"Autofreie" Innenstadt: Katholische Aktion gegen Toni Faber
Die Katholische Aktion in der Erzdiözese Wien unterstützt das Fahrverbot, das die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein bald verhängen will - und stützt sich in ihrer Argumentation auf große Worte: Sie zitiert niemand geringeren als Papst Franziskus.
"Die Menschheit ist aufgerufen, sich der Notwendigkeit bewusst zu werden, Änderungen im Leben, in der Produktion und im Konsum vorzunehmen, um diese Erwärmung zu bekämpfen", habe der Papst vor mehr als fünf Jahren in der Enzyklika "Laudato Si" gefordert. Danach wolle man leben und entscheiden - auch in Sachen Fahrverbot, heißt es in einer Aussendung der Katholischen Aktion.
"Das Konzept einer weitgehend autofreien Innenstadt ist ein wichtiger Schritt zu einer klimagerechteren Stadt", sagt Walter Rijs, Präsident der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien. "Es unsere Aufgabe als Christinnen und Christen solche Initiativen zu unterstützen, egal aus welcher politischen Ecke sie kommen."
Den Papst wähnt die Katholische Aktion also auf ihrer Seite. Definitiv nicht einer Meinung ist man aber mit Toni Faber, dem Dompfarrer im Stephansdom.
Toni Faber ist - in Sachen Fahrverbot - ein Unterstützer Ludwigs: Beide sind von Hebeins Konzept, das eine Verringung des Verkehrs in der Innenstadt bringt, aber zahlreiche und komplizierte Ausnahmen vorsieht, nicht begeistert.
Treffen mit Ludwig
Faber hält mit seiner Meinung auch nicht hinter dem Berg: Schon seit Längerem kritisiert er die Pläne. Unlängst gab es auch ein Treffen mit dem Stadtchef auf dem Stephansplatz, in dem beide vor dem Fahrverbot in der geplanten Form warnten.
Faber fürchtet, dass Gläubige aus anderen Bezirken nicht mehr zum Dom zufahren können und so ihrer "spirituellen Tankstelle" beraubt würden. Nicht nur bei Messen, sondern auch bei anderen kirchlichen Aktivitäten (etwa Flohmärkten oder Feiern) müsse eine Zufahrt mit dem Auto möglich sein.
Bei der Katholischen Aktion sieht man das anders: "Ich freue mich, dass gerade hunderte ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter der Erzdiözese hier lobendes Beispiel sind", sagt Rijs. "Immer mehr kommen mit dem Rad und der überwiegende Teil der Menschen, die am Stephansplatz arbeiten, kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, teilweise über mehr als 50 Kilometer aus weiten Teilen Niederösterreichs."
Die Kritik Fabers ist dennoch Wasser auf den Mühlen des Bürgermeisters. Er fühlte sich von Anfang an nicht eingebunden in die Pläne Hebeins, die sich lieber türkise Unterstützung aus dem 1. Bezirk holte.
Bis jetzt hat Ludwig nicht entschieden, ob er sein Veto einlegen wird. Noch warte man auf das Gutachten der Rathaus-Juristen, heißt es aus seinem Büro. Dieses dürfte aber diese Woche vorliegen.
Die Vizebürgermeisterin hat vergangene Woche hingegen eine eigene Studie vorgelegt - durchgeführt von der Boku. Diese zeigt, dass die Verdrängungseffekte auf die benachbarten Bezirke nicht so groß seien wie befürchtet.
Dass man mit Toni Faber nicht einer Meinung sei und dies auch öffentlich kommunizieren wolle, dazu steht man übrigens in der Katholischen Aktion: "Es gibt immer wieder unterschiedliche Meinungen in der katholischen Kirche. Und wir haben zu dieser Thematik offenbar einen anderen Zugang als der Dompfarrer", heißt es am Sonntag auf KURIER-Nachfrage. Ein generelles Problem? "Nein, zu 99 Prozent kommen wir gut aus mit Toni Faber."
Wahlempfehlung
Übrigens: Auch eine etwas verklausulierte Wahlempfehlung für die Wien-Wahl gibt die Katholische Aktion ab. Es gebe "erschiedene Kompasse für ChristInnen", um ihre Wahlentscheidung zu fällen, sagt Rijs. "Ich persönlich bevorzuge derzeit die Enzyklika "Laudato Si" und das noch immer weitgehend hochaktuelle Sozialwort der Kirchen aus dem Jahr 2003."
Darin gebe es "von der ökologischen bis zur sozialen Frage viele Anhaltspunkte zur Orientierung. Neben der notwendigen Einbremsung der Klimakrise gehört dazu ein Fokus auf die armen und benachteiligten Menschen in dieser Stadt."
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