Das Geständnis der Estibaliz Carranza
Der Geschworene in der ersten Reihe ganz außen schüttelt den Kopf. Ihn wird sie nicht täuschen, die Angeklagte mit den maskenhaften Zügen. In ihrem kleinen, grauen Kleid, das ein bisschen zu sexy ist, um als Büßergewand durchzugehen.
Staatsanwältin Petra Freh beschreibt gerade die zwei Gesichter von Goidsargi-Estibaliz Carranza-Zabala. Das eine, das sie heute trägt, das der „liebreizenden Nachbarin, die so etwas Schauderhaftes nie tun könnte“. Und das der „eiskalten, brandgefährlichen, skrupellosen Mörderin“.
Gänsehaut
Der Große Schwurgerichtssaal im Wiener Landesgericht kocht. Er ist bis zur Galerie mit Zuschauern und Fotografen gefüllt. „Wahnsinn, ich habe eine richtige Gänsehaut“, meint eine Besucherin. Einer anderen fehlt nur noch „das Popcorn, das ist fast wie im Kino“.
Ein schönes Zitroneneis könnte jetzt Abkühlung bringen. Aber die Anklägerin verdirbt mit ihrer Schilderung „der Sauerei“, die die ehemalige Eissalon-Betreiberin beim Erschießen, Zersägen, Tiefkühlen und Einbetonieren zweier Männer angerichtet hat, die Lust darauf. Carranza sei eine „tickende Zeitbombe“. Wer ihr im Weg steht, werde weggeräumt. Und dass es „nur“ zwei Männer waren, ist vielleicht Zufall.
Die 1978 in Mexiko geborene Spanierin hatte schon gegen ihren tyrannischen Vater Mordgelüste. Ihr erster Verlobter in Spanien betrachtete sie als sein Eigentum, da plante sie, einen Autounfall zu provozieren. Wenn solche Gedanken kommen, „fühle ich mich in die Ecke gedrängt“, sagt sie. Ihre Flucht nach Deutschland und dass er im Gegensatz zu ihr diese Sprache nicht konnte, war womöglich seine Rettung.
In Berlin arbeitete sie in einem Eissalon, der Chef sei ein „Ausnützer“ gewesen, bei dem sie nicht einmal auf die Toilette gedurft habe. Kündigung? Kein Thema. Stattdessen recherchierte sie, wie sie sein Geschäft niederbrennen könnte. „Das war irre“, sagt sie selbst. Aber dann dachte sie: „ Damit landest du im Gefängnis“, dabei sei sie doch nicht einmal schwarz gefahren.
2002 heiratete sie Holger Holz, 32, ging mit ihm nach Wien, eröffnete den Eissalon „Schleckeria“ in Meidling. Waffennarr Holz habe sich jedoch bald als jähzornig, handgreiflich entpuppt. Verteidiger Rudolf Mayer assistiert, im Bestreben, ein Mordmotiv präsentieren zu können, das Carranza nicht gar so „hinterhältig und eiskalt“ erscheinen lässt: Der Mann sei früher mit einer Polizistin zusammen gewesen, und sogar der habe er Angst eingeflößt.
Carranza ließ sich scheiden, aber Holz war nicht abzuschütteln, blieb in Wohnung und Eissalon hocken. Inzwischen hatte sie sich in einen gewissen Alex verliebt, zog bei dem ein, Holz war wütend. „Ich war absolut hilflos, ich dachte, ich krieg mein Leben nie mehr zurück“, sagt sie.
Roboter
Da nahm sie seine Pistole, als er gerade vor dem Computer saß, und erschoss ihn. „Er hat’s nicht bemerkt.“ Sie habe nicht geglaubt, dass sie das wirklich tun könnte, habe gezittert und gedacht: „Mein Gott, bitte nicht, er liegt da tot.“ Sie sei „wie ein gesteuerter Roboter“ herumgelaufen. Den Körper habe sie nicht anfassen können, deshalb ließ sie den Toten tagelang im Sessel sitzen. Aber der Mensch, der sich eine Kettensäge besorgte und den Mann in seine Einzelteile zerlegte, der war auch sie.
Der Geschworene in der ersten Reihe schüttelt wieder den Kopf und hat – an Carranza gerichtet – „nicht den Eindruck, dass Sie etwas bereuen“. Worauf sie erwidert: „Ich versuche, mich zusammenzureißen. Wenn ich die ganze Zeit weine, heißt es doch nur: Schau, was die für ein Theater spielt.“
Also kein Theater. Aber es klingt halt schon nach einer Filmszene, wenn die Angeklagte so Sachen sagt: „Ein Horror, den Menschen so zu sehen, den man einst geliebt hat.“ Da muss sie fast weinen, aber als Richterin Susanne Lehr eine Frage zur Säge stellt, erklärt Carranza ganz trocken: Der Sessel, in dem der tote Holger saß, sei aus Edelstahl gewesen, der sei ihr immer beim Sägen in die Quere gekommen.
Freund
Alex bekam nichts mit und war nach dem Ende der Beziehung so klug, sich freiwillig zu entfernen. Schon zu Zeiten mit Holger Holz hatte es Manfred Hinterberger, 48, in Carranzas Leben gegeben. Sie zog mit ihm zusammen, aber er ging fremd und erklärte ihr, die Lust an ihr verloren zu haben. Freigeben wollte er sie aber auch nicht. Wieder habe sie sich gefangen gefühlt, sagt Carranza: „Das ist so, als ob Sie ein Plastiksackerl über dem Kopf haben. Da müssen Sie einfach raus, in dem Moment müssen Sie einfach raus.“
Diesmal absolviert Carranza vorher Schießübungen, lässt sich im Baumarkt den Umgang mit der Kettensäge erklären, legt Plastikfolien bereit, um nicht wieder eine „Sauerei“ zu veranstalten. Sie erschießt Hinterberger, erschrickt darüber, zerteilt ihn, betoniert ihn ein, wie gehabt. Oder wie der Verteidiger sagt: „Vorher honeymoon, dann bumm bumm.“
Längst gibt es zu dem Zeitpunkt „den überlebenden Lebensgefährten“ (Staatsanwältin) Roland R., den ahnungslosen heutigen Ehemann und Vater ihres in der U-Haft zur Welt gebrachten zehn Monate alten Sohnes. Er kommt am Dienstag als Zeuge.
Die Bluttaten Am 27. April 2008 erschoss Carranza ihren Ex-Ehemann Holger Holz, am 21. 11. 2010 im Schlaf ihren Lebensgefährten Manfred Hinterberger (Bild). Die Eltern von Hinterberger fordern beim Prozess je 25.000 Euro Trauerschmerzensgeld. Außerdem hat der Sohn 150.000 Euro in den Eissalon von Carranza gesteckt.
Die Entsorgung Carranza besorgte sich danach jeweils eine Kettensäge und zerteilte die Leichen. Zuerst deponierte sie die Leichenteile in einer Tiefkühltruhe in ihrer Wohnung. Als sie diese räumen musste, füllte sie Beton in die Tiefkühltruhe und brachte Freunde dazu, die Truhe in den Keller unterhalb ihres Eissalons zu schleppen.
Die Flucht Bei Bauarbeiten wurden die Leichenteile entdeckt. Carranza flüchtete nach Udine, versteckte sich in einem Hotel, wurde am 10. Juni 2011 festgenommen und nach Österreich ausgeliefert. Die Anklägerin fordert, auf das Gutachten gestützt, neben Strafe auch die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.
Gerichtspsychiaterin Heidi Kastner hat Estibaliz Carranza eingehend untersucht. Rund 30 Stunden lang hat sie sich intensiv mit der Mordverdächtigen auseinandergesetzt und ihr Seelenleben erforscht. Interviews dazu gibt sie keine. In ihrem Gutachten beschreibt sie Carranza aber als „Prinzessin“, die erhofft, von einem Mann „gerettet“ zu werden und dessen Zuwendung durch völlige Unterordnung belohnt. Wenn die Männer dann nicht mit vermehrter Zuwendung reagierten, sondern mit immer größerer Selbstverständlichkeit, Ignoranz und Dominanz, finde sich die Prinzessin eingeschlossen in einem Turm wieder, den sie durch ihr eigenes Verhalten mit errichtet hat. Und der einzige von ihr wahrgenommene Ausgang werde durch den Partner, der die unterwürfige Frau nicht frei gibt und ihr damit den Weg zu lohnenderen Partnerschaften versperrt, blockiert.
In solchen Situationen übernehme „ihr schlimmer Teil die Kontrolle“, sagt Carranza selbst. Sie sei dann nur wie ein Beifahrer in einem Auto, das von einem anderen gesteuert werde, sie sitze praktisch terrorisiert neben dieser anderen bösen Person, die dann das Ruder übernehme. Anfangs sei die Tötung nur ein verlockender Gedanke – es beginne bei einer Fantasie, wachse dann an zu einer Alternative, zu einer Möglichkeit und schließlich zu einer Gewissheit, bis es zur einzig möglichen Lösung werde.
Ihr schlimmer Teil? Diese andere böse Person? Leidet Estibaliz Carranza womöglich an Schizophrenie?
Kastner schließt das aus. Die Angeklagte selbst habe angegeben, ihr sei „klar, dass sie in jedem Fall anders handeln hätte können“. Die Verantwortung für ihre Entscheidungen könne ihr aus psychiatrischer Sicht nicht abgenommen werden. Carranza sei zurechnungsfähig.
Die Gerichtspsychiaterin attestiert ihr aber eine „kombinierte Persönlichkeitsstörung“ und hält sie wegen ihrer „hochgradigen psychischen Gestörtheit“ für gefährlich. Die Staatsanwaltschaft wird daher neben einer Verurteilung wegen Mordes die zusätzliche, zeitlich unbefristete Unterbringung in der Maßnahmenabteilung der Frauenjustizanstalt Schwarzau beantragen, wo es – anders als im herkömmlichen Strafvollzug – Therapiemöglichkeiten gibt. Dort könnte Carranza selbst nach der Verbüßung einer Freiheitsstrafe so lange eingesperrt bleiben, bis keine Gefahr mehr von ihr ausgeht.
Einer, der weiß, was Zurechnungsunfähigkeit bedeutet, ist der Vorarlberger Mathias Illigen. Er hat sie am eigenen Leib erlebt.
Mathias Illigen hat seinen Vater getötet. Nicht im Streit, nicht in Rage. Mit voller Absicht hat er ihm am 24. Jänner 2007 erst einen Stein, dann ein Bügeleisen über den Kopf gezogen. Und ihm dann einen Plastiksack übers Gesicht gestülpt und ihn erstickt.
Gemeinhin nennt man das Mord. Nicht im Fall des heute 35-Jährigen. Ihm beschied das Gericht in Feldkirch mit acht zu null Stimmen, dass er nicht schuldfähig ist. Dass er nicht ins Gefängnis, sondern in die Psychiatrie muss.
Denn Mathias Illigen hatte im Wahn gehandelt (siehe unten). Er litt an Paranoider Schizophrenie.
KURIER: Herr Illigen, Estibaliz Carranza soll zwei Männer getötet haben. Wenn das so ist – glauben Sie, ihr war klar, was sie tut?
Mathias Illigen: Ich kenne den Fall und Teile des Gutachtens nur aus den Medien. Sollte sie die Taten begangen haben und es zu einer Verurteilung kommen, vermute ich, dass sie den Paragraf 21/2 bekommen wird – Schuldfähigkeit und Einweisung.
Als Sie damals zum Bügeleisen gegriffen haben – war Ihnen bewusst, was Sie tun?
Das kommt darauf an. Mir, so wie ich jetzt bin, war nicht klar, was ich tu’. Aber diesem psychotischen Mathias Illigen, der ich in dem Moment war, war schon klar, was er da tut, ja. Und es war überhaupt keine Frage, dass das nicht genau das Richtige ist, was ich tun muss.
War das „Spiel“, die Psychose vorbei, als Ihr Vater tot war?
Nein, vorbei war es erst nach ein paar Monaten auf der Psychiatrie. Relativ schnell nach der Tat war aber die Konfrontation mit der Diagnose sehr wichtig. Dass es eine rationale Erklärung dafür gibt, was das alles ist, das hatte ich ja vorher nicht.
Und wann kam das schlechte Gewissen?
Das entwickelt sich mit der Zeit. Es ist mir von Tag zu Tag und von Woche zu Woche immer mehr bewusst geworden, was eigentlich passiert ist und dass ich das gemacht hab. Und dann war natürlich das Entsetzen über mich extrem groß.
Sie wurden vom Gericht für zurechnungs- und schuldunfähig erklärt. Hatten Sie im Vorfeld Angst vor dem Prozess?
Nein. Mir war nur wichtig, dass ich aus der Psychose rausgekommen bin. Es war relativ klar, was passieren wird, dass man mich prophylaktisch einweisen wird. Ich hatte große Angst vor der geschlossenen Psychiatrie und vorm Maßnahmenvollzug, weil da wirst du auf unbefristete Zeit eingesperrt, so lange es der Zweck erfordert – eine schwammigere Formulierung kann man sich kaum vorstellen als Betroffener.
Wäre Gefängnis besser gewesen?
Es gibt viele, die sagen das. Ich teile das nicht. Es ist ganz was anderes. Im Gefängnis musst du eigentlich nichts tun. Im Maßnahmenvollzug musst du nur tun. Maßnahmenvollzug ist arbeiten, richtig arbeiten. Ich habe gelesen, dass die Rückfallszahlen bei Haftentlassenen bei über 55 Prozent liegen, beim Maßnahmenvollzug sind es zwölf oder 13 Prozent. Also es ist eindeutig nachgewiesen, dass der Maßnahmenvollzug effektiver ist, weil die Leute werden ungefährlicher und sind danach nicht mehr kriminell.
Sie wurden nach knapp vier Jahren in Rankweil, Göllersdorf und auf der Baumgartner Höhe entlassen. Was sagen Sie Menschen, die meinen, Sie seien gut weggekommen?
Die Leute kennen Maßnahmenvollzug gar nicht, sie wissen nicht, was das ist, was dort passiert. Im Maßnahmenvollzug musst du ständig arbeiten, mit dir selber, jahrelang. Ohne einen Rückschritt machen zu dürfen.
Sie waren schuldunfähig, mussten daher nicht bestraft werden. Haben Sie die Psychiatrie dennoch als Strafe empfunden?
Nein. Ich bin in der ganzen Sache vieles, aber sicher kein Opfer. Der Maßnahmenvollzug war die Pflicht, zu lernen, Verantwortung für mein Tun zu übernehmen. Ich seh’ das aber nicht als Strafe. Eher als Chance, sich zu ändern, etwas in der Welt zu verändern und was zu tun.
Haben Sie deshalb auch Ihr Buch geschrieben?
Ich wollte damit in erster Linie meine Geschichte verfügbar machen. Schizophrenie. Psychose. Das ist in unserer Gesellschaft etwas so Unbekanntes und Tabuisiertes, dass nur Gerüchte bestehen und so gut wie kein Wissen darüber. Schizophrenie kann man plötzlich kriegen, sie kann plötzlich akut werden, obwohl man vorher ganz gesund war. Ganz so wie
man von heute auf morgen eine Grippe bekommen kann. Ich wollte zeigen, dass sich niemand sicher sein kann, dass er niemals eine psychische Erkrankung kriegt.
Ist Ihr erster Gedanke in der Früh auch heute noch: ,Oh Gott, was hab ich nur getan‘?
Nein, ich denke nicht permanent daran, wenn Sie das meinen. Aber das Wichtige ist, dass die Momente, in denen man daran denkt, nicht so bleiben. Das Entscheidende ist, nicht zu verzweifeln. Ich kann nicht vor Schock erstarren. Ich bin auch nicht gesünder oder ungefährlicher, wenn ich vor Schock erstarre.
Viele Stellen im Buch machen einem Angst, manche sind aber zum Lachen. Haben Sie wirklich geglaubt, dass man Sie zum Papst durchspazieren lässt?
Ja. (lacht) Abgedreht, nicht? Ich finde, psychische Krankheiten haben sehr wohl etwas, worüber man lachen kann. Auch wenn man betroffen ist. Wenn man irgendwie damit zurechtkommt, dass man als verrückt gilt, das hilft einem auch.
Haben Ihnen Ihre Geschwister verziehen?
Ja, ich glaub’ schon. Sie gehen normal mit mir um.
Was machen Sie am 24. Jänner?
Das weiß ich noch nicht. Bisher hab’ ich immer zurückgedacht. Nächstes Jahr will ich was anderes machen, was Positives.
Unter welchen Auflagen hat das Gericht Sie entlassen?
Ich muss Medikamente nehmen. Ich muss regelmäßig zum Psychotherapeuten, ich habe einen Bewährungshelfer. Und ich muss nachweisen, dass ich keine Drogen nehme. Aber ich fühle mich dadurch nicht sehr eingeschränkt. Ich schreibe an meiner Dissertation. Und ich schreibe an einem neuen Buch, dieses Mal wird es etwas Belletristisches, Kurzgeschichten. Ich leb’ mein Leben ganz normal.
Mit Anna, die Sie in der Psychiatrie kennengelernt haben?
Ja. Wir sind noch zusammen und sehr glücklich.
Und wer bügelt bei Ihnen zu Hause?
(lacht) Das ist eine gemeine Frage. Sie. Aber nicht, weil sie Angst vor mir hat. Sie bügelt, weil ihr das wichtig ist und mir nicht. Dafür koche ich für sie.
Eine Diskussionssendung zum Thema "Das Böse - Was macht uns zu Mördern?" mit Mathias Illigen (moderiert von KURIER-Chefredakteur Helmut Brandstätter) sehen Sie auf servustv.com.
Herbst 2006. Mathias Illigen ist an der Akademie der bildenden Künste in Wien einer der Auserwählten, die am Dissertantenseminar des Kulturphilosophen Peter Sloterdijk teilhaben dürfen. Illigen bewundert Sloterdijk, will ihn unbedingt als Doktorvater, ihm gefallen und „das ganze Möchtegern-Intellektuellen-Gesindel auf seinen Platz verweisen“. Das gelingt ihm auch. Der große Meister wird auf den Studenten aufmerksam und beginnt, ihn intellektuell herauszufordern.
Illigen fühlt sich von den „Psychospielchen“ erst geschmeichelt, schnell aber verfolgt. Kontrolliert. Manipuliert. Überwacht. Erst nur von Sloterdijk, bald von seinem ganzen Umfeld. Am Heiligen Abend hört er erstmals eine Stimme. Ganz so, als würde er Selbstgespräche führen, spricht sie zu ihm. Mit einem Unterschied – die Stimme gibt auch Antworten. Bestärkt ihn darin, dass auch seine Freundin, die sich von ihm trennt, Teil des bösen Spiels ist. Genauso wie seine Schwester, sein Bruder, die Supermarktverkäuferin. Wie sonst sollte es erklärbar sein, dass er plötzlich 66,69 Euro bezahlen muss – drei Sechsen hintereinander, teuflisch!
Illigen wähnt sich inmitten eines religiösen Krieges. Sieht plötzlich überall Dämonenfratzen. Trinkt nur noch San-Benedetto-Mineralwasser, weil es „dem Papst und dem Göttlichen am nächsten ist und die Heiligkeit außerdem schon im Namen trägt“. Reist nach Rom, um bei Benedikt XVI. um politisches Asyl im Vatikan anzusuchen. Fällt in ein noch tieferes Loch, als er – obwohl er die Schweizergardisten doch mit „Grüezi“ begrüßt – völlig unerwartet nicht durchgelassen wird.
Und plötzlich wird ihm klar: Sein Vater ist die Wurzel allen Übels. Sein Vater ist schuld daran, dass die Mutter gestorben ist, als er dreieinhalb war. Sein Vater hat sie getötet, nicht der Krebs.
Und es war auch sein Vater, der all diese Geister gerufen hat. Er glaubt, das Spiel durchschaut zu haben. Und er will raus, will, dass es endlich aufhört. Koste es, was es wolle . . .
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