Schon eine halbe Stunde nach dem Aufsperren ist das Wartezimmer an diesem Vormittag voll. Vier Mal pro Woche ist die Ambulanz geöffnet, neben der allgemeinmedizinischen gibt es auch zwölf Facharztbehandlungen. 54 Ärztinnen und Ärzte verrichten dort ihren Dienst – ehrenamtlich. Zuletzt unter widrigsten Umständen.
Die Ambulanz platzt aus allen Nähten. Es fehlt an Behandlungsräumen, einer Klimaanlage im so stickigen Wartezimmer, an einer zusätzlichen Sozialarbeiterin.
Seit 2004 hat sich die Zahl der Patienten mehr als verachtfacht. Mittlerweile sind 57 Prozent der Patienten Frauen. Es werden immer mehr Kinder und immer mehr Österreicher behandelt. Das Patientenaufkommen ist sogar so stark gestiegen, dass nun die Ordination umgebaut wird.
Allerdings: Die finanziellen Förderungen sind nicht angeglichen worden. "Uns fehlen 100.000 Euro", sagt Heinz Fronek, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Diakonie. Und zwar nicht für Sonderbehandlungen – wie etwa einer Chemotherapie für eine Krebspatientin – sondern für den täglichen Betrieb.
Aktuell muss sogar Kopierpapier von Spendengeldern bezahlt werden. "Und das sehen wir nicht ein", sagt Geschäftsführerin Carina Spak. Auf Dauer sei das kein Zustand – auch für die insgesamt 74 Ehrenamtlichen sei das nicht zumutbar.
Zu den konkreten Zahlen: Die Förderung durch das Gesundheits- bzw. Sozialministerium ist binnen zehn Jahren von 30.000 auf nunmehr 10.000 Euro gekürzt worden. Von der Gebietskrankenkasse kommen seit dem Jahr 2013 jährlich 60.000 Euro. Dass die Zahl der Patienten seitdem noch einmal stark angestiegen ist, wurde finanziell nicht berücksichtigt.
Die Förderungen des Fonds Soziales Wien (FSW) sind zwar seit 2010 von 30.000 auf 75.000 Euro im Jahr 2018 "deutlich gestiegen", allerdings würden auch die 75.000 Euro nicht ausreichen. Eine Online-Petition wurde gestartet.
In einem Brief wandte sich die ehrenamtliche ärztliche Leiterin von AmberMed, Monika Matal, an die Wiener Stadtregierung – konkret an Bürgermeister Michael Ludwig und den zuständigen Stadtrat Peter Hacker (beide SPÖ). Doch der Brief blieb unbeantwortet. Nun sei der Punkt erreicht, an dem man in die Öffentlichkeit gehen müsse.
Im Büro des zuständigen Stadtrats Hacker will man das so nicht stehen lassen. Man habe den FSW als zuständigen Sozialträger informiert, dieser habe umgehend reagiert. Für Anfang September ist ein Gesprächstermin zwischen FSW und AmberMed anberaumt. Das sei die "übliche Vorgehensweise".
"Dass die Fördersumme angestiegen ist, zeigt, dass wir diese Arbeit sehr schätzen", sagt der Sprecher weiter. Die Ärztinnen und Dolmetscherinnen bei AmberMed würden "exzellente und wichtige Arbeit" leisten. Dass die Förderungen des Bundes reduziert, jene der Stadt aber angehoben wurden, zeige eine "Schieflage" auf: Wenn der Bund auslässt, könne nicht die Stadt finanziell einspringen.
Bei AmberMed sieht man das anders: "Das ist ein Wiener Problem, ein Hauptstadt-Problem", sagt Spak. Nirgendwo sonst in Österreich sei die Versorgung von nicht-krankenversicherten Menschen so notwendig.
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