Betrug mit Installateur-Notdienst: Wenig Leistung für teures Geld

Betrug mit Installateur-Notdienst: Wenig Leistung für teures Geld
Prozess: Die Angeklagten sollen 70 Personen geschädigt haben. Der Schaden beläuft sich auf 100.000 €.

Am Wochenende fällt die Therme aus – ein Notfall. Doch der Installateur ist erst wieder am Montag erreichbar. Das kann teuer werden – speziell dann, wenn statt ausgebildeter Installateure Betrüger in die Wohnung kommen. Seit Donnerstag stehen sieben Männer vor Gericht, die damit gutes Geld verdient haben sollen. Zumindest 70 Personen sollen sie reingelegt haben.

Die Gruppe (angeklagt ist neben Betrug auch kriminelle Vereinigung, Anm.) bot ihre Dienste im Internet an. „Wir haben viel Geld in die Homepage gesteckt um bei Google gut gereiht zu werden“, gibt der mutmaßliche Haupttäter, ein 24-jähriger Serbe, zu.

Elf Firmen gegründet

Unter elf verschiedenen Firmennamen traten die Verdächtigen auf – Flexibilität war notwendig. Denn sobald sich in Internet-Bewertungen zeigte, dass man auf die Dienste nicht bauen konnte, musste das nächste Unternehmen gegründet werden.

Sultan D., der mutmaßliche Kopf der Gruppe, ist geständig. „Ich bereue das Ganze, das wird nicht mehr vorkommen.“ Er sei ein guter Installateur – auch wenn er die Lehre nicht beendet habe.

So wie übrigens alle, die als angebliche Retter in der Not auftraten. „Zum Teil haben wir vorgespielt, dass wir arbeiten. Es kam aber auch vor, dass wir ordentlich gearbeitet haben. Und zum Teil haben wir zu teuer gearbeitet“, spricht Sultan D. offen. Die Preisgestaltung sei flexibel gewesen. „Wenn Kunden am Freitagabend einen Wasserschaden haben, sind sie immer bereit, das zu zahlen“, weiß er aus Erfahrung. Der Gesamtschaden beläuft sich auf 100.000 Euro.

Das hören die Mitangeklagten nicht gerne. „Du wirst fünf Jahre bekommen!“, zischt ein angeblicher Lehrling dem Hauptangeklagten auf serbisch zu.

Einem Mann nahmen sie laut Anklage 7.200 Euro ab für einen angeblichen Einbau einer neuen Therme – die nie kam. Bei einer Frau kassierten sie 2.410 Euro für eine angebliche Thermenreparatur.

Aber auch große Unternehmen sollen betrogen worden sein. Bei einer bekannten Firma bestellten die Angeklagten jede Menge Ersatzteile von Kabeln bis zu Thermenblöcken. Auf die 44.000 Euro wartet man noch heute.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Betrug mit Installateur-Notdienst: Wenig Leistung für teures Geld

Niklas Böck war nach der Wartung empört über Preis und Folgeschäden

Kaputte Therme nach Wartung

Niklas Böck wohnt  in einer Wohngemeinschaft in Wien-Penzing. Nach seiner letzten routinemäßigen Thermenwartung war  er empört: „Ich habe gegoogelt und einen billigen Anbieter gefunden. Dann habe ich 202,80 Euro bezahlt, obwohl auf der Webseite ein Preis von unter 100 Euro gestanden ist“.  So wie Böck geht es  vielen: Aus günstigen Angeboten werden oft teure Rechnungen – und Folgeschäden.


Skeptisch sei er schon geworden, als er bei der Firma keinen fixen Termin ausmachen konnte: „Sie kamen einfach, wie es ihnen passte“, sagt Böck. Nur drei Monate nach der Wartung konnte er  plötzlich nicht mehr heizen. „Die Gastherme fiel andauernd aus und konnte keinen  Tag mehr durchheizen“, erzählt Böck. Er beauftragte  daraufhin direkt den Hersteller der Therme. Dieser teilte mit, dass bei der Wartung falsche Teile eingebaut wurden.


Vor Angeboten wie diesen warnen Experten. Robert Breitschopf, Innungsmeister der Installateure, weiß, dass in seiner Branche Betrug verbreitet ist: Er spricht von Firmen, die Webseiten von seriösen Anbietern kopieren oder Rechnungen unter deren Namen an Hausverwaltungen schicken und von „mafiösen Strukturen“.
In Notfällen solle man sich lieber an die Wiener Netze wenden. „Denn nachts und an Wochenenden findet man im Internet oft Anbieter, die es sonst gar nicht gibt“, sagt Breitschopf. Anbieter, die in Stiegenhäusern Flugblätter verteilen oder die erstbesten aus dem Internet sollte man nicht nehmen. Den Anbieter  im Firmenbuch zu suchen und den Preis vorab auszumachen, das rät Irene Randa vom Verein für Konsumenteninformation.

 

Kommentare