Cold Case Jenni Scharinger: Familie lobt 50.000 Euro für Hinweise aus

Vermisst seit über 7 Jahren: Jennifer Scharinger
Vor über sieben Jahren ist die gebürtige Hollabrunnerin in Wien verschwunden. Nun wird erneut versucht, Licht ins Dunkel zu bringen.

Mit einem Zeugenaufruf hat sich die Landespolizeidirektion Wien am Sonntag an die Öffentlichkeit gewandt. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien wurde das Foto einer jungen Frau veröffentlicht. Sie gilt seit dem 21. Jänner 2018 - also seit mehr als sieben Jahren - als vermisst. 

Jennifer Scharinger war 21 Jahe alt, als sie "unter bedenklichen Umständen aus ihrer Wohnung in Wien-Brigittenau verschwunden ist", wie Polizeisprecherin Julia Schick sagt. Nun wird erneut ein Anlauf unternommen, um Licht in diesen Cold Case zu bringen.

Die Familie von Jenni lobt - in Absprache mit Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt Wien - eine Belohnung in Höhe von 50.000 Euro für Hinweise aus, die zur Klärung dieses mysteriösen Falls führen. "Vielleicht ergibt sich ein neuer Ermittlungsansatz", erklärt Schick den Hintergrund.

Ermittler gehen von Gewaltdelikt aus

Dem Verschwinden der gebürtigen Hollabrunnerin sei ein Streit mit ihrem Ex-Lebensgefährten vorausgegangen. Aufgrund bisheriger Erhebungen und der gegebenen Umstände wird seitens der Kriminalpolizei von einem Gewaltdelikt ausgegangen. Umfangreiche Fahndungsmaßnahmen verliefen jedoch bis heute negativ.

Der KURIER hat sich diesem Vermisstenfall mehrfach gewidmet - unter anderem in einer Folge seines Podcasts "Dunkle Spuren".

Rückblick: In der Nacht ihres Verschwindens schickte die junge Frau mutmaßlich um 1.16 Uhr ein Foto an ihre Freundin. Auf dem Foto steht sie neben ihrem Freund in einer Parkgarage in Wien, beide lächeln in die Kamera. Jenni schreibt dazu: „Bin save (sic!)“. Es ist das letzte Lebenszeichen von ihr, seitdem fehlt jede Spur von der Frau. Ob sie die Nachricht selbst verfasst hat? Unklar.

Umfangreiche Fahndungsmaßnahmen verliefen bis heute negativ. Das Landeskriminalamt Wien, Ermittlungsbereich Leib/Leben, ermittelt bis heute. Ihre Familie geht vom Schlimmsten aus, hat die Suche nach Jenni nie aufgegeben. Indizien gibt es viele. Doch keinen einzigen Beweis.

Im Visier steht zunächst der Ex-Freund der Frau. Die Ermittlungen wurden aber letztlich eingestellt.

Erst neun Tage, nachdem das ominöse Foto verschickt wurde, wird die 21-Jährige als vermisst gemeldet. Sie war nach ein paar Tagen Urlaub nicht im Büro aufgetaucht. „Jenni hat mich plötzlich angeschrien. Sie hat sich getrennt, ich solle ausziehen“, sagte der Freund zur Polizei. 

Ohne persönliche Gegenstände verschwunden

Dann sei sie aus der Wohnung gestürmt. Doch Handy, Geldbörse und Ausweise blieben in der Wohnung. Nach und nach kommen weitere merkwürdige Details in diesem Fall ans Licht. Handys und Computer von Jenni und ihrem Freund liefern den Ermittlern mehrere heiße Spuren.

Schnell stellt sich heraus: Die beiden dürften schon seit Monaten getrennt gewesen sein. Jenni erzählte niemandem davon. Ihr Freund lebte weiterhin in der Wohnung. Am Handy des Freundes lassen sich gelöschte Aufnahmen wiederherstellen. Sie zeigen Jenni nackt im Schlafzimmer. Aufgenommen wurden sie mit einer versteckten Kamera.

Im Google-Suchverlauf finden sich Einträge wie „K. O.-Tropfen“ oder „fiese Drogen im Glas“. Er habe das selbst ausprobieren wollen, erklärt der Freund dazu der Polizei. Der erscheint auch eine Fahrt des Mannes am Tag von Jennis Verschwinden (über Handyauswertung nachgewiesen) in ein abgelegenes Waldstück im Bezirk Hollabrunn verdächtig. 

Suchaktionen mit Leichenspürhunden

Zahlreiche Suchaktionen mit Leichenspürhunden der Polizei folgen. Ohne Ergebnis. Auch Brigitta Scharinger, Jennis Mutter, wird sich in der Folge immer wieder in die Wälder aufmachen, um die Leiche ihrer Tochter zu finden. Einen Beweis, dass Jenni tot ist, gibt es bis heute nicht. Nun ersucht die Polizei erneut um sachdienliche Hinweise - auch anonym. 

Wer "Angaben zu einem Tathergang bzw. zu Personen, die im Zusammenhang mit dem Verschwinden der jungen Frau stehen, zum derzeitigen Aufenthaltsort oder zu Orten, an denen Jennifer Scharinger gesehen wurde" machen kann, möge sich an das Landeskriminalamt Wien, Ermittlungsdienst, wenden. Telefonnummer: 01-31310-33800 bzw 33801.

Die Personenbeschreigung der Vermissten: Jennifer Scharinger ist ca. 175 cm groß, schlank, hatte damals braune, mittellange Haare.

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