Brautkleid statt Burka
Als am 1. Oktober vorigen Jahres das landläufig als " Burkaverbot" bekannte Antigesichtsverhüllungsgesetz in Kraft trat, stieß es bei heimischen Touristikern auf Ablehnung. Betrifft die Regelung doch vor allem Gäste aus dem arabischen Raum. Man befürchtete insbesondere in Sozialen Medien eine imageschädigende Stimmungsmache gegen die Urlaubsdestination Österreich. Ein gewisses Risikopotenzial, das nach wie vor besteht.
Negative Auswirkungen seien mangels aufsehenerregender bzw. medial gehypter Anlassfälle bis dato allerdings ausgeblieben, heißt es seitens Wien-Tourismus. Dort bemüht man sich nun insbesondere in den Vereinten Arabischen Emiraten (VAE) darum, Wien als Romantikdestination zu positionieren.
Hochzeitsmesse
Unter dem Titel "From Vienna with Love" präsentierte man vor wenigen Tagen etwa bei der "Bride Dubai"-Hochzeitsmesse gemeinsam mit dem ortsansässigen Modelabel "Jacy Kay Design Couture" eine eigene Brautmoden-Kollektion. Die Inspiration dafür holten sich die Designer in Wien. Fotografiert wurden die Kleider namens "Belvedere" oder "Ballerina" unter anderem im Hotel Imperial, im Kunsthistorischen Museum oder auf dem Stephansplatz.
Ende Juni – nach dem muslimischen Fastenmonat Ramadan – werden in Dubai, Schardscha und Abu Dhabi zudem spezielle Romantikbrillen verteilt, die die Träger im wahrsten Sinne Herzerln sehen lassen.
Begleitet werden die Aktionen von der Website love.vienna.info, von einer Info-Kampagne auf sozialen Medien sowie von Gewinnspielen und einer Kooperation mit dem Reiseveranstalter Al Rais.
Keine Amtshandlungen
In unmittelbarem Zusammenhang mit dem Burkaverbot stehe das Bemühen um arabische Romantikurlauber nicht, sagt Wien-Tourismus-Sprecher Walter Straßer. Ähnliche Initiativen habe es etwa auch in China oder zuletzt in Australien gegeben.
Zwar lehne man Einschränkungen für Gäste prinzipiell ab, im konkreten Fall werde aber sowohl seitens der Behörden, als auch von den Touristen selbst "sehr unaufgeregt" mit dem Thema umgegangen. Die Polizei agiere mit Augenmaß und in den betreffenden Herkunftsländern informieren die Botschaften über die österreichische Gesetzeslage. Zudem werde bei der Einreise am Flughafen bei Bedarf auf die Regelung hingewiesen.
Das bestätigt auch Alexander Marakovits vom Innenministerium. Gegenüber Touristinnen sei es bis dato zu keinen Amtshandlungen gekommen. Eine derartige Statistik gebe es gar nicht.
An den Besucherzahlen aus den VAE lasse sich jedenfalls keine negative Konsequenz des Burkaverbots ablesen, erklärt Straßer. Zwar bedeuten 115.000 Nächtigungen in Wien im Vorjahr einen 1,8-prozentigen Rückgang gegenüber 2016. Dieser bewege sich aber "innerhalb der natürlichen Schwankungen". Gründe könnten etwa wirtschaftliche Entwicklungen oder schlicht Reisetrends sein.
Kommentare