„Bis zu 7.000 Einsätze“
Jan Leibnitz erhielt seine erste Gesangsausbildung beim Dresdner Kreuzchor: „Im Unterschied zu den Wiener Sängerknaben ist man in Dresden bis zur Matura aktives Chormitglied.“
Der Liebe wegen, zu einer Sängerin vor allem, lebt er heute in Wien – der Stadt der Musik und auch des verhaltensauffälligen Umgangs mit dem Tod.
Dass er heute gar nicht mehr auf den angesagten Opernbühnen singt, hat mehrere Gründe. Zunächst: „Irgendwann habe ich mir eingestehen müssen, dass ich über keine Weltstimme verfüge. Und in einem Chor wollte ich nicht singen.“
Es traf sich gut, dass er dank seiner Arbeit auf den Wiener Friedhöfen gut für seine drei Söhne sorgen konnte und damit seine Frau künstlerische Engagements auch außerhalb von Wien annehmen konnte.
Seit dem Jahr 2001 ist Jan Leibnitz als Begräbnissänger aktiv. Die Zahl der Einsätze schätzt er auf „bis zu 7.000“. Er kann somit sehr fundiert von seiner täglichen Arbeit erzählen.
Am öftesten verlangt werden in Wien weiterhin die Klassiker „Ave Maria“, „Time To Say Goodbye“, „Candle in the Wind“ und „My Way“. Jedoch wurde das Repertoire zuletzt deutlich erweitert: „Die Leute trauen sich bei ihrer Liedauswahl heute mehr als vor fünfzig Jahren.“
Ihrer Kreativität sind laut Sänger auch keine Grenzen gesetzt: „Wenn es tröstet, gibt es genau genommen auch kein falsches Lied.“
Gesungen wird somit, was gewünscht wird, sagt Jan Leibnitz. Dann fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu: „Bei Heavy Metal und indischen Obertongesang stoßen wir allerdings an unsere Grenzen.“
„Das ist die Musik“
Als Geschäftsführer muss er auch täglich Bürokram erledigen: Anfragen und Wünsche entgegennehmen und Termine koordinieren. Wichtig für die Sänger ist auch der Kontakt zu den in Wien tätigen Bestattungsunternehmen. „Denn die sollten ihre Kundschaft im besten Fall auch auf unsere Angebote hinweisen.“
Und was ist nun besser an der Livemusik als an der Musik von einem digitalen Tonträger? Jan Leibnitz antwortet auf diese Frage so: „Der teuerste Holzsarg mit Intarsien verschwindet nach kurzer Zeit unter der Erde, Blumen verwelken. Was hingegen vielen Menschen in Erinnerung bleibt, das ist berührende Musik.“
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