Diesen Corona-Kurs fährt Wien jetzt
Anders als die Bundesregierung setzt Wien weiter auf strengere Corona-Maßnahmen. Das heißt: Die mit 23. Oktober auslaufenden Regeln werden fortgesetzt, kündigt Bürgermeister Michael Ludwig nach Beratungen mit seinem Expertenstab an.
Die Regeln im Detail: In den Öffentlichen Verkehrsmitteln und Apotheken müssen weiterhin FFP2-Masken getragen werden. Weiters gilt die FFP2-Maskenpflicht und PCR-Testpflicht für Besucher in Krankenanstalten sowie Alten- und Pflegeheimen.
Verantwortung für andere
Einig sei man sich bei den Beratungen laut Ludwig auch darüber gewesen, dass es bei allen Schutzmaßnahmen neben der Eigenverantwortung stets auch um die Verantwortung für andere geht. „In der Pandemie und in Krisen zeigt sich der Charakter eines Menschen, aber auch der der Gesellschaft. Es geht darum, Verantwortung gegenüber anderen Menschen zu übernehmen, solidarisch zu handeln und persönlichen Egoismus hintanzustellen.“
Hohe Zahlen
Und so begründet Ludwig sein Vorgehen: „Die Pandemie ist nicht vorbei. Am Mittwoch wurden österreichweit 17.848 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich belief sich auf 1.067,4. Wir befinden uns damit in der erwarteten Herbstwelle“, betont der Bürgermeister. Die Inzidenz in Wien liege zwar trotz hoher Testzahlen deutlich unter dem Bundesschnitt, trotzdem würden auch hier die Fallzahlen steigen. Der Peak für Wien wird demnach in der zweiten Oktoberhälfte erwartet.
Dann wird laut Ludwig von einer Sieben-Tages-Inzidenz von bis zu 2.000 ausgegangen, was einer Situation zwischen der Frühjahrs- und Sommerwelle entspricht. „Das könnte eine für die Krankenanstalten punktuell belastende Situation werden“, warnt er.
"Bund muss handeln"
Angesichts des prognostizierten Gipfels der aktuellen Welle und den zu erwartenden weiteren Corona- und Influenza-Wellen im Winter, bestehe laut Ludwig aber auch Handlungsbedarf auf Bundesebene.
Konkret fordert er: Das Maßnahmenniveau in ganz Österreich auf jenes von Wien anzuheben, die bundesweiten Maßnahmen nach dem 23. Oktober so bald wie möglich bekannt zu geben und die Ausnahmegründe für PCR-Tests, die nicht auf fünf pro Monat begrenzt sind, entsprechend den Empfehlungen der Corona-Kommission auszuweiten – damit sich die Menschen vor Treffen mit vulnerablen Personen und größeren Personengruppen entsprechend testen können.
Sollte sich die Trendwende der aktuellen Welle doch nicht rasch abzeichnen, müsse laut Ludwig der Bund zeitnah über weitere Maßnahmen entscheiden. Denn der steigende Spitalsbelag und die niedrige Impfquote würden die Situation weiter verschärfen.
Es bräuchte dann laut Ludwig eine weitere Ausweitung der Ausnahmegründe für PCR-Tests, die nicht auf fünf pro Monat begrenzt sind - das betrifft speziell Testungen für Mitarbeiter im Handel und in den Schulen. Weiters fordert Ludwig für diesen Fall eine Ausweitung der FFP2-Maskenpflicht zum Schutz vulnerabler Personen in Settings, die jeder aufsuchen muss, das heißt konkret im Kundenbereich des Lebensmittelhandels, in Drogerien und Drogeriemärkte, Tankstellen, Banken, Post, Trafiken, etc. Außerdem fordert er für diesen Fall eine Wiederaufnahme der Corona-Quarantäne.
Rauch wartet ab
Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) will sich bei seiner Entscheidung im Zusammenhang mit der Maskenpflicht noch etwas Zeit lassen, wie er am Mittwoch betonte: Sie werde und müsse am 23. Oktober gefällt werden. Da läuft die aktuelle Corona-Maßnahmenverordnung aus.
Rauch hielt sich bei einem Hintergrundgespräch mit Medienvertretern mehr oder weniger an die Empfehlung der Gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (Gecko) vom vergangenen Freitag und appellierte, FFP2-Masken zu tragen: „Wir müssen die Menschen überzeugen: Tragt Masken in besonderen Settings.“ Jedoch würden Appelle nur bedingt helfen, dass wisse man auch aus internationaler Erfahrung - entscheidend sei daher auch weiterhin die Impfung und da gebe es jetzt wieder deutliche Zunahmen, aktuell 100.000 pro Woche, „das ist das entscheidende Instrument“, unterstrich Rauch.
FPÖ kritisiert Ludwig
Wenig Freude mit Ludwigs Vorstoß hat Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp. Ludwig wolle mit Corona-Hysterie vom roten Desaster im Wiener Gesundheitssystem ablenken. Für den Personalengpass in den Spitälern sei aber nicht Corona, sondern Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und seine Spitalsmanager verantwortlich.
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