Besonderes architektonisches Merkmal bald in Wiener Billa-Filiale zu sehen
Billa eröffnet im historischen Palais Ephrussi an der Wiener Ringstraße eine Filiale. Diese wird sich durch ein besonderes architektonisches Merkmal auszeichnen: Bei den Arbeiten im Vorfeld der Eröffnung wurde eine historische, vom Erbauer Theophil Hansen entworfene Stuckdecke wiederentdeckt. Sie stammt aus dem Errichtungsjahr 1873 und wird im Markt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wie der Rewe-Konzern am Donnerstag mitteilte.
Vertreibung der Ephrussis
Das Palais gegenüber der Universität wurde für den jüdischen Bankier Ignaz von Ephrussi errichtet. Das Gebäude war bis zur Zeit der NS-Diktatur Wohnsitz des Wiener Zweigs der Familie, wurde aber bereits 1938 "arisiert". Vertreibung und finanzieller Ruin der Ephrussis waren die Folge, Möbel und Kunstwerke wurden geraubt. Im 2011 erschienenen Roman "Der Hase mit den Bernsteinaugen" erzählt einer der Nachfahren, der Engländer Edmund de Waal, diese Geschichte - in dem das imposante Haus eine wichtige Rolle spielt.
Eröffnet wird die neue Billa-Niederlassung im Dezember. Die Räumlichkeiten wurden früher etwa als Cafe bzw. zuletzt von einer Bank genutzt. Während vergangene Umbauten die Architektur des Gebäudes zunehmend hinter modernen Verkleidungen versteckt haben, brachte die aktuelle Restaurierung laut Aussendung den ursprünglichen Zustand der Innenarchitektur zum Vorschein. So wurde etwa die Stuckdecke gefunden.
Decke in altem Glanz
Der Bereich blieb während der vorherigen Nutzung der Räumlichkeiten als Bankfiliale hinter Zwischendecken versteckt. Der Großteil des Originals hat die Jahre laut Aussendung unbeschadet überdauert. Nachträgliche Einbauten und daraus entstandene Beschädigungen würden im Restaurierungsprozess beseitigt, um die Stuckdecke wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen zu lassen, hieß es.
"Das Palais Ephrussi ist nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern ein wichtiger Bestandteil unseres kulturellen Erbes. Wir sind stolz darauf, mit der Freilegung der Stuckdecke dazu beizutragen, ein einzigartiges Relikt aus der Errichtungszeit zu bewahren und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Ein Dank gilt hier vor allem auch der Eigentümerin B&C-Gruppe, ohne deren finanzielle Unterstützung die Restaurierung nicht möglich gewesen wäre", betonte Billa-Vertriebsdirektor Eric Scharnitz.
Schöne Bauten am Ring
"Ob der Goldene Saal im Wiener Musikverein, das frisch restaurierte Parlament, das Gebäude der Wiener Börse, das Palais Epstein, das Heeresgeschichtliche Museum im Arsenal oder die Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz, viele der schönsten Bauten entlang der Wiener Ringstraße sind vom in Kopenhagen geborenen Architekten Theophil Hansen geplant", hob der stellvertretende Landeskonservator des Bundesdenkmalamtes, Wolfgang H. Salcher, hervor. Er zeigte sich erfreut darüber, dass die "doch etwas überraschend" wiederentdeckte Decke im Erdgeschoß nun bald wieder bestaunt werden könne.
"Das Palais Ephrussi ist in mehrfacher Hinsicht einzigartig: Es hat nicht nur großen architektonischen Wert, sondern auch wirtschafts- und zeitgeschichtliche Bedeutung als ehemaliger Stammsitz der jüdischen Unternehmerfamilie Ephrussi, die bedauerlicher Weise unter schrecklichen Umständen 1938 aus Wien vertrieben wurde.
Es ist uns ein besonderes Anliegen, das historische Erbe dieses Gebäudes zu pflegen und zu wahren", betonte auch Regina Sturm-Lenhart von der B&C-Geschäftsführung. Die Gruppe hat ihren Hauptsitz im Gebäude, sie hält unter anderem Mehrheitsanteile an den Industrieunternehmen AMAG, Lenzing und Semperit.
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