Der Corona-Test kommt künftig auf dem Fahrrad

Am Freitag wurde das Projekt offiziell vorgestellt
Die Stadt Wien stellt ihre Test-Logistik um - Fahrradkuriere sollen die Tests durchführen.

Mancher, der in den letzten Tagen ein Corona-Verdachtsfall war und bei 1450 anrief, hat sich vielleicht schon gewundert: Denn plötzlich stehen nicht mehr nur Sanitäter der Rettungsorganisationen vor der Tür, um den Test abzunehmen. Bereits in rund 1.700 Fällen seit 22. September wurden die Corona-Tests in Wien von Fahrradkurieren der Firma Veloce Liefert GmbH durchgeführt.

Es war eine erste Testphase für etwas, das die Testlogistik der Stadt verändern soll: "Das soll eine Art Foodora für Corona-Tests werden", erfuhr der KURIER von der Stadt.

Corona-Test kommt in Wien mit dem Fahrradboten

Einen Rachenabstrich dürfen die Boten - sie kommen ausschließlich mit Fahrrädern oder E-Rollern - natürlich nicht durchführen. Sie setzen auf den in Wien entwickelten Gurgeltest. Stellen ihn vor die Türe der Verdachtsfälle, treten zurück, sehen zu, wie die Person gurgelt und nehmen den verpackten Test schließlich zur Auswertung mit.

Getestet wurde der Gurgeltest bereits in einer Schulstudie und bei den Teststraßen. "Nun sind wir selbstbewusst genug, um damit in die Breite zu gehen", sagt ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Die neue Test-Logistik wird am Freitag präsentiert - der KURIER erfuhr die Details vorab.

Der Corona-Test kommt künftig auf dem Fahrrad

Im Rathaus wurde das neue Verfahren präsentiert

Das Ziel ist, deutlich mehr Tests pro Tag durchführen zu können und dass die Wartezeiten nach einem Anruf bei 1450 erheblich kürzer werden. 80 Fahrer sollen zunächst im Einsatz sein (derzeit sind 30 Rettungswagen auf der Straße), die rund 1.000 Tests am Tag zusätzlich ermöglichen sollen.

Aufgrund der steigenden Infektionszahlen und der vielen Anrufe bei 1450 habe man sich dazu entschieden, die einzelnen Stationen des Testverfahrens nacheinander zu optimieren, sagt der Sprecher. An den Telefonen selbst sei bereits mehr Personal im Einsatz - die durchschnittliche Wartezeit bis zum Abklärungsgespräch habe am Mittwoch 37 Sekunden betragen.

Nun kommen die Teams auf der Straße dran: Veloce habe der Stadt zugesichert, dass innerhalb kürzester Zeit bei Bedarf bis zu 200 Kuriere bereitstehen könnten. Schritt für Schritt sollen die Boten die Rettungsorganisationen ablösen. "Das wird die Standard-Vorgehensweise beim Home-Sampling", sagt der Sprecher.

Kein medizinisch geschultes Personal nötig

Die Möglichkeit für einen Rachenabtsrich soll es aber auch weiterhin geben. Und auch die Teststraßen sollen weiterhin bevorzugt genutzt werden - von Kontaktpersonen aber nur mit dem Auto.

CORONAVIRUS: FOTOTERMIN "VORSTELLUNG DES CLUSTER-BUSTER-BUS"

Peter Hacker (SPÖ) wird am Freitag die Details präsentieren.

Die Fahrradboten bekommen vor ihrem Einsatz eine Einschulung von den Gesundheitsbehörden, in der sie erfahren, wie lange und wie tief man Gurgeln muss. Eine medizinische Ausbildung brauchen sie aber nicht. Das ist der Vorteil des Gurgeltests - einen Rachenabstrich kann nur medizinisches Personal durchführen. Auch ein Schutzanzug wird von den Boten nicht benötigt - der Abstand kann beim Gurgeltest eingehalten werden, ein Mund-Nasenschutz reicht.

Fahrer arbeiten mit App

Informiert werden die Fahrer - wie auch Essenslieferanten - über ihre App. Wenn ein 1450-Mitarbeiter entscheidet, dass ein Test durchgeführt wird, dann bekommen sie eine Benachrichtigung und können die Verdachtsfälle nacheinander abfahren und in ihrem Ticketsystem "abarbeiten".

In einem nächsten Schritt sollen die Behörden mehr Mitarbeiter bekommen, um auch die Bescheide und das Contact-Tracing schneller durchführen zu können. "Aber das ist dann das geringste Problem", versichert ein Sprecher von Peter Hacker. Jetzt gehe es mal darum, "mehr Leute auf die Straße zu bekommen". Man sei noch nicht perfekt, aber werde immer besser.

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