Wien will im März zur zweiten Impfphase übergehen

Bis September rechnet Gesundheitsstadtrat Hacker damit, die gesamte Bevölkerung durchimpfen zu können.

Der neue Impfplan für Wien und Fehler in der Kommunikation

Nach der Zulassung des dritten Impfstoffes gegen Covid-19 von AstraZeneca müssen alle Impfpläne adaptiert werden, die bisher nur mit den zwei bereits früher zugelassenen Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna erstellt wurden. Welche konkreten Auswirkungen der dritte Impfstoff für die Bundeshauptstadt haben wird, erläuterten Donnerstagmittag Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und der medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, Michael Binder.

150.000 Geimpfte bis KW 8

Die Wiener Gesundheitsbehörden rechnen damit, bis Ende Februar rund 200.000 Dosen verabreichen zu können. Exakt sollen bis Ende der Kalenderwoche (KW) 8 97.800 Menschen ihren ersten Stich erhalten haben und 52.100 Personen bereits vollimmunisiert (zwei Dosen) sein.

Für die nächsten fünf Wochen bis Ostern rechnet die Stadt aktuell mit knapp 220.000 Dosen, wobei dies noch mit großer Unsicherheit behaftet sei. Hacker betonte, die Stadt müsse den Impfplan beinahe täglich anpassen, weil sich auch die Liefermengen ständig ändern würden. Durch die kürzliche Zulassung des AstraZeneca-Impfstoffs stehen jetzt jedenfalls wesentlich mehr Impfdosen zur Verfügung - doch weil dieser vorerst nicht für die ältere Bevölkerung zugelassen ist, kann nicht einfach der bisherige Impfplan beschleunigt werden.

Wien will im März zur zweiten Impfphase übergehen

Man befinde sich momentan "in einem einmaligen Manöver", so Hacker, weil es im Gegensatz zum üblichen Prozedere keine Zwischenlager mit dem Impfstoff gebe: "Was produziert wird, kommt direkt hinaus in die Logstikzentren." Es sei ihm aber in der derzeitigen Situation "lieber, täglich umzuplanen als Lager zu haben", damit die Vakzine möglichst schnell verimpft werden können.

Praktische Konsequenzen

Doch welche konkreten Auswirkungen hat das Mehr an Impfstoff nun?

Einerseits können die Impfungen jener Gruppen, mit denen bereits begonnen wurde, schneller abgeschlossen werden. Andererseits kann der Impfstoff von AstraZeneca breit in einzelnen Berufs- und Personengruppen eingesetzt werden. Die dadurch freigewordenen Impfdosen von Biontech/Pfizer können wiederum verstärkt bei älteren Wienerinnen und Wienern eingesetzt werden - die Durchimpfung wird also in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft beschleunigt.

  • Noch in dieser Woche erhalten rund 24.000 Personen aus dem klinischen und niedergelassenen Gesundheitsbereich ihre zweite Impfung
  • Die erste Teilimpfung in Spitälern und Rettungsdiensten wird bis Ende Februar abgeschlossen sein
  • Einen vorgezogenen Impfstart noch im Februar gibt es für folgende Gruppen: Menschen in Heimpflege, Menschen mit Behinderungen inklusive persönlicher Assistenz, den hochexponierten Gesundheitsbereich wie etwa Angestellte in Covid-Laboren sowie Ambulatorien und Reha-Kliniken
  • Und schließlich ist der Impfstart für die allgemein Bevölkerung ab 80 Jahren sowie für Hochrisikogruppen ab KW 7 gesichert

Im März startet Phase 2

Mit März will die Stadt dann zu Phase 2 des Impfplans übergehen, in der unter anderem das Bildungspersonal, Apotheken, die Polizei, körpernahe Gesundheitsdienstleister (wie etwa Physiotherapeuten) und Sozial- und Wohnungsloseneinrichtungen an die Reihe kommen.

Gleichzeitig werden in Kooperation mit der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung schrittweise die Betriebe kontaktiert, um den Impfbedarf zu erheben bzw. die Verabreichung zu organisieren. Wobei sich Hacker vorstellen kann, einzelne "hochexponierte" Vertreter von Unternehmen wie Schaffner, Menschen im Verkauf ohne Schutzvorrichtung - wie im Textilhandel - oder Personal, das "zwingend ins Ausland reisen muss", in die frühere zweite Phase vorzuziehen.

Durchimpfung der Bevölkerung bis September

Ab April soll dann in Wien in Sachen Impfung ordentlich aufs Tempo gedrückt werden, da sich die gelieferten Impfstoffmengen massiv erhöhen würden. "Ich rechne mit dem Zehnfachen", so Hacker. Dann sollen die Betriebe immunisiert werden, ab Mai/Juni steht die Inbetriebnahme großer Impfstraßen - vorgesehen sind zum Beispiel die Messe und das Austria Center - für die breite Bevölkerung am Plan. Auch kleinere Impfstraßen und -zentren, vergleichbar während der Grippeimpfaktion, wurden angekündigt. Und die Hausärzte werden ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Verabreichung spielen.

Hacker rechnet damit, dass bis Ende September die gesamte österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren mit einer Impfung gegen das Coronavirus versorgt werden kann - basierend auf einer Durchimpfungsrate von 75 bis 80 Prozent.

Dass der vergleichsweise einfach zu lagernde und transportierende Impfstoff von AstraZeneca derzeit nur an Menschen ab 65 Jahren verabreicht werden kann, habe natürlich Einfluss auf den Wiener Impfplan gehabt, sagte der Gesundheitsstadtrat. Denn damit hätten eigentlich recht bald bettlägerige Senioren daheim geimpft werden soll. Glücklicherweise habe sich aber inzwischen herausgestellt, dass der als besonders fragil geltende Impfstoff von Biontech/Pfizer sehr wohl für mobile Hausbesuche eingesetzt werden könne, wenn er vorher schon mit der Nadel aufgezogen worden sei.

Alle drei Impfstoffe wirksam

Michael Binder, medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds, versuchte indes, Vorbehalte gegen den AstraZeneca-Impfstoff - u.a. wegen offenbar geringerer Wirksamkeit - zu zerstreuen. Alle drei bisher in der EU zugelassenen Fabrikate hätten das angestrebte Ziel klar nachgewiesen, schwere Erkrankungen und Tod durch eine Covid-Infektion zu verhindern.

Was die Impfraten anbelangt, äußerte sich Hacker sehr kritisch bezüglich Bundesländervergleiche: "Das macht vielleicht Spaß, ist aber falsch", verwies Hacker auf verzerrende Faktoren. So seien etwa mehr als 18 Prozent jener Personen, die etwa wegen ihres Jobs in einem Spital in Wien geimpft wurden, in anderen Bundesländern gemeldet und scheinen in deren Statistik auf. Außerdem seien die Impfstofftranchen der ersten Wochen nicht nach Bevölkerungsschlüssel, sondern nach Anzahl der Alten- und Pflegeheime an die Bundesländer verteilt worden.

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