Demo-Einsätze: Polizei schaut bei Öffi-Kameras live mit
Wenn Schauspielerin Nina Proll am Sonntag bei der „Mega-Demo“ in der Wiener Innenstadt spricht, hat die Polizei die Besucher längst im Blick. Zumindest, wenn diese mit den Öffis angereist sind.
Seit einem Jahr darf die Polizei bei den Live-Bildern der Wiener Linien „mitschauen“. Der Schritt sei vor allem im Hinblick auf die explodierende Anzahl an Demos notwendig gewesen, heißt es vonseiten der Exekutive.
16.000 Kameras
Im Vorjahr nahm die Polizei das 30-mal in Anspruch. 3.000 Kameras haben die Wiener Linien in ihren Stationen, ca. 13.000 sind es in den Fahrzeugen.
Doch es handelt sich nicht um eine Dauer-Überwachung. „Die Polizei hat keinen permanenten Zugriff auf unsere Bilder. Das wäre für beide Seiten weder gesetzlich noch datenschutzrechtlich vorstellbar“, erklärt Michal Cieslik, Abteilungsleiter für Sicherheit bei den Wiener Linien. Die Polizei kann nur dann auf die Live-Bilder zugreifen, wenn ein Vertreter der Wiener Linien im Einsatzstab der Polizei sitzt. Das ist ausschließlich bei Kundgebungen der Fall.
„Es ist ein Mitschauen bei Demonstrationen, nicht mehr und nicht weniger. Das Datenmaterial verwenden können sie nicht“, sagt Ivana Vukasovic, Referatsleiterin im Einsatz- und Störungsmanagement der Wiener Linien.
„Wenn ich auf den Live-Bildern etwas sehe und konkret anleiten kann, tue ich mir leichter, als wenn ich eine Person hinschicken muss“, erklärt die Chefeinsatzplanerin der Wiener Polizei, Xenia Zauner, die die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dem Verkehrsbetrieb schätzt: „Ich weiß jederzeit, wen ich anrufen kann und das rund um die Uhr.“
Ein wichtiger Kernpunkt der Zusammenarbeit zwischen Polizei und Wiener Linien sind regelmäßige Übungen. Üblicherweise finden diese im Halbjahrestakt statt. Pandemiebedingt konnten zuletzt keine durchgeführt werden. Das soll sich bald ändern. Erprobt wird dann etwa, wie die Evakuierung eines U-Bahn-Zuges abläuft.
Für den Ernstfall
Schon einmal kam es zu einem derartigen Vorfall. Nach einem Rapid-Match brachen Fans der Gastmannschaft Slovan Bratislava eine U-Bahn-Tür auf der Fahrt zwischen zwei Stationen auf, erinnert sich Zauner. Genau deshalb seien die gemeinsamen Übungen mit den Wiener Linien wichtig. „Weil man erst dann sieht, welche Probleme in der Praxis auftreten können, die man ursprünglich nicht bedacht hat.“
Michael Chudik
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