Coronaparty in der Klinik Hietzing ist nun ein Fall fürs Gericht

Coronaparty in der Klinik Hietzing ist nun ein Fall fürs Gericht
14 Hausarbeiterinnen bekämpfen Entlassung. Im Arbeitsgericht zeigt sich: Von der Stadt Wien können sie kein Entgegenkommen erwarten.

Mit einem derartigen Medieninteresse hat man im Arbeits- und Sozialgericht Wien am Montag nicht gerechnet. "Haben Sie eine Anmeldung?". Der Verhandlungssaal ist viel zu klein. Eilig muss ein neuer organisiert werden.

Was dieses Medieninteresse hervorgerufen hat, ist eine Pensionierungsfeier im vergangenen Februar. An sich keine große Sache. Doch die Feier fand ausgerechnet in der Klinik Hietzing statt, genau genommen auf der Onkologie. Bekannt wurde das, als Bilder in sozialen Medien die Runde machten. "Man sieht, wie die Personen Wange an Wange posieren, sich umarmen, ohne Maske", sagt Rechtsanwalt Dieter Kieslinger. Er vertritt die Stadt Wien.

Coronaparty in der Klinik Hietzing ist nun ein Fall fürs Gericht

Anwalt Dieter Kieslinger vertritt die Stadt Wien

Insgesamt 16 Mitarbeiterinnen - es handelt sich um Hausarbeiterinnen bzw. Abteilungshelferinnen - verloren nach dieser Party ihren Job. Zwei stimmten einer einvernehmlichen Auflösung zu. Die restlichen 14 wurden fristlos entlassen. Dagegen wehren sie sich jetzt mit Hilfe von Anwalt Thomas Mödlagl (er wird an diesem Tag von einem Kollegen wegen einer Terminkollision vertreten) vor Gericht.

"Kein Kavaliersdelikt"

Die Richterin versucht am ersten Verhandlungstag zu sondieren, ob es vielleicht doch eine außergerichtliche Lösung geben könnte. Das schließen beide Seiten aus. Die Mitarbeiterinnen bestehen auf eine Weiterbeschäftigung und somit eine Aufhebung der Entlassung. Für die Stadt Wien kommt das nicht in Frage. "Das war schließlich kein Kavaliersdelikt", stellt Kieslinger fest.

Die Mitarbeiterinnen rechtfertigen sich so: Zum Teil seien sie bereits geimpft gewesen, die Masken hätten sie nur für die Bilder abgelegt. Und es sei auch nicht so klar kommuniziert worden, was erlaubt sei und was nicht. Dem hält die Stadt Wien entschieden dagegen: Man pflege in Sachen Corona "null Toleranz". Und es habe natürlich klare Regelungen gegeben - das soll auch der Vorgesetzte der Hausarbeiter beim nächsten Verhandlungstermin bestätigen.

Krankenschwester machte Fotos

Außerdem als Zeugin geladen: Eine Krankenschwester, die zu der Feier dazu stieß. Angeblich, weil sie für eine Patientin Wasser holte und beim Vorbeigehen gebeten wurde, Fotos von den Feiernden zu machen. Allerdings: Auch sie ist auf den Partyfotos zu sehen. Und auch ein Oberarzt soll aussagen. Denn auch er soll eine (andere) Feier abgehalten haben - was er bestreitet. Beweismittel soll ein angeschnittenes Tortenstück sein.

Insgesamt 14 Verfahren am Arbeitsgericht sind anhängig. Die Feier wird das Gericht damit noch länger beschäftigen. Nächster Termin in diesem Fall ist der 16. Juni.

Dass Anwalt Kieslinger in Sachen Corona keinen Spaß versteht, macht er auch abseits des Verhandlungssaals deutlich. Als Servus TV um ein Interview bittet, lehnt er ab: "Sie verbreiten Verschwörungstheorien."

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