Buchhandlung "Hartliebs Bücher": Das kleine „Notting Hill“ in Wien

Buchhandlung "Hartliebs Bücher": Das kleine „Notting Hill“ in Wien
Trotz Tiktok und Netflix: Kinder und Jugendliche lesen nach wie vor gerne.

Es gab gratis Burger und Kaffee, kostenlosen Eintritt ins Museum, ja sogar die Badeordnung wurde gelockert: Das Gänsehäufel erlaubte ausnahmsweise das öffentliche Abspielen von Musik.

Nach der Absage der drei Taylor-Swift-Konzerte zeigte die Stadt Wien ihr großes Herz, um die 200.000 Fans zu trösten.

Einige Swifties fanden aber auch anderswo Aufmunterung: „Während dieser Tage sind viele Mädels zum Trost zu uns zum Stöbern gekommen“, erzählt Barbara Kadletz, Mitarbeiterin von Hartliebs Bücher in der Währinger Straße.

Denn trotz Tiktok und Netflix: Kinder und Jugendliche lesen nach wie vor gerne Bücher. Das erleben Kadletz (mittlerweile übrigens selbst Autorin zweier Romane) und Eva-Maria Niegel, Expertin für Kinder- und Jugendliteratur bei Hartliebs Bücher, jeden Tag bei ihrer Arbeit.

Da war etwa die Corona-Zeit, in der viele (wieder) mit dem Lesen begonnen haben: „Man kann schließlich nicht den ganzen Tag Fernsehen“, sagt Niegel und lacht. Und wer Freude an Büchern hat, möchte das auch mit seinen Freunden teilen.

Booktok und Buchclub

Das passiert einerseits im Internet: Daher wurde etwa das „Shelfie“ populär – also ein Selfie vor dem eigenen Bücherregal (auf Englisch „shelf“, Anm.). Eine zusätzliche Dynamik brachte Tiktok: Unter dem Hashtag „#Booktok“ werden Buchtipps und Rezensionen geteilt, was für regelrechte Hypes um manche Werke sorgt.

Die Leidenschaft fürs Lesen bringt junge Menschen aber auch im realen Leben zusammen. Nicht nur, wenn Swifties zum Trost gemeinsam Bücher kaufen gehen. Tatsächlich gründen junge Lesebegeisterte auch wieder Buchclubs. „Sie treffen sich, um über ihre Lieblingsbücher zu sprechen, auf Buchmessen zu gehen oder ein Autogramm ihres Lieblingsautors zu holen“, erzählt Kadletz.

Und was wird gerne gelesen? In der Abteilung für Kinder- und Jugendliteratur fallen meterweise bunte, glitzernde Buchrücken ins Auge. Ja, neben dem Inhalt zähle auch die Optik: „Manche kaufen sich die Bücher sogar doppelt: ein Exemplar zum Zerlesen in der U-Bahn und eines fürs Regal“, beschreibt Kadletz.

Farbenfroh

Beliebt ist etwa das relativ junge Genre „Young Adult“: Hier sind die Protagonisten meist Teenager, die allerlei Turbulenzen der Jugendjahre durchleben. Bücher der Kategorie „New Adult“ wiederum richten sich an Leser bis Mitte 20: „Da kann es auch schon ein bisschen pikanter zugehen, denn da spielt auch Sex eine Rolle“,sagt Kadletz und lacht.

Die Auswahl ist also in jeder Hinsicht vielseitig. „Es gibt fast alles – vom realistischen Alltag bis zu Fantasy oder Psychothriller“, fasst Niegel zusammen. Stets beliebt sind natürlich auch Klassiker wie Astrid Lindgren, Christine Nöstlinger, Herr der Ringe oder Harry Potter.

Apropos klassisch und modern: Ist der Online-Handel bei jungen Kunden eine große Konkurrenz? „Interessanterweise sind es eher die großen Buchhandlungen, die allein aufgrund des Platzes ein etwas anders Angebot haben als wir“, erklärt Kadletz. Aber: „Viele mögen gerade unsere Atmosphäre und sagen: Wow, hier sieht es ja aus wie in der Buchhandlung im Film ,Notting Hill‘.“

Kommentare