Corona-Impfung: IKG-Präsident Deutsch zum Rücktritt aufgefordert

IKG-Präsident Oskar Deutsch sieht sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.
Dass er sich in einem Seniorenheim mit übrig gebliebenem Impfstoff impfen ließ, schade dem Ansehen seines Amtes, meinen Bucharische Juden.

Nachdem der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch (57) in einem Seniorenheim mit einem übrig gebliebenen Corona-Impfstoff geimpft wurde, gibt es eine erste Rücktrittsaufforderung. „Präsident Deutsch hat mehrmals das Ansehen seines Amtes beschädigt und sollte nun die menschliche Größe aufbringen und aus diesen moralischen Verfehlungen die notwendigen personellen Schlüsse ziehen“, meint etwa Israel Abramov, Obmann des Vereins Bucharischer Juden (VBJ).

Wie der KURIER berichtete, sorgen Fehler beim Impf-Pilotprojekt der Stadt für Aufregung in der jüdischen Gemeinde Wiens. Wurden im Maimonides-Zentrum (dem Seniorenheim der IKG) am 30. Dezember doch nicht nur hochbetagte Bewohner und medizinisches Personal geimpft - sondern auch Unter-30-Jährige sowie Mitglieder des Kultusvorstands. Darunter Präsident Deutsch, der sich dafür bereits entschuldigt hat.

"Lippenbekenntnis"

Zwar seien im Maimonides-Zentrum 343 Personen - alle Bewohner und Mitarbeiter, die sich impfen lassen wollten - geimpft worden. Im Laufe des Impftages habe sich aber herauskristallisiert, dass mehr als 30 Dosen des Impfstoffs übrig bleiben würden - und um diese (wie vom Gesundheitsministerium empfohlen) nicht zu vergeuden, habe man binnen weniger Stunden hausfremde Personen gesucht, die rechtzeitig vor Ende der Impfaktion ins Maimonides-Zentrum kommen konnten, heißt es von IKG und Stadt Wien.

In der Eile seien vorrangig Personen informiert worden, die dem Maimonides-Zentrum bzw. dem anwesenden Personal nahe stehen. Darunter befanden sich neben Über-80-jährigen Gemeindemitgliedern ein Mitglied des Kultusvorstands und deren Ehemann sowie IKG-Präsident Oskar Deutsch. Letzterer erklärte danach in einem Rundschreiben an die Gemeindemitglieder, es sei ein Fehler gewesen sei, sich impfen zu lassen.

Der VBJ, der Juden aus dem zentralasiatischen Raum repräsentiert, fordert nun eine „unabhängige Untersuchungskommission“ zu dem Vorfall. „Gerade in diesen besonders schwierigen und herausfordernden Zeiten ist es essenziell, das Wir über das Ich zu stellen und Solidarität zu leben. Dass gerade IKG-Präsident Deutsch diese Impfaktion zur eigenen Immunisierung missbraucht, schädigt die Integrität des Amtes enorm", schreibt Abramov in einer Aussendung. Seine "halbherzige Entschuldigung" sei "ein Lippenbekenntnis" gewesen.

"Unwahrheit"

Der IKG-Präsident will das nicht auf sich sitzen lassen. Es sei in der jüdischen Gemeinde Usus, parteipolitische Auseinandersetzungen nicht in die Öffentlichkeit zu tragen, erklärt er auf KURIER-Anfrage.

"Davon rücke ich auch dann nicht ab, wenn ein Obmann einer Oppositionspartei öffentlich Unwahrheiten verbreitet“, erklärt Deutsch.

 

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