Kopfgeldjäger bei Polizei und Heer

APA1366952-2 - 07102009 - WIEN - ÖSTERREICH: Der Angeklagte Ildar A. am Mittwoch, 07. Oktober 2009, im Rahmen des Geschworenenprozesses am Wiener Landesgericht gegen Ildar A. wegen versuchte Entführung in der Causa Aliyev. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Für die Menschenjagd in Wien unterwandert der kasachische Geheimdienst die Exekutive.

Der kasachische Herrscher Nursultan Nasarbajev macht in Wien Jagd auf seinen ehemaligen Schwiegersohn Rakhat Aliyev und dessen ehemalige Mitarbeiter. Für diesen Zweck hat der kasachische Geheimdienst KNB eine Horde von Kopfgeldjägern angeheuert.

Detektiv

Ein deutscher Privatermittler, der eine Amtshandlung des Bundeskriminalamtes observierte, gab bei der Vernehmung durch den Verfassungsschutz (BVT) einen Einblick in die Praktiken der Privatschnüffler. Demnach hat er von den Kasachen den Auftrag erhalten, die Aufenthaltsorte von zwei missliebigen Kasachen herauszufinden.

Drei Mitarbeiter observierten die Wohnungen der Gesuchten, vier Mitarbeiter waren alleine für Behördenabfragen zuständig. Der Detektiv schickte regelmäßig Berichte an die Auftraggeber. Insgesamt lukrierte er dabei 250.000 Euro. Ein Kuvert mit 120.000 Euro drückte ihm ein unbekannter Kasache in Wien in die Hand.

Kriminalbeamte

Auch zwei österreichische Kriminalbeamte ließen sich in kasachische Dienste stellen. Angeheuert wurden sie von einem Journalisten mit dem nicht ganz nachvollziehbaren Auftrag, in Almaty eine Pressekonferenz zur Causa Aliyev zu besuchen. Ein Polizist reiste weiter nach Dubai. In Zagreb beschaffte er einen Pkw für einen Kasachen. In Bratislava durchforstete er alle Hotels nach bestimmten Zielpersonen und ließ sich von tschechischen und slowakischen Kollegen Pkw-Kennzeichen abklären. Auch ein „Hofrat“ soll beim Schnüffeln geholfen haben.

Geld dürfte nicht das Motiv gewesen sein. Das Salär von 10.000 Euro deckte gerade die Reisespesen ab. War es Geltungsbedürfnis? Später erklärte der Polizist, dass er aus eigenem Antrieb gehandelt habe, weil der Fall eine „Sauerei“ sei und der Verfassungsschutz alles vertuschen würde. Das BVT beendete aber die Agentenkarriere und beide Polizisten wurden verurteilt.

Heeresagent

Geld war hingegen das Motiv für den pensionierten Abwehrbeamten „Jimmy“ H., der mit einem kleinen, schwarzen Hund die Wohnadressen der gesuchten Kasachen bespitzelte und deren Lebensgewohnheiten ausspionierte. „Ein kleines Häuschen“ wäre nach seinen Angaben bei erfolgreicher Auftragserfüllung drinnen gewesen. Er setzte auch seine laut Polizeibericht „angebliche Ehefrau“ mit einer Videokamera vor ein Objekt. Jimmy flog auf, weil wegen eines Überfalles eines seiner Opfer Personenschutz vom BVT bekam. Und den Personenschützern kam der Mann mit Hund verdächtig vor.

Ein mutmaßlicher Drahtzieher der Schnüffeleien, ein kasachischer Geschäftsmann, wurde vom Vorwurf der nachrichtendienstlichen Tätigkeit freigesprochen. Denn er erklärte, dass er nicht wusste, dass das Anstiften von Polizeibeamten zur illegalen Datenabfrage strafbar sei. Die Geschworenen glaubten ihm.

Künftig können sich die Kasachen aufwendige Anwerbungen ersparen. Sie haben zum Entsetzen des Verfassungsschutzes im Bundeskriminalamt Unterstützer gefunden.

Morgen: Die Umtriebe des KNB im Bundeskriminalamt

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