Autofahrern droht weiter Stauärger

Dienstagmorgen: Der vorprogrammierte Stau bei der Westeinfahrt.
Weitere Abschnitte werden ab heute nur einspurig geführt, Stadt beschwichtigt. Mit KURIER-Kommentar.

Bernhard Engleder steht an der Schönbrunner Schlossstraße und begutachtet, wie seine Arbeiter die nächste Baustelle an der Westeinfahrt vorbereiten. Hinter dem Baustellenkoordinator und Chef der MA28 rauschen die Autos stadteinwärts vorbei. Noch. Denn Engleder weiß genau, dass das ab dem heutigen Dienstagmorgen anders sein wird.

Dann wird hier nur noch eine Fahrspur offen sein – und der nächste Stau auf der Wiener Westeinfahrt ist programmiert. "Wir haben keine andere Wahl", sagt Engleder, "die Westeinfahrt muss heuer saniert werden."

Ab 2016 wird die U4 generalsaniert, der Schienenersatzverkehr muss dann reibungslos vorankommen. Seit Wochen spüren Autofahrer die Folgen, nun geht es in die heiße Phase: Bis 31. August ist von der Braunschweiggasse bis zum Gaudenzdorfer Gürtel abschnittsweise nur noch eine Fahrspur frei. Bis 31. Juli auch zwischen Mantlergasse bis Braunschweiggasse. Engleder empfiehlt, großräumig über die A21 oder über die Linzer Straße auszuweichen. Mit Verzögerungen müsse aber jedenfalls gerechnet werden. "Pendler sollten die Öffis nutzen", sagt Engleder.

Fehleinschätzungen

ÖAMTC-Experte Martin Hoffer kritisiert das Baustellenmanagement der Stadt und rechnet mit weiteren Verzögerungen: "Es ist eine Fehleinschätzung, dass der Verkehr in den Sommermonaten so abnimmt wie früher." Daher brauche man sich über das jetzige Chaos nicht wundern. Er kritisiert aber auch handwerkliche Fehler.

Autofahrern droht weiter Stauärger
Wer etwa glaubt, in Richtung Ottakring über die Hütteldorfer Straße auszuweichen, irrt. Wegen Gleisbauarbeiten ist das Kreuzungsplateau Hütteldorfer Straße/Leyserstraße/Ameisgasse für Autofahrer komplett gesperrt. "Auch bei den Ampelschaltungen wurden die Möglichkeit einer grünen Welle noch nicht ausgeschöpft", sagt Hoffer. "Dann noch zu sagen, die Leute sollen auf die Öffis umsteigen, ist beinahe zynisch."

"Ich habe großes Verständnis für den Ärger all jener, die im Stau stehen", sagt Wiens Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). Aber an den Sanierungen führe leider kein Weg vorbei: "Wir sorgen jeden Sommer dafür, dass die Wiener Straßen verkehrssicher bleiben. Dafür müssen auch viel befahrene Straßen wie die Westeinfahrt oder die Gürtelbrücke saniert werden."

Weitere Staupunkte

So kommt es auch rund um die Gürtelbrücke ab dem heutigen Dienstag zu neuen Behinderungen. Die Heiligenstädter Lände wird bis Ende August zwischen Heiligenstädter Brücke und Auffahrt Gürtelbrücke saniert. Zwei Spuren sollen aber offen bleiben.

Gebaut wird ab sofort auch am Handelskai rund um die Auffahrt zur Südosttangente. Ein Abschnitt Richtung Simmering muss hier gesperrt werden, ab der Chrastekgasse gibt es eine Umleitung.

Ebenfalls gesperrt wird der Rennweg stadteinwärts, stadtauswärts steht nur eine Fahrspur zur Verfügung. Hier bauen die Wiener Linien die Kreuzung Ungargasse um.

Bernhard Engleder weiß, was auf ihn und seine Arbeiter in den nächsten Wochen zukommt. "Ich habe nur einen Wunsch", sagt er, "lassen Sie uns arbeiten."

Die Mariahilfer Straße ist die wichtigste Baustelle der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Während das grüne Prestigeprojekt derzeit sogar unter der geplanten Bauzeit liegt, stehen Autofahrer im Westen Wiens in der Hitze im Stau. Wenn nur ein Bruchteil der Planungs- und Geldressourcen, die für die Einkaufsstraße aufgewendet wurden, in die Baustellenplanung geflossen wären, hätte man ein Chaos vermeiden können.

Nun streiten Stadt und Baufirma, wer Schuld hat. Übrig bleiben die Autofahrer. Kein Wunder, dass sich mittlerweile nicht nur die Vertreter der Autofahrerclubs von der grünen Stadtpolitik verfolgt fühlen. Der Leiter der Straßenbauabteilung (MA28) rät jetzt den Autofahrern, auf die Öffis umzusteigen. Das wäre dann ganz im Sinne der grünen Verkehrsstadträtin.

Autofahrern droht weiter Stauärger

Sie ärgern sich wieder einmal über den nervigen Baustellen-Sommer? Der KURIER bietet seinen Lesern ab Dienstag eine neue Plattform. Die Redaktion braucht dazu ihre geschätzte Mithilfe. Und darum geht es:

- Wo sind Baustellen, auf denen nicht gearbeitet wird?

- Welche Bauprojekte auf Wiens Straßen ärgern Sie besonders, und warum?

- In welcher Region der Stadt ist das Baugruben-Aufkommen besonders hoch?

- Kennen Sie neue, besonders innovative Alternativ-Routen?

- Informieren Sie uns über schlecht beschilderte Umleitungen.

- Wo werden wegen der Arbeiten zu viele Parkplätze eliminiert?

- Wo sind Baulose nicht korrekt gesichert, wo ist die Staub- und Lärmbelastung unerträglich?

Infos und Fotos bitte an: baustelle(at)kurier.at

Die Redaktion wird die Politik mit den Problemen konfrontieren. Wir berichten darüber.

Liebe Leserinnen und Leser, aufgrund technischer Probleme war die angeführte Email-Adresse am Dienstag vorübergehend nicht erreichbar. Der Fehler ist nun behoben. Danke für Ihr Verständnis, die Redaktion

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