Aus Kerzen von Orten des Terroranschlags werden Kunstwerke

Tausende Kerzen entzündeten Wienerinnen und Wiener im Gedenken an die Terroropfer vom 2. November.
Die Stadt Wien stellt Künstlerin Sabine Wiedenhofer die Reste Tausender Kerzen für eine riesige Skulptur zur Verfügung.

Sie waren monatelang Zeichen des Gedenkens, der Solidarität und der Nächstenliebe: Tausende Kerzen, die Wienerinnen und Wiener an den Orten der Terroranschläge vom 2.11.2020 platziert haben. Nun sind die Lichterinseln zwar erloschen, ein Symbol der Erinnerung soll aber bleiben. Und zwar in Form einer Skulptur, die Künstlerin Sabine Wiedenhofer aus den Resten der Grabkerzen fertigen will.

Dafür hat sich die Wiener Contemporary-Art-Künstlerin, die am Abend des Terroranschlags selbst mit ihren Kindern unter einem Tisch eines Restaurants in der Judengasse kauerte, einen Großteil der Kerzen gesichert. 300 Säcke voll lagern zurzeit in einem Container der MA48, zur Verfügung gestellt von der Stadt Wien.

"Manifest der Empathie"

Als sie ein paar Tage nach dem Anschlag wieder in die Wiener Innenstadt gegangen sei und "ein Meer des Mitgefühls aus Tausenden Kerzen und Blumen" gesehen habe, sei ihr klar geworden, "dass dieses Bild nicht in den Müll wandern darf", erzählt die Künstlerin. "Dieses Manifest der Empathie und der Hoffnung muss unserer Stadt erhalten bleiben", meint sie.

Darum werden die Reste aus Tausenden Kerzen - Plastik, Glas und Wachs - nun recycled, geschreddert und miteinander verschmolzen. Dieses Material transportiert Wiedenhofer sodann nach Murano, wo es mit Glas fusioniert wird. So entsteht der Baustoff, aus dem Wiedenhofer ein 17 Meter langes und ebenso breites Oktogon formen wird.

Und falls ihr der Platz dafür zur Verfügung gestellt werde - etwa im Rahmen der Art Austria Ende April im Museumsquartier - werde sie sogar ein zweites anfertigen. Damit die beiden Teile aus der Vogelperspektive tatsächlich wie eine Acht aussehen.

Aus Kerzen von Orten des Terroranschlags werden Kunstwerke

Künstlerin Sabine Wiedenhofer.

Die Form ist nicht zufällig gewählt. "Der Terroranschlag war am 2.11.2020", erinnert die Künstlerin. "Numerologisch ergibt das acht. Darum das Oktogon, in der Mythologie das Zeichen für Vollkommenheit."

Große und kleine Skulpturen

Es gehe "um die Verschmelzung von Symboliken, von Glaubenssätzen, von Materialien und dadurch um die Erschaffung einer neuen Einheit. Einer Vollkommenheit, die das unabdingbare Fundament für eine gemeinsame Zukunft in Frieden und Toleranz ist“, sagt Wiedenhofer, die seit Jahren mit unterschiedlichsten Materialien experimentiert und deren Werke unter anderem bei der Biennale di Venezia ausgestellt wurden.

Den vier Todesopfern sowie den 20 Verletzten des Terroranschlags werden in der Skulptur eigene Bereiche gewidmet. Natürlich müsse das Kunstwerk daher öffentlich zugänglich sein (was sie bei der zuletzt wegen Covid verschobenen Art Austria ja wäre).

Zusätzlich soll es aber auch kleine Versionen davon zu kaufen geben. Erhältlich sein sollen sie in der Galerie Kovacek in der Wiener Spiegelgasse. Zudem sucht Wiedenhofer noch eine geeignete gemeinnützige Organisation, die die kleinen Skulpturen für einen guten Zweck nutzen kann.

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