Das ist Wasser auf den Mühlen der Wiener Ärztekammer, die aufgrund der aktuellen Personalnot gerade Streiks in den Gemeindespitälern vorbereitet: „Jetzt haben wir schwarz auf weiß, wovor wir seit Monaten warnen“, lautet die Reaktion der Standesvertretung. „Was von Stadt und Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) als ,Getöse der Ärztekammer‘ abgetan wurde, stellt nun auch die Patientenanwaltschaft fest.“
Individuelle Fehler
Diese sieht das anders. „Die im Tätigkeitsbericht – wie schon in den vergangenen Jahren – dargestellten Einzelfälle dienen nicht dazu, die derzeit breit diskutierten Personalprobleme zu veranschaulichen“, heißt es in einer Stellungnahme.
Vielmehr solle die Tätigkeit der WPPA „im Zusammenhang mit individuellen Behandlungsfehlern und die dabei für die Patienten oder ihre Angehörigen erzielten Entschädigungen“ dargelegt werden. Ähnlich argumentiert man auch im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Dort spricht man von „bedauerlichen Behandlungsfehlern, die leider nicht ausgeschlossen werden können. Diese auf Personalknappheit zurückzuführen, greift zu kurz und ist aus unserer Sicht nicht zulässig“.
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Zum Bericht werde die WPPA erst nach Veröffentlichung und Diskussion im Landtag in der kommenden Woche Stellung nehmen, betont eine Sprecherin des Patientenanwalts.
Im Jahresbericht selbst, der dem KURIER vorliegt, stellt die WPPA allerdings sehr wohl einen Zusammenhang zwischen Personalnot und Behandlungsbeschwerden her. Aus dem Personalmangel in den Häusern des Wigev und anderer Träger und den dadurch bedingten Bettensperren, heißt es darin, resultierten „zahlreiche Beschwerden über OP-Wartezeiten bzw. OP-Terminverschiebungen, Mehrklassenmedizin, unzumutbare Wartezeiten in Ambulanzen, Kommunikationseinbußen sowie die auch medial stark diskutierten Gefährdungsanzeigen“.
Und im Abschnitt zu „Qualitäts- und Kommunikationsmängel“ heißt es: „Manche Behandlungsbeschwerden deuten ebenfalls auf einen Zusammenhang mit Ressourcenproblemen (...) hin.“
Als eines der Beispiele dafür wird jenes der 53-jährigen Patienten angeführt, die nach einer fehlerhaften Dialyse verstarb.
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Debatte am Mittwoch
Was der Bericht jedoch auch ausweist: Rein zahlenmäßig nahmen die Geschäftsfälle der WPPA, die Spitäler betrafen, von 2021 auf 2022 ab. Von 744 auf 723 bei den städtischen, von 295 auf 249 bei den sonstigen Spitälern.
Für hitzige Debatten ist jedenfalls gesorgt, wenn der Bericht am Mittwoch im Landtag vorgestellt wird.
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