Jux oder Fehltritt: Benannte Bundespolizeidirektor Kasernen-Hof nach sich?
Rund 30 Personen sind auf dem Foto zu sehen. Darunter zwei Musiker, ein weißes, durchtrenntes Band und ein sichtlich glücklicher Bundespolizeidirektor, Michael Takacs. Sie alle haben sich unter goldenen Luftballons und einem blauen Schild in einem Innenhof der Rossauer Kaserne versammelt. Besagtes blaues Schild ruft nun den Sicherheitssprecher und Abgeordneten der SPÖ, Reinhold Einwallner, in Form einer parlamentarischen Anfrage auf den Plan. Denn auf dem Schild steht in weißen Lettern zu lesen: „Michael Tackács Hof“. Und genau an diesem Umstand stößt sich Einwallner.
Wurde Denkmalschutz missachtet?
„Es ist doch einigermaßen befremdlich, dass sich ein im Dienst stehender Polizist einen Hof widmen lässt. Außerdem muss vermutet werden, dass die historischen Mauern der Rossauer Kaserne beim Anbringen des Schildes beschädigt wurden", sagt Einwallner. Denn die Kaserne, in der neben der Landesverteidigung etwa auch die Cobra-Wien, die Wega oder die Landesverkehrsabteilung Wien untergebracht sind, steht unter Denkmalschutz.
Fixe Verankerung
Dass die Tafel nicht nur zum Jux und für die Dauer der Feier, die auf dem Foto zu sehen ist, etwa mit doppelseitigem Klebeband befestigt wurde, zeigen Detailaufnahmen, die dem KURIER vorliegen. Darauf zu sehen: Massive Schrauben. Auch in der Rossauer-Kaserne kennen Polizeiinsider das Schild seit Wochen. „Bis vergangene Woche hing es jedenfalls noch an Ort und Stelle“, erzählt einer.
Gab es Bewilligung?
Einwallner kritisiert auch, dass das Schild eine frappierende Ähnlichkeit mit offiziellen Wiener Straßenschildern aufweist, wie es in der Anfrage heißt. „Diese werden üblicherweise vergeben, wenn eine Verkehrsfläche offiziell benannt wird – dazu braucht es neben einem entsprechenden Antrag an die Magistratsabteilung (MA) 7 auch einen Beschluss des Unterausschusses für Verkehrsflächenbenennung sowie in weiterer Folge des Ausschusses für Kultur und Wissenschaft.“
Und genau diese Fragen sollen nun - mit besagter parlamentarischer Anfrage an das Innenministerium - geklärt werden. Wurde die Anbringung genehmigt? Wird die Anbringung des Schildes Konsequenzen haben? Und: Ist es in Ihrem Ministerium Usus, dass Verkehrsflächen nach soeben beförderten Beamt*innen benannt werden? Für die einen eine ernste Angelegenheit, für die anderen eher eine "freche Idee". Berechtigte Fragen oder alles aufgebauscht?
Schild war ein Geschenk
Takacs selbst gibt bereits einige der geforderten Antworten. Er habe das Schild geschenkt bekommen, wie er im KURIER-Gespräch betont: "Es war ein Abschiedsgeschenk meiner Kollegen, nachdem ich Bundespolizeidirektor geworden bin. Einerseits eine liebevolle, andererseits eine freche Idee", sagt der Bundespolizeidirektor mit hörbaren Schmunzeln. Angebracht wurde die Tafel offenbar Ende August über dem Parkplatz, auf dem Takacs immer sein Auto in der Rossau abgestellt hatte. "Es handelt sich natürlich nicht um ein amtliches Schild. Es war einfach ein Joke." Wer das Schild am denkmalgeschützten Gebäude angebracht habe, wisse er nicht. "Ich weiß auch gar nicht, wie die Tafel befestigt wurde", erklärt Takacs.
Tafel kommt ins Büro
Gewiss verbindet den Bundespolizeidirektor mit dem Gebäude eine Geschichte. Takacs, der einer breiten Öffentlichkeit vor allem als Flüchtlingskoordinator bekannt wurde, war jahrelanger Leiter der Landesverkehrsabteilung Wien und verfügt in der Rossauer Kaserne nach wie vor über ein Büro. Ebenso wie über eines im Innenministerium, seitdem er Bundespolizeidirektor ist. Und genau in eines dieser Büros soll das Schild nun auch kommen. "Das war von Anfang an klar", betont Takacs.
Wann die Tafel abmontiert wird, ist offen. Fest steht: Sogenannte Verkehrsflächen werden in Wien üblicherweise nicht nach lebenden Personen benannt.
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