SPÖ erteilt Vassilakou-Plänen eine Absage

So soll die Ringstraße vor der Oper aussehen.
Die grünen Visionen für einen autofreien Ring stoßen beim Koalitionspartner auf breite Ablehnung.

Nächstes Streitthema zeischen Rot und Grün: "Die Autos einfach zu verbannen, ist keine Lösung", sagt SPÖ-Verkehrssprecher Gerhard Kubik: "Wir wehren uns dagegen, dass Autofahrer immer als böse abgestempelt werden – sie sind Teil des Verkehrs, genauso wie Öffi-Benutzer, Radfahrer und Fußgänger. Wie auch zuletzt Bürgermeister Michael Häupl festgestellt hat, bieten wir Anreize, aber keine Verbote." Der Angesprochene sieht die grünen Vorstöße ebenfalls kritisch. "Seit ich Bürgermeister von Wien bin, ist der Anteil der Öffis von 20 auf 40 Prozent gestiegen, jener der Autos umgekehrt gesunken. Und das, ohne ständig die Autofahrer zu ärgern", sagt Häupl im Gespräch mit dem KURIER.

Stein des Anstoßes

Die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou hatte zuletzt zwei internationale Architekturteams eingeladen, sich Gedanken über die Ringstraße zu machen. Während das Team aus Kopenhagen alle Nebenfahrbahnen samt Parkplätzen verschwinden lassen würde, bliebe bei den Vorschlägen aus Barcelona nur noch die Zufahrt zum Ring für den Lieferverkehr und Anrainer. Vassilakou sieht die Vorschläge als "Inspiration sowie als Anstoß einer Diskussion".

Für die rote Bezirksvorsteherin-Stellvertreterin in der City, Daniela Ecker-Stepp, sind Vassilakous Pläne dagegen "Luftblasen". Das Engagement Vassilakous sei zwar erfreulich, aber kaum umsetzbar. "Man könnte meinen, dass ihr Interesse ihrer eigenen Inszenierung gilt, nicht der Umsetzung realer Projekte", so Ecker-Stepp. Auch dürfe man nicht vergessen, dass die Innere Stadt ein Wirtschaftsmotor sei. Man müsse daher bei derartigen Maßnahmen auch die Wirtschaft und den Bezirk einbinden.

Es gibt noch keinen Plan. Für Kostenschätzungen ist es ebenso noch zu früh wie für einen konkreten Zeitrahmen. Aber es gibt Visionen, wie die Ringstraße, die heuer 150 Jahre alt wird, in Zukunft aussehen könnte. Unter dem Titel "150+" präsentierte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou am Dienstag zwei davon. Die Quintessenz: Der Ring würde sich als Ort der Begegnung eignen – mit mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer. Und mit weit weniger Verkehr.

"Unsere Vision zur Ringstraße ist eine Transformation von einer schnellen, lärmintensiven Straße hin zu einem Boulevard für Fußgänger", erklärt Marc Montilleó, vom Stadtplanungsbüro "Barcelona Regional". Genau wie "Gehl Architects" aus Kopenhagen wurden die Katalanen von der Stadt Wien eingeladen, Perspektiven für den Ring zu entwickeln.

Gemeinsam ist den präsentierten Ideen die bessere Nutzung der Ringstraße als Aufenthaltsort. Insbesondere die Umgebungen rund um historische Gebäude, wie Universität, Burgtheater und Staatsoper, ließen sich in Flanierbereiche umgestalten.

Und zwar auf Kosten der derzeit hauptsächlich als Parkplätze genutzten Nebenfahrbahnen. Die Dänen schlagen vor, dass Straßenbahn und Individualverkehr weiterhin die Mitte des Rings benutzen könnten – wenn auch in reduziertem Ausmaß. Die Spanier plädieren dagegen für die gänzliche Verbannung der Autos. So könnten Passanten zum längeren Verweilen eingeladen werden, die Prunkbauten würden noch besser zur Geltung kommen, meinen die Experten.

Als Beispiel nennt Vassilakou das Burgtheater. "Auf der einen Seite befindet sich derzeit ein Parkplatz, auf der anderen eine Tankstelle und rundherum sanierungsbedürftiger Asphalt. Das ist ein nachlässiger Umgang."

Geht es nach ihr, könnte daher zwischen Uni und Burgtheater mit der Attraktivierung samt Verkehrsberuhigung begonnen werden. Sofern die Grünen nach der Wahl wieder in der Regierung sitzen, sei es möglich, bereits in der nächsten Legislaturperiode erste Schritte zu setzen. Dann könne die Neugestaltung des Rings "Stück für Stück" vonstattengehen, sagt die Vizebürgermeisterin.

"Inspiration"

Vorerst will Vassilakou die Präsentation der "150+"-Visionen aber bloß als "Inspiration sowie als Anstoß einer Diskussion" verstanden wissen. Bei den anderen Parteien hält sich die Euphorie ob des Inputs allerdings in Grenzen.

Am offensten steht der Debatte noch SP-Verkehrssprecher Siegi Lindenmayr gegenüber – "das ist eine von vielen Diskussionsgrundlagen", meint er. Akuten Handlungsbedarf sieht er aber keinen.

"Ein gravierendes Verkehrschaos" prophezeit dagegen VP-Chef Manfred Juraczka – zumal Vassilakou Pläne, wie und wohin man den bestehenden Autoverkehr umlenken will, schuldig bleibe.

Einen "Super-GAU für die Kaufleute in der City", befürchtet Rainer Trefelik, Handelsobmann in der Wiener Wirtschaftskammer. "Würde der Verkehr eingeschränkt oder behindert, wäre die Erreichbarkeit für Lieferanten und Kunden massiv gestört."

Und für Toni Mahdalik von der FP sind die Visionen "völliger Holler". "Entlang des Rings gibt’s genug Platz zum Flanieren." Parteichef HC Strache spricht von "blankem Verkehrsirrsinn".

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