Coronavirus: Wien startet Tests daheim, Vorgaben für Verdachtsfälle

Ab Freitag ist der Ärztefunkdienst im Coronavirus-Einsatz
Veranstaltungen werden derzeit noch nicht abgesagt, mehr werden Krankheitsfälle erwartet.

Bis Freitagmittag sind in Österreich fünf Menschen am Coronavirus erkrankt, mittlerweile wurden mehr als 750 Virustests durchgeführt. Die Beunruhigung bei der Bevölkerung steigt. Das zeigen auch die stark zunehmenden Anfragen bei der Gesundheitshotline 1450. So verdoppelten sich allein in Wien von Dienstag auf Mittwoch die Anrufe wegen Coronavirusverdacht. Nun startet die Bundesregierung eine Info-Kampagne. Zudem sollen neue Maßnahmen das Vorgehen bei Verdachtsfällen einheitlich regeln. Denn sowohl Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) als auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) rechnen mit weiteren Infizierten.

"Die aktuelle Entwicklung ist dynamisch", erklärt Nehammer. Deshalb sei es wichtig, die Bevölkerung transparent zu informieren. Passieren soll das nun mit Plakaten und Infokampagnen in den Medien. Die wichtigste Botschaft: Wer Symptome hat und befürchtet, krank zu sein, soll zu Hause bleiben sich an die Gesundheitshotline 1450 wenden, bei Fragen zum Coronavirus an die Hotline der Ages (0800 555 621). Und: Schutzmaßnahmen sind Händewaschen, Distanz halten und der Verzicht darauf, sich ins Gesicht zu fassen. Es gehe darum, das Virus einzudämmen.

Coronavirus: Wien startet Tests daheim, Vorgaben für Verdachtsfälle

Die Infokampagne der Regierung

Zwar werde die Zahl der Erkrankungen in Europa und auch in Österreich weiter ansteigen, erklären Nehammer und Anschober, doch gebe es mittlerweile weltweit 36.300 Menschen, die geheilt wurden. "Der Großteil der Erkrankungen wird sanft verlaufen", sagt Anschober. Auch medizinische Experten betonen, dass 80 Prozent der Corona-Patienten nur leichte Symtptome entwickeln. Aber: "Die nächsten zwei bis drei Wochen sind entscheidend, ob eine Eindämmung in Europa gelingt."

"Task Force" nimmt Arbeit auf

Unabhänig davon treten nun zahlreiche Maßnahmen in Kraft, die das Vorgehen der Gesundheitsbehörden Österreichweit regeln. Am Freitag nahm etwa eine "Task Force Coronavirus" ihre Arbeit auf. Berater dieser ist etwa Bundesrettungskommandant Gerry Foitik. Zudem wurde ein wissenschaftlicher Beirat aus acht Personen gebildet, darunter Infektionsexperten aus dem Kaiser-Franz-Josef-Spital, dem AKH und der AGES. Dieser befasst sich etwa mit Schulungen von sämtlichen Spitalsmitarbeitern was die Hygiene und den Umgang mit dem Virus betrifft.

Gesundheitsminister Anschober erlässt zudem Vorgaben, wie künftig bundesweit bei Verdachtsfällen und positiv getesteten Patienten vorzugehen ist. Damit soll es einheitliche Ablaufpläne in allen Bundesländern geben. Ein zweiter Erlass dreht sich um die Frage der Definition der Kontaktpersonen. Die sollen kategorisiert werden. "Die Form der Nähe ist entscheidend, was für Maßnahmen zu treffen sind", erklärt er.

Veranstaltungen noch nicht abgesagt

Künftig sollen auch Rechtsgrundlagen geschaffen werden, auf Basis derer die Anhaltung von Transportmittel wie Bus und Bahn oder die Ausforschung von Kontaktpersonen möglich ist. Weiters soll es auch möglich sein, die Handydaten von erkrankten und nicht ansprechbaren Personen auszuwerten, um Bewegungsprofile erstellen zu können. Ob das bei jenem 72-jährigen Coronapatienten der Fall ist, der derzeit auf der Intensivstation des Kaiser-Franz-Josef-Spitals behandelt wird, wollten die Verantwortlichen nicht beantworten. Im Fall des Mannes ist nämlich noch völlig unklar, bei wem er sich angesteckt hat.

Veranstaltungen wollte der Einsatzstab im Innenminsiterium mit Stand Freitagmittag nicht absagen, allerdings sollten sie genau bewertet werden - immerhin findet am Wochenende in Hinterstoder das Weltcuprennen statt. Es gehe darum, Maßnahmen zu erarbeiten, die Veranstalter ergreifen können. Das gehe soweit, dass gewisse Teams oder Fangruppen von der Teilnahme an der Veranstaltung ausgeschlossen werden könnten, erklärt der  Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit Franz Lang.

Bereits am Donnerstag waren Informationen an Bildunsgeinrichtungen ausgeschickt worden, wie bei Verdachtsfällen vorzugehen ist.

Abstriche werden zu Hause genommen

Indes weitet in der Stadt Wien der Ärztefunktdienst seine Arbeit aus. Künftig sind 200 Mediziner im Einsatz, die bei Verdachtsfällen zu den Patienten nach Hause kommen und dort einen Abstrich nehmen. Dieser wird dann im Labor der AGES ausgewertet und die Betroffenen entweder vom Ärztefunkdienst (wenn der Test negativ ist) oder von der Gesundheitsbehörde (wenn der Test positiv ist) informiert. So werden die Kapazitäten in den Spitälern geschont und Personen, die möglicherweise infiziert sind, bleiben jedenfalls Zuhause. Dass Modell soll österreichweit umgesetzt werden.

Test der Kinder ausständig

Wenig Neuigkeiten gibt es von den drei Coronaviruspatienten in Wien. Während der Zustand des 72-Jährigen nach wie vor ernst ist, gehe es dem Ehepaar sowie den zwei Kindern gut. Sie würden lediglich leichte Symptome einer Lungenentzündung zeigen, heißt es am Freitag. Die Testergebnisse der beiden jugendlichen Kinder standen vorerst noch aus.

Indes wurden 90 Kontaktpersonen des Seniors negativ getestet. Darunter auch zahlreiche Mitarbeiter der Wiener Rudolfstiftung, in der der Mann zehn Tage lang wegen Grippe behandelt wurde. Eine Diagnose, die sich am Mittwoch als falsch herausstellte. Wann sie wieder arbeiten können, war vorerst aber noch unklar

 

 

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