Gewalt im Spital: Breite Ablehnung gegen Sicherheitsschleusen

Patienten werden in der Ambulanz gefragt, ob sie vor jemandem Angst haben (Symbolbild)
Nach Messer-Attacke auf einen Arzt kursieren Vorschläge, wie Spitäler sicherer gemacht werden sollen. Nicht alle sind sinnvoll.

Für Entsetzen sorgte vor knapp einer Woche der Messerangriff eines Patienten auf einen Wiener Spitalsarzt. Obwohl es sich um keinen typischen Fall von Gewalt im Gesundheitswesen handelt, brach sofort eine Debatte darüber los, wie sicher die heimischen Krankenhäuser noch sind. Inklusive einer Reihe von Vorschlägen, wie das Spitalspersonal besser vor gewaltsamen Übergriffen geschützt werden könnte. Der KURIER beleuchtet die Vor- und Nachteile der einzelnen Maßnahmen.

- SicherheitsschleusenSpitäler gehören wie Gerichte gesichert“, forderte zuletzt Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer. Eine Idee, die selbst in den eigenen Reihen für Skepsis sorgt: „In einem Pavillon-Krankenhaus (in Wien etwa das Wilhelminenspital oder das SMZ Süd, Anm.) wäre das einfach unmöglich. Man müsste jedes einzelne seiner Gebäude absichern, die obendrein oft mehrere Eingänge haben. Das wäre ein wahnsinniger Personalaufwand“, sagt Wolfgang Weismüller, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer. Sicherheitsschleusen würden zudem die Akutversorgung massiv beeinträchtigen. „Theoretisch müsste man jeden Rettungswagen, aber auch jeden Krankentransport kontrollieren.“ Von einer „populistischen Forderung“ spricht auch Harald Stefan, Trainer für Deeskalationsmanagement im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV).

Gewalt im Spital: Breite Ablehnung gegen Sicherheitsschleusen

Deeskalationstrainer Harald Stefan

- Mehr Personal Gleich nach dem Übergriff vergangene Woche rückte die Ärztekammer aus, um eine alte Forderung zu bekräftigen: Der KAV brauche zusätzlich 300 Ärzte, um die Patienten ausreichend versorgen zu können. Die jetzigen Engpässe würden zu immer längeren Wartezeiten in den Ambulanzen führen, betont Weismüller. Und es seien nicht zuletzt diese Wartezeiten, die manche Patienten aggressiv werden ließen. Stefan ist skeptisch: „Es geht weniger um die Quantität als um die Qualität – also ein höheres Bewusstsein, wie man mit Aggression umgehen muss.“ Für die Kammer sei es aber leichter, etwas zu fordern, was sie nicht selbst umsetzen müsse. Lieber sollte sie in ihrem eigenen Bereich für Verbesserungen sorgen, sagt Stefan. Etwa mehr Augenmerk auf Konfliktmanagement in der Ausbildung.

- Höhere Strafen„Angriffe auf Gesundheitspersonal sollen wie bei Polizisten, Gutachtern oder Beamten automatisch als schwere Körperverletzung gewertet werden“, fordert Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Das soll auf potenzielle Täter abschreckend wirken. Für Stefan ist auch die Wirkung einer solchen Maßnahme fraglich. „Wir ermuntern aber das Personal, jede mutwillig gesetzte Attacke zur Anzeige zu bringen.“ So werde dem Personal signalisiert, dass es sich nicht alles gefallen lassen müsse.

- SchulungenFür Stefan die zentrale Maßnahme in der Prävention von Gewalt. „Das beginnt schon damit, dass ich als Arzt oder Pflegekraft dem Patienten auf Augenhöhe begegne“, schildert der Experte. Patienten, die stundenlang warten müssen, müsse man das Gefühl vermitteln, dass jemand für sie da ist. „Etwa, indem man ihnen ein Glas Wasser anbietet oder einfach mit ihnen redet“, sagt der Trainer. „Allein mit solchen einfachen Maßnahmen lässt sich schon viel Stress beseitigen.“

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