"Bam, bam, bam": 20 Jahre Haft für Mann, der Nebenbuhler erschoss

"Bam, bam, bam": 20 Jahre Haft für Mann, der Nebenbuhler erschoss
Emre S. setzte sich ins Auto und fuhr von Deutschland nach Wien. Wenig später war ein 39-jähriger Mann tot.

Es ging um Eifersucht. So viel steht fest. Doch ging es auch um die Ehre? "Nein", sagt der Angeklagte am Freitag im Landesgericht für Strafsachen in Wien. Der 36-Jährige ist wegen Mordes angeklagt. Am 23. Februar des Vorjahres soll er von Deutschland nach Wien gefahren sein, um den neuen Lebensgefährten seiner Ex-Frau zu erschießen. Sechs Mal soll er mit seiner illegalen Waffe abgedrückt haben.

"Bam, bam, bam", sagt Emre S., der ursprünglich aus der Türkei stammt. "Ich wollte das nicht. Ich bin in Wut und Verzweiflung gefallen. Das ist sehr schnell passiert, die Kugeln waren sehr schnell."

Er bekennt sich wegen Totschlags schuldig, nicht aber wegen Mordes. "Das war ein heftiger Affekt", sagt sein Anwalt.

Jugendliebe

Schon Monate zuvor hatte sich die Frau von dem Mann getrennt. Sie hatte mit dem gemeinsamen Kind Deutschland verlassen und war nach Wien gegangen. Zu ihrer Jugendliebe. "Halt dich fern von mir, ich werde gehen!", soll die Frau zu ihrem Mann noch gesagt und sich dabei selbst ein Messer an den Hals gehalten haben. In Deutschland war das Paar bereits polizeibekannt. Schon öfter dürfte es zu körperlichen Übergriffen gekommen sein. Gegen den Mann bestand auch ein Annäherungsverbot.

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Doch der Angeklagte fand heraus, wo sie nun zu finden war - Wiener Strafzettel wegen Falschparkens wurden an die deutsche Adresse geschickt. "Ich habe zirka gewusst, wo sie wohnen muss. Ich bin nach Wien gefahren und habe mich herumgetrieben", beschreibt der Angeklagte. Bei einem Videotelefonat mit seinem kleinen Kind habe er ein gelbes Haus gesehen - das habe er gesucht. Und gefunden. Er setzte sich in Baden-Württemberg ins Auto, nahm seine Waffe ("zur Sicherheit") und fuhr nochmals nach Wien.

Zwei weitere Männer in der Wohnung

Im Februar stand er schließlich vor der Tür. Der neue Lebensgefährte (39) der Frau - der Angeklagte kannte ihn von früher - öffnete. "Wir haben uns zwei, drei Sekunden angeschaut. Ich hatte ihn ja auch schon lange nicht gesehen", beschreibt der Mann. Dann habe er auf ihn eingeprügelt. Dass sich zwei weitere Männer in der Wohnung in der Troststraße befanden, habe er erst da bemerkt.

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Warum das alles? "Er hat mich angerufen und mir gedroht, dass er Sex-Videos von meiner Frau veröffentlicht, wenn ich mich nicht fernhalte. Ich hatte keine andere Wahl." Er habe den Nebenbuhler zwingen wollen, das Video zu löschen. Laut Staatsanwaltschaft dürfte es dieses Video allerdings nie gegeben haben.

Weg führte ihn in die Türkei

"Plötzlich hat es an der Tür geläutet", beschreibt Emre S. Der Nebenbuhler habe sofort angefangen, um Hilfe zu schreien. "Da bin ich in Panik geraten." Er drückte ab.

Einem der anwesenden Zeugen drohte er noch: "Wenn du etwas sagst, finde ich dich."

Emre S. fuhr weg. "Ich wollte mich in Deutschland der Polizei stellen", beteuert er. Doch der Weg führte ihn in Türkei. Im Juli 2022 wurde er schließlich in Georgien festgenommen und von dort nach Wien ausgeliefert.

Urteil: 20 Jahre Haft; nicht rechtskräftig.

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