Chaos wegen verwaister Baustellen

Baustelle ohne Arbeiter, leere Baustelle. Wallensteinstraße / Jägerstraße 05072013 , 13h.
Wenige Baufirmen übernahmen zu viele Baulose - Autofahrerclubs fordern Kontrollen.

Während sich Freitagnachmittag die Autokarawanen an den unzähligen Wiener Baustellen im Schritttempo vorbeiquälten, ruhten die Arbeiten. Die Männer vom Bau – großteils in den benachbarten Bundesländern zu Hause – waren längst im Wochenende. Denn am Bau gilt in der Regel eine Vier-Tage-Woche.

Parallel dazu kritisieren Insider den Baustellen-Vergabemodus der Stadt Wien: „Zu wenige Firmen übernahmen zu viele Baulose. Somit werden die Straßen zwar aufgerissen, die Baustellen aber nicht finalisiert. Eine glatte Fehlplanung. Die Kapazität der engagierten Firmen gehört überprüft“, kritisiert ARBÖ-Sprecher Thomas Woitsch. Vor allem am Gürtel, so der Mobilitätsprofi weiter, sei das sichtbar.

Versprechen gebrochen

Auch ÖAMTC-Kundendienstchef Markus Schneider fordert eine seriöse Überprüfung der Baulose: „Die Betreuung der Baustellen ist zu hinterfragen.“ Parallel dazu werden Versprechen der MA 28 (Straßenverwaltung und Straßenbau) nicht eingehalten. MA-28-Chef Bernhard Engleder kündigte vor der Baustellen-Saison an, dass auf dem Gürtel nur während der Nachstunden eine einzige Fahrspur frei bleibt. Tatsächlich aber ist die Hauptverkehrsader vor dem AKH seit Tagen nur einspurig befahrbar. Das Stauchaos ist offensichtlich.

Wie berichtet, kritisieren die Autofahrerclubs zudem die Informationspolitik der Stadt: Im Frühjahr habe man bloß fünf Baustellen-Highlights präsentiert. „Der Rest war kein Thema. Wenn wir nicht wissen, wo Staufallen lauern, können wir unsere Mitglieder nicht warnen“, mokiert sich Schneider.

Chaos wegen verwaister Baustellen
Baustelle Hietzinger Kai

Im Büro der grünen Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou weist man die Kritik vehement zurück. Von den 378 verkehrsrelevanten Baustellen habe man jene fünf mit den größten Auswirkungen hervorgehoben, „die Autofahrerclubs können aber gern die Liste aller Baustellen von uns haben. Sie haben allerdings nie danach gefragt“, sagt Vassilakou-Sprecher Andreas Baur. Zudem finde man die aktuelle Auflistung auch auf www.wien.gv.at

„Niemand will die Autofahrer ärgern“, betont Baur. „Es handelt sich um notwendige Reparatur- oder Instandhaltungsarbeiten.“

Besonders sauer stoßen Autofahrern fünf Gürtel-Baustellen sowie zwei Staufallen im Bereich Matzleinsdorfer/Südtiroler Platz auf.

In ersterem Fall handelt es sich um Betonfeldsanierungen, die bis 15. Juli abgeschlossen sein müssen, erklärt Norbert Berger von der Baustellenkoordination. „Das hat mit der Mariahilfer Straße zu tun. Der Probegalopp für die Fußgängerzone soll nicht durch Baustellen am Gürtel, wohin die Autos ja ausweichen müssen, erschwert werden.“

Im Bereich Matzleinsdorfer/Südtiroler Platz gäbe es ein „Spezialproblem Hauptbahnhof“, sagt Berger. Weil die Abbiegespur in die Triester Straße nur einspurig und die Unterführung in die Landgutgasse nur stadteinwärts befahrbar ist, komme es zu „Leistungsverlusten“. Die ÖBB verändern dort die Gleislage – „das muss aus technischen Gründen an beiden Punkten gleichzeitig passieren“.

Kritik der Opposition

„Eine bewusste Provokation der Autofahrer“ und „eklatante Planungsmängel“ ortet VP-Verkehrssprecher Roman Stiftner. „Frau Vassilakou will die Autos aus der Stadt vertreiben.“ Sein FPÖ-Pendant, Toni Mahdalik, vermisst „ein halbwegs funktionierendes Baustellenmanagement“.

Aktuelle Verkehrsnachrichten

Heute startet ein Mammutprojekt der Wiener Linien: 2,8 Kilometer Schienen werden zwischen Schottentor und Währinger Straße/Volksoper erneuert. Vom Umbau sind gleich fünf stark frequentierte Linien – 37, 38, 40, 41 und 42 – betroffen. Um das Erreichen der Station Schottentor trotzdem zu gewährleisten, werden die Linien umgeleitet. Zusätzlich ist mit der Ersatzlinie 41E ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Die Wiener Linien kündigen das Ende der Arbeiten für den 18. August an. Bis dahin wird empfohlen, dem Baustellenbereich großräumig auszuweichen.

Mehr Infos unter wienerlinien.at

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