Dealer in U-Haft packen aus

Hunderte mutmaßliche Straßendealer wurden festgenommen, manche zeigen sich kooperativ
Handy-Nummern verraten Komplizen. Mann soll 2,7 Kilo Cannabis verkauft haben.

Seit der Gesetzesnovelle mit 1. Juni – Straßendealer können bereits nach der ersten Festnahme in U-Haft genommen werden – sitzen an die 400 kleinere Suchtmittelhändler österreichweit in Haft. Während viele bei den Verhören schweigen und die Strafe von fünf bis sechs Wochen absitzen, packen einige aus. Auch weil die Angst vor der Abschiebung allgegenwärtig ist.

Die so gewonnenen Informationen bringen die Fahnder, in Wien gibt es eine eigene Sondereinheit, auf die Erfolgsspur: So konnte Donnerstag in der Römergasse in Ottakring ein mutmaßlich gewerbsmäßiger Drogendealer und Diebesgut-Hehler in seiner Wohnung festgenommen werden. Der 25-jährige Algerier reiste 2015 über die Balkanroute unkontrolliert ein. Er hielt sich laut Polizei nach einem negativem Asylbescheid rechtswidrig in Österreich auf. Bei der Hausdurchsuchung wurden Smartphones, Laptops, Parfums, Marihuana und ein als Taschenlampe getarnter Elektroschocker sichergestellt. "Dabei handelt es sich um eine verbotene Waffe. Sie dürfte über das Internet bestellt worden sein", sagt Polizeisprecher Paul Eidenberger.

Organisierte Bande

In den Befragungen zeigte sich, dass der Algerier Mitglied einer organisierten Bande gewesen sein dürfte. Er gab an, im heurigen Jahr 2700 Gramm Cannabis auf Szene-Örtlichkeiten gedealt zu haben. Der mutmaßliche Hehler gestand auch, gestohlene Smartphones, iPods, iPads sowie Laptops nach Algerien verkauft zu haben. Über den Mann wurde die U-Haft verhängt, ihm droht die Abschiebung.

Hinter den Kulissen laufen in der Dealerszene aktuell etwa 30 Observationen und Überwachungen. Auch wegen der gewonnenen Erkenntnisse durch die in der U-Haft sitzenden Straßendealer. Denn auf ihren Handys wurden Nummern von Kontaktpersonen, Drogen-Lieferanten und Abnehmern gefunden.

Die Behörden setzten zusätzlich auf verdeckte Ermittlungen in der Szene. Im Fokus stehen dabei Tätergruppen aus Nordafrika. Bereits am 18. Oktober bestätigte Innenminister Wolfgang Sobotka im Innenausschuss des Parlaments die "hohe Zahl der angezeigten Suchtmitteldelikte durch Asylwerber vom afrikanischen Kontinent".

Drogen im Schließfach

Ein weiterer Aufgriff gelang der Bereitschaftseinheit in der Nacht auf Samstag. Bei einer Personenkontrolle am Schottenring wurden bei einem 18-jährigen Afghanen vier Stangen Cannabisharz plus einer Schließfach-Karte sichergestellt. Vorerst gab der mutmaßliche Dealer an, das Fach befinde sich am Praterstern. Mit Hilfe von ÖBB-Mitarbeitern konnte das richtige Schließfach am Bahnhof Floridsdorf eruiert werden. Darin fanden die Beamten einen großen Block Haschisch und ein Messer. Der junge Mann befindet sich in einem laufenden Asylverfahren.

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