Die Josefstadt kämpft um ihr Standesamt

Sämtliche Bezirksparteien machen gegen die Absiedlung mobil.
Die Standesämter von fünftem und achtem Bezirk sollen in den neunten übersiedeln. Das sorgt für Ärger.

Wer am Standesamt in der Josefstadt geheiratet hat, kennt den idyllischen Rahmen am Schlesingerplatz. Den können Brautpaare in Zukunft jedoch nicht mehr genießen. Denn bis Ende 2019 wird das zweitgrößte Standesamt Wiens mit jenem von Margareten zusammengelegt – und kurioserweise in den 9. Bezirk übersiedelt. In der Josefstadt versucht man, dies mittels einer Petition doch noch zu verhindern.

Dienstagfrüh starteten sämtliche Bezirksparteien gemeinsam mit lokalen Unternehmern eine Protestaktion. Bezirkschefin Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP) appellierte an SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig, die Entscheidung zurückzunehmen – und lud ihn ein, doch auch selbst in der Josefstadt zu heiraten.

Zum einen, argumentiert Mickel, könne der Zweckbau in der Wilhelm-Exner-Gasse am Alsergrund, in den das Standesamt übersiedeln soll, punkto Romantik nicht mit dem Schlesingerplatz mithalten. Zum anderen werde der Wirtschaftsstandort Josefstadt geschädigt. Gastronomen erwarten ebenso Umsatzeinbußen wie Blumenhändler, Geschenke-Shops oder Foto-Ateliers.

Das bekräftigt Stefan Smolka, Inhaber des Cafés Florianihof, der mit Agapen und Hochzeitstafeln „Zigtausende Euro Umsatz im Jahr“ mache. Werde das Standesamt abgesiedelt, sehe er sich gezwungen, Personal abzubauen. In örtlichen Lokalen und Geschäften liegen ab sofort Protest-Unterschriftenlisten auf.

Gewerkschaft

Im Büro von Finanzstadtrat Peter Hanke ( SPÖ), wo man für die Standesämter mitverantwortlich ist, macht man den Absiedlungsgegnern allerdings wenig Hoffnungen. Die Reduktion von zehn auf fünf Standesämter sei zwecks Effizienzsteigerung schon seit Jahren geplant. Und ursprünglich wollte man die Fusion aus 5. und 8. Bezirk auch am Schlesingerplatz belassen. Doch die Gewerkschaft habe sich quergelegt – weil die Aufteilung auf zwei Stockwerke Verschlechterungen für Kunden und Mitarbeiter mit sich bringe; weil es im Erdgeschoß keinen Sozialraum gebe; weil die Gänge zu eng für Familien mit Kinderwägen wären und weil kein Personal-WC vorhanden sei.

Nun werde durch die geplante Zusammenlegung der Magistratischen Bezirksämter von 9. und 17. Bezirk am Elterleinplatz aber das Amtsgebäude in der Wilhelm-Exner-Gasse frei.

Für dessen Nutzung sprechen mehrere Gründe, heißt es im Büro Hanke: Der finanzielle Aufwand sei wegen geringen Adaptierungsbedarfs gering, während des Umbaus seien keine Ersatzflächen erforderlich und bis zur Nutzung des neuen Standorts sei ein durchgehender Betrieb der Standesämter möglich. Am Alsergrund werden dann die Bezirke 1, 6, 7, 8, 9 (bisher Josefstadt) sowie 4, 5 und 12 (bisher Margareten) betreut.

Wien-Josefstadt: Prostest gegen Standesamts-Zusammenlegung

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