Das Demel-Schaufenster als süßestes Theater Wiens

Das Demel-Schaufenster bietet ein "süßes Spektakel".
Die Bäcker der K.u.K Hofzuckerbäckerei werden zu Social-Media-Stars. Passanten filmen das Kaiserschmarrn-Spektakel.

Vor dem Schaufenster der bekanntesten Wiener Konditorei gibt es etwas zu sehen. Passanten bleiben stehen, zücken ihr Handy und filmen. Die Jüngeren machen Instagram-Stories oder TikTok-Videos. Hinter der Scheibe steht nicht nur eine große Puppe aus Zucker, wie von Demel-Auslagen gewohnt. Echte Zuckerbäcker zeigen hier ihre Künste.

Das Demel-Schaufenster als süßestes Theater Wiens

Die kleinen "Lockdown-Freuden" des Lebens: Beim Spaziergang Neues entdecken.

In riesige Pfannen füllen die Köche Teig ein, sie streuen Rum-Rosinen ins Mehl-Eier-Milch-Gemisch. Darüber steht der Titel der Szene: „Wiener Kaiserschmarrn“. Der rote Vorhang an den Seiten lässt es erahnen: Es ist ein Theater wie die Wiener es lieben.

Das Demel-Schaufenster als süßestes Theater Wiens

„Die Leute zeigen mit dem Finger auf uns und schauen auch auf unsere Finger“, sagt Koch Markus Walter. Den Ruhm genießt er, denn lachende und freudige Gesichter sind in Zeiten von Pandemien eine Seltenheit geworden.

Kaiserschmarrn to go

Im anderen Fenster gibt es auch etwas zu bestaunen. Eine Dame formt dort Krapfen, die sie dann herausbäckt. Zwischen den Back-Theater-Fenstern ist der rote Teppichläufer ausgerollt. Am Eingang steht, wie könnte es in Corona-Zeiten auch anders sein, nicht „Herzlich willkommen“, sondern „Bitte Abstand halten“.

Das Demel-Schaufenster als süßestes Theater Wiens

Auf der anderen Seite werden handgemachte Krapfen vorbereitet. 

Das fällt wahrlich ein bisschen schwer. Denn das neue Kaiserschmarrn-to-go Theater gibt es schon seit Mitte Dezember und es lockt Lockdown-Spaziergänger aus der ganzen Stadt an.

Jeder weiß, schon Kaiser Franz Josef ließ sich die Köstlichkeiten der 1786 gegründeten Konditorei in die Hofburg liefern. Die neue Generation an Kaisern und Kaiserinnen ist da flexibler. Mitnehmen lautet die Devise.

Das Demel-Schaufenster als süßestes Theater Wiens

Die Gäste gehen nur in eine Richtung: Von der Kaiserschmarrn-Station zum Shop, wo sich die Kassa befindet.

Ampel regelt Zustrom

Bald soll die Menschenansammlung am Demel-Eingang mit einer Ampel geregelt werden, heißt es vom Do&Co-Management. Die Mitarbeiter werden zusätzlich wöchentlich getestet. Sie sind froh, noch Teil der Show zu sein. Denn Do&Co war einer der ersten Konzerne, der in der Corona-Krise umfangreich Stellen abbaute. 30 davon trafen langjährige Mitarbeiter im Café Demel.

Besucher Stefan Patzl ist zum zweiten Mal vor Ort. „Himmlisch ist das richtige Wort. Ich habe es auf Instagram entdeckt und bevorzuge den Schmarrn ohne Zwetschken- oder Beeren-Röster“, sagt der Wiener. Eine andere Dame macht sich euphorisch hinter ihrer Maske bemerkbar: „Ich empfehle Zwetschkenröster“.

Demel K.u.K Hofzuckerbäckerei
Der Shop (1., Kohlmarkt 14) und die To-go-Station sind täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet

Kaiserschmarrn und Krapfen to go 
Kaiserschmarrn klein (150 Gramm)  um 5,90 Euro, groß (250 Gramm) um 7,50 Euro.
Handgemachte Krapfen: Puppenkrapfen um 2,60 Euro, Marillenkrapfen um 3,70 Euro 

700 Portionen am Tag Pro Pfanne dauert die Schmarrn-Zubereitung sechs bis sieben Minuten. Jede Pfanne beinhaltet vier bis fünf Portionen und am Tag werden bis zu 700 Portionen verkauft.

Für die Gäste wurde „Corona-konform“ ein One-Way-Weg eingerichtet. Nach dem ersten Akt, dem Bestellen des „Schmarrn to go“, kann man sich noch eine Melange (5,90 Euro), einen Tee (6, 50 Euro) oder eine heiße Schokolade (6,50 Euro) mitnehmen. Im letzten Akt wird bezahlt.

Dafür muss man, wie auch im Museum, den Geschenke-Shop von Demel durchqueren. Bei der Hintertür rausgekommen, kann man das Spektakel wieder von vorne betrachten. Wichtig: Die Speisen müssen mindestens 50 Meter entfernt vom Lokal konsumiert werden.

Das Demel-Schaufenster als süßestes Theater Wiens

Den Schmarrn gibt es mit Zwetschken- oder Beeren-Röster.

„Gib her, den Schmarrn“

Über den Kaiserschmarrn gibt es viele Mythen und Geschichten: Ob es ein misslungener Auflauf war, den der Koch dem Kaiser kredenzte, oder doch der Schmarrn, den Jäger aus dem Salzkammergut für den Kaiser zubereiteten, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden.

In Erinnerung bleibt die Geschichte rund um Sisi, die die Süßspeise vehement verweigerte. Der Kaiser soll sich mit den Worten geopfert haben: „So geb’ schon her, den Schmarrn.“

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