Der Kampf der Josefstadt um ihr Standesamt

Der Kampf der Josefstadt um ihr Standesamt
Der Bezirk wehrt sich gegen die geplante Absiedelung. Die Causa wird im Jänner erneut im Petitionsausschuss behandelt.

Sie hatten es schon abgehängt, das Protestplakat, das monatelang an der Fassade des Standesamtes am Schlesinger Platz in der Josefstadt hing.

Jetzt hängt es wieder.

Und zwar aus Protest.

Wie berichtet, plant die Stadt ja, Standesämter zusammenzulegen. Das soll Kosten sparen und die Effizienz steigern.

Die Standesämter des 5. und 8. Bezirks sollen deshalb zusammen- und in den 9. Bezirk verlegt werden. Das Gebäude in der Wilhelm-Exner-Gasse wird nämlich frei, weil das Magistratische Bezirksamt des 9. Bezirks mit jenem des 17. Bezirks fusioniert wird und deshalb auf den Elterleinplatz übersiedelt.

In der Josefstadt hält sich die Freude über die geplante "Effizienzsteigerung" in Grenzen. Nicht nur, weil das Standesamt am Schlesinger Platz mit seinem netten Vorplatz und Trauungssaal ein besonders beliebtes sei. Bezirksvorsteherin Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP) fürchtet auch um die Betriebe in der Josefstadt. Um die Blumenhändler etwa - und vor allem um die Gastronomen.

Schon im Juni 2018 hat man deshalb in der im 8. Bezirk protestiert. Man fühlte sich übergangen von der Stadt, die Bezirksvorsteherin habe nichts von der geplanten Absiedelung gewusst.

Doch die Josefstädter wollen nicht kampflos aufgeben und haben wieder demonstriert.

Am Donnerstag zogen sie gemeinsam mit ÖVP-Funktionären vor das Wiener Rathaus, wo der Petionsausschuss tagte. Die Demonstranten brachten eine Petition zum Erhalt des Standesamts am Schlesinger Platz mit, für die laut Bezirk 1.350 Personen unterzeichnet haben.

Auch ein Leser wandte sich im Zuge der Bezirksumfrage an den KURIER.

Die Verlegung des "romantischen" Standesamtes in der Josefstadt in einen "Beton-Glas-Tempel" am Alsergrund sei eine "unwürdige Aktion", schreibt er. Schließlich sei das Standesamt am Schlesinger Platz "das schönste" in ganz Wien. Aus allen Bezirken würden die Heiratswilligen dorthin kommen.

"Herzlos"

Auch Bezirkschefin Veronika Mickel-Göttfer sagt: "Das ist eine herzlose Entscheidung." Vom zuständigen Stadtrat Peter Hanke (SPÖ), mit dem sie durchaus "sinnvolle Gespräche" geführt habe, sei sie nun enttäuscht.

Sie habe sich für einen Kompromiss eingesetzt. Nämlich insofern, als sie zustimmte, dass die Beamten des Standesamtes in die Wilhelm-Exner-Gasse ziehen. Im Gegenzug sollte aber weiterhin am Schlesinger Platz geheiratet werden dürfen.

Hanke bot an, das Standesamt 1x pro Woche für Hochzeiten  freizugeben. "Das ist ja kein Kompromiss", sagt Mickel-Göttfert. Schließlich sei das Standesamt bisher 6 Tage pro Woche für Hochzeiten geöffnet gewesen, also eines der wenigen Standesämter, an dem auch am Samstag Hochzeiten möglich waren.

Aus dem Büro des zuständigen Stadtrats Peter Hanke heißt es, die Bezirksvorsteherin habe den Kompromiss abgelehnt. "Ein Standesamt macht nicht nur Hochzeiten, sondern hat auch viele andere Aufgaben im Personenstandsrecht", sagt ein Sprecher.

Dass kleinere Standesämter zu größeren zusammengelegt werden, "gewährleistet, dass weiterhin für alle Bürgerinnen und Bürger die Leistungen des Standesamtes auf hohem Niveau und rasch erledigt werden können", heißt es.

Das Angebot, das Standesamt am Schlesinger Platz ein Mal pro Woche für Hochzeiten zu öffnen, stehe jedenfalls.

Am 15. Jänner soll die Causa noch einmal im Petitionsausschuss behandelt werden.

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