erstmals seit langer Zeit, zu hoffen. Denn mehrere Menschen haben angerufen und gespendet. Somit konnte sie alle offenen Rechnungen bezahlen. Auch die Förderung der Stadt Wien sei beschlossen – sie fällt sogar etwas höher aus als im Vorjahr.

Die größte Freude könne man ihr machen, wenn man Geschenkgutscheine kauft, meint Englert zu den Helfern. „Das bringt ja Menschen in den Kinosaal – und dafür ist er ja da.“

Um den Gästen Abwechslung zu bieten, veranstaltet sie regelmäßig Events; die meisten stehen im Zusammenhang mit dem österreichischen Film. Eine lang etablierte Besonderheit bleibt auch erhalten: Jeden ersten Donnerstag im Monat ist „Doggy Day“, dabei dürfen Hunde gratis mit in die Vorstellung.

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Kreativität gefordert

Kreativ muss man als Programmkino-Betreiber dieser Tage sein. Das weiß auch Christina Nitsch-Fitz, Nichte von Anna Nitsch-Fitz, die seit Jahrzehnten die Breitenseer Lichtspiele betreibt. Jenes Kino in Penzing, das vielleicht das älteste durchgehend bespielte Kino Europas ist.

Die Besucherzahlen sind seit Jahren so niedrig, dass das Kino schon lange nicht mehr offen haben würde, wenn Anna Nitsch-Fitz nicht jedes Monat einen Teil ihrer Pension zuschießen würde.

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Nun erhält sie Unterstützung von ihrer Nichte. Gemeinsam mit einer Gruppe Freiwilliger bastelt diese an Ideen, wie man das Kino adaptieren könnte, um es attraktiver zu machen. Ein Ausbau der Gastronomie steht etwas im Raum.

Zudem versuchen sie, Veranstaltungsreihen zu etablieren. Derzeit gibt es bereits die „Leinwand Lyrik“- Abende (live vertonte Stummfilme), die „Superklumpert Lesebühne“ (Lesung plus Mitsing-Lieder), oder die „Kultkino“-Reihe, wo man mit Persönlichkeiten aus dem Kulturbereich deren Lieblingsfilme schauen kann.

Rosig ist die Situation zwar noch nicht, aber Nitsch-Fitz ist jedenfalls zuversichtlich: „Es herrscht Aufbruchstimmung.“

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